Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
verabreichte.
Unmittelbar darauf versetzte er im dann einen Hieb gegen die Schläfe, worauf er ohnmächtig in sich zusammensackte.
Binnen Sekunden befand er sich hinter dem Kommandant, die Schneide an dessen Kehle haltend.
„Komm“, forderte er Annemarie auf, die seiner Aufforderung nachkam. Der Gardist hatte seine Waffe sinken lassen. Mit aufgerissenen Augen starrte er auf ihn.
„Das kostet Ihnen die Freiheit“, sprach der Kommandant ihn an. „Dafür werde ich sorgen.“
„Ihnen kostet es die Seele, wenn Sie mich hindern das zu tun, was getan werden muss“, zischte er ihm ins Ohr. „Hinlegen!“ befahl er darauf.
Wenige Minuten später befanden sie sich Richtung Ausgang. Die Gardisten lagen geknebelt und mit ihren eigenen Gürteln gefesselt im Lesesaal unter den Tischen.
„Sie wussten von unserem Vorhaben.“ Annemarie blickte mehrmals zurück. Sie schienen die Einzigen in diesem Gebäude zu sein, dessen Wände meterhoch mit den unterschiedlichsten Motiven der christlichen Vergangenheit bemalt waren. Weit und breit war sonst niemand, auch nicht der Bibliothekar, den sie jeden Augenblick erwarteten.
„Harry Bansly war gerissen“, sagte Henriece leise. „Er hatte das Dorf unter seiner völligen Kontrolle – allein durch die Verbindung mit Theodor. Frank Garden hat nun diese Verbindung zu ihm. Wir sind ihm ausgeliefert, solange er das Zeichen an sich hat. Dass wir uns in Harbourn gegen Theodor wehren konnten lag an Chrissie. Sie steht unter seinem Schutz um sich selbst wieder in das Leben holen zu können.“
„Sie meinen, Garden kennt unser Vorhaben und unseren Plan durch ihn?“ Demonstrativ zeigte sie nach oben.
„Ja“, bekräftigte Henriece überzeugt. „Das Zeichen, verstehen Sie. Das verbindet ihn mit Theodor.“
„Wenn das so ist“, entfuhr es Annemarie zynisch, „dann halte ich das nächste Mal nicht mehr daneben.“
Wider Erwarten konnten sie das vatikanische Gelände verlassen, ohne daran gehindert zu werden. Auch von Frank Garden war nirgends die Spur – der sie aber in sicherem Abstand schon seit ihrem Verlassen des Lesesaales auf leisen Sohlen verfolgte; gekleidet in einem Talar gab er den Anschein, den Reihen der Geistlichen anzugehören. Noch bevor die Beiden das vatikanische Areal verlassen hatten, wandte Garden sich um und betrat wieder das Innere des christlichen Palastes, mit direktem Ziel in die Vatikanische Apostolische Bibliothek. Mit gesenktem Haupt, die Hände jeweils in den Ärmeln der Kutte verborgen, schritt er durch die Hallen hindurch direkt zum Lesesaal.
*
„ W ir sind namentlich benannt“, sagte Annemarie, nachdem sie sich in einen nahe gelegenen Park begeben hatten. Hinter einem Lorbeerbusch hielten sie sich verborgen. „Die Messungen im Petersdom sind nun nicht mehr möglich.“ Wütend und traurig zugleich schaute sie in die Richtung des Doms. „Ich frage mich, warum es so einfach war, das Buch und die Schriften zu finden. Das ist mir zu ungewöhnlich.“
„Warum einfach?“ Henriece sah Annemarie in die Augen. „Die Offensichtlichkeit ist das beste Versteck. Hätten wir nach Verborgenem gesucht, hätten wir es wahrscheinlich niemals gefunden.“
„Dennoch“, ließ Annemarie nicht locker, „warum sind diese Schriften nicht schon längst entdeckt worden? Simon Petrus, Verleugner Jesus, von ihm als Satan bezeichnet. Der Papyrus, von unschätzbarem Wert, stand zwischen Büchern, die von tausenden Menschen betrachtet werden. Täglich finden Untersuchungen statt und es wird geforscht. Mir ist es einfach unbegreiflich, außer…“, sie stockte für einen Atemzug, „Pater Adriano hatte da seine Finger im Spiel.“
„Darüber nachzusinnen ist unnütz“, erwiderte Henriece fast ein wenig schroff. „Wir wissen beide um die Gesetze der Geisteskraft Bescheid. Nehmen wir es, wie uns gegeben. Auch das Buch der Säulen, es wurde uns gegeben.“ Henriece warf einen Blick in den wolkenverhangenen Himmel. „Wir dürfen unser Vorhaben, die dritte Säule zu messen, nicht verwerfen“, setzte er noch hinzu und richtete seinen Blick wieder auf Annemarie. „Es hat sehr viel mit Theodor zu tun.“
„Theodor“, flüsterte Annemarie. „Allmählich erfahre ich seine Macht. Allmählich beginne ich zu begreifen.“ Sie stockte und schaute schweigend auf den Boden. „Wir wissen nicht, warum“, sagte sie dann. „Wir wissen nicht, weshalb sie uns gefangen nehmen wollten. Ich glaube nämlich nicht, dass es etwas damit zu tun hat, dass ich die Mappe und das
Weitere Kostenlose Bücher