The Sign Bd. 1 Nur zu deiner Sicherheit
Dee wegnahm.
***
Dee, Grandpa und Grandma machten sich auf den Weg zum Festival, doch ich hatte schon lange beschlossen, zu Hause zu bleiben, offiziell, um mein Zimmer in Ordnung zu bringen, aber in Wirklichkeit brauchte ich eine ruhige Minute, um mir das Babybuch endlich mal genauer anzusehen. Es war das erste Mal, dass ich seit Ginnies Tod völlig allein war. Da ich nun wusste, dass Ed bei Dee angerufen hatte, war das Bedürfnis noch stärker, so schnell wie möglich meinen Vater zu finden und ihn zu kontaktieren. Er würde mir sicherlich dabei helfen, auf sie aufzupassen. Wenn Dee auch nicht seine Tochter war, so war sie doch immerhin meine Schwester und die Tochter von Ginnie. Das musste auch ihm etwas bedeuten.
Mein PAV piepte. Es war Mike.
»Hey, was treibst du? Willst du in die Stadt mitkommen?«
»Eigentlich nicht. Ich bin immer noch am Auspacken.«
»Na gut. Vielleicht kommen wir später vorbei.«
»Bitte nicht«, sagte ich. »Ich muss echt endlich mal fertig werden. Außerdem hab ich keinen Bock, mit euch rumzuhängen. Ich wäre heute lieber allein.«
»Oh, okay. Klar, verstehe. Dann bis später, Nina. Tschüss.« Mike legte auf.
Als das erledigt war, holte ich das Buch aus meinem Schrank (der im Grunde nichts weiter war als ein Umzugskarton, den ich hochkant aufgestellt hatte). Mit dem Buch und einem kleinen Notizblock begab ich mich ins Wohnzimmer und ließ mich in Grandpas Sessel sinken. Er roch nach ihm – nach Ingwer und nach Aftershave. Er aß für sein Leben gern kandierten Ingwer, er meinte mal, das habe er von einem Highschool-Freund meines Vaters übernommen. Ich machte mir eine Notiz, ihn dazu zu befragen – ich brauchte jede noch so kleine Information, die ich im Moment über meinen Vater kriegen konnte. Ich machte es mir auf dem Sessel gemütlich und öffnete das Buch mit dem Titel »Babytage«.
Die erste Seite war übersät mit zartrosa Blümchen, hellgrünen Blättern und zeigte einen blauen Himmel mit kleinen fluffigen Wölkchen. Zwischen den Blumen spielten kleine Kätzchen und Hundebabys. Alles total süßes kleines Babyzeugs. Auf der nächsten Seite war eine Art Urkunde zu sehen, die in Ginnies ordentlicher Handschrift ausgefüllt war.
Name: Delisa Jane Oberon
Geboren am: 21. April 2139
Mutter: Virginia Dale Oberon
Vater: _________________
Ich notierte mir all das und machte mir eine gesonderte Notiz, dass Eds Name nicht eingetragen war. Er war ja auch mit jemand anderem verheiratet. Außerdem war das hier keine offizielle Geburtsurkunde. Vielleicht hatte Ginnie nicht gewollt, dass irgendwo in diesem Buch ein Hinweis auf Ed zu finden war.
Überall auf der Seite waren handgezeichnete, schnörkelige Verzierungen und Blümchen zu sehen. Ginnie hatte leidenschaftlich gern rumgekritzelt, genau wie ich. Manchmal haben wir beide sogar zusammen Bilder gemalt. Die hat sie immer am Kochcenter im Wohnmodul aufgehängt, gleich neben meinen Zeichnungen aus dem Kunstunterricht. Plötzlich klingelte es an der Tür. Ich erschrak zu Tode.
Schnell rannte ich zur Überwachungsanlage und sah blinzelnd auf den Bildschirm. »Hallo?«
»Lass uns rein.« Mikes Gesicht klebte direkt mit der Nase an der Kameralinse – sie war nichts als ein riesengroßer Fleck. »Wir sind hier, um dich ein wenig aufzuheitern.«
Verdammt. Warum hörten meine Freunde eigentlich nie auf mich? Ich wollte echt allein sein. Doch ich konnte ihnen auch nicht böse sein, da sie es ja nur gut meinten. Ich drückte auf den Türöffner. »Kommt schon hoch.«
Rasch rannte ich in mein Zimmer und versteckte das Buch, und gerade noch rechtzeitig schaffte ich es zurück zur Tür, als sie auch schon klopften. Mike und Derek versuchten wie ein Team von Komikern, sich aneinander vorbeizudrängeln. Derek kam als Erster in die Wohnung gestolpert.
»Sieh mal, wen wir auf dem Weg hierher getroffen haben.« Mike zerrte Sal hinter dem Türstock hervor.
»Hi«, sagte er leise.
Ich brachte kaum ein Nicken zustande. Sal war nun wirklich der Letzte, den ich erwartet oder vielmehr, den ich zu sehen gewünscht hätte. Dass mein Herz jetzt ein wenig raste, konnte doch unmöglich etwas mit dem Blitzen in seinen braunen Augen zu tun haben. Halbherzig unterdrückte er ein breites Grinsen.
Er deutete hinter mich. »Sieht ganz so aus, als hättest du da was fallen lassen.«
Ich warf einen Blick über die Schulter und tatsächlich, da lag mein Block mit den Notizen – offen aufgeschlagen und für alle sichtbar.
XIII
Ich dachte gerade
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