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The Stand. Das letze Gefecht

The Stand. Das letze Gefecht

Titel: The Stand. Das letze Gefecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ging zufrieden an seinen Platz zurück. Er hatte mit einem großen Löffel gerührt... oder sollte man lieber sagen, er hatte sie wie eine Violine gespielt? Spielte eigentlich keine Rolle. Sie waren eher wütend als verängstigt, sie waren bereit für eine Herausforderung (obwohl sie nächsten April vielleicht nicht mehr so begeistert sein würden, wenn sie einen langen Winter gehabt hatten, um sich etwas abzukühlen)... und vor allem waren sie bereit zu reden.
    Und sie redeten wirklich, drei Stunden lang. Gegen Mitternacht brachen einige auf, aber nicht viele. Wie Larry schon vermutet hatte, kam nichts Vernünftiges dabei heraus. Es wurden wilde Vorschläge gemacht: ein eigenes Jagdbombergeschwader und/oder Atomwaffenarsenal, ein Gipfeltreffen, eine ausgebildete Mörderschwadron. Aber kaum praktische Vorschläge.
    Im Verlauf der letzten Stunde stand einer nach dem anderen auf und gab seinen Traum zum besten, was alle anderen zu faszinieren schien. Stu mußte wieder an die endlosen Diskussionen über Sex denken, an denen er (weitgehend als Zuhörer) als Teenager teilgenommen hatte.
    Ihre zunehmende Bereitschaft zu reden erstaunte und rührte Glen, ebenso die spannungsgeladene Atmosphäre, welche das teilnahmslose Desinteresse zu Beginn der Versammlung verdrängt hatte. Eine große, längst überfällige Katharsis fand statt, und auch er mußte an Gespräche über Sex denken, wenn auch auf eine andere Weise. Sie sprechen wie Menschen, dachte er, die die verborgenen Geheimnisse ihrer Schuldgefühle und Unzulänglichkeiten lange Zeit für sich behalten haben, nur um nun herauszufinden, daß alles, wenn es erst einmal ausgesprochen wurde, längst nicht mehr so überlebensgroß war. Als das im Schlaf gesäte innere Entsetzen schließlich in dieser öffentlichen Marathonsitzung geerntet wurde, wurde das Entsetzen besser handhabbar... vi elleicht sogar besiegbar.
    Die Versammlung löste sich um halb zwei Uhr morgens auf, und Glen verließ sie mit Stu und fühlte sich zum ersten Mal seit Nicks Tod wieder fröhlich. Er hätte das Gefühl, als hätten sie die ersten schweren Schritte aus sich selbst heraus gemacht, dem Schlachtfeld entgegen, das sie erwartete.
    Er verspürte Hoffnung.

    Der Strom wurde zur Mittagszeit des 5. September wieder eingeschaltet, wie Brad versprochen hatte.
    Die Luftschutzsirene auf dem Dach des Gerichtsgebäudes stimmte ein lautstarkes, wimmerndes Heulen an, lockte eine Menge ängstlicher Menschen auf die Straße, wo sie panisch in den wolkenlosen Himmel sahen, um die Luftwaffe des dunklen Mannes zu erspähen. Manche flohen in ihre Keller und blieben dort, bis Brad einen durchgeschmorten Schalter fand und die Sirene ausschaltete. Dann kamen sie verschämt wieder nach oben.
    Strom verursachte ein Feuer in der Willow Street, und ein paar freiwillige Feuerwehrleute rasten hin und löschten. An der Kreuzung Broadway und Walnut explodierte ein Kanaldeckel, flog fast fünfzehn Meter durch die Luft und landete wie ein großer, rostiger Flohhüpfstein auf dem Dach des Oz-Spielzeugladens. An diesem Tag, der in der Zone später Energietag genannt wurde, gab es nur einen tödlichen Unfall. Aus unbekannter Ursache explodierte eine Karosseriewerkstatt draußen in der Pearl Street. Rieh Moffat saß mit einer Flasche Jack Daniels im Schoß in einem Hauseingang auf der gegenüberliegenden Straßenseite; er wurde von einem Stück Wellblech getroffen und war auf der Stelle tot. Er würde keine Schaufensterscheiben mehr einschlagen. Stu war bei Fran, als die Neonlampen in ihrem Krankenzimmer summten und aufleuchteten. Er sah sie flackern, flackern, flackern, bis sie schließlich das vertraute Licht ausstrahlten. Er konnte den Blick nicht abwenden, bis sie fast drei Minuten lang gebrannt hatten. Als er Frannie wieder ansah, glitzerten Tränen in ihren Augen.
    »Fran? Was ist los? Sind es die Schmerzen?«
    »Es ist wegen Nick«, sagte sie. »Es ist nicht richtig, daß Nick das nicht mehr erleben kann. Halt mich fest, Stu. Ich will für ihn beten, wenn ich kann. Ich will es wenigstens versuchen.«
    Er hielt sie fest, wußte aber nicht, ob sie betete oder nicht. Plötzlich stellte er fest, daß er Nick sehr vermißte und Harold Lauder mehr haßte als je zuvor. Fran hatte recht. Harold hatte nicht nur Nick und Sue umgebracht; er hatte ihnen das Licht gestohlen.
    »Psst«, sagte er. »Pssst, Frannie.«
    Aber sie weinte noch lange. Als die Tränen schließlich versiegt waren, drückte er auf den Knopf, um das Bett höher zu

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