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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Buch?«
    Smithback verzog in gespielter Überraschung das Gesicht. »Aber nein. Oder doch. Ja. Ich denke schon. Für so ein Buch ist alles wichtig. Aber zunächst einmal interessiert es mich persönlich.«
    Nora seufzte. »Ihr Leute aus dem Osten haltet das Spurensuchen immer für eine Art Kunst oder eine angeborene Fähigkeit, die nur bestimmte Völker haben. Aber in Wirklichkeit ist es überhaupt nicht schwer, außer natürlich, wenn man eine Spur auf Fels oder Lava oder im Büffelgras verfolgen muss. In sandigem Gelände wie diesem hier braucht man eigentlich nur hinter der Spur herzugehen.«
    »Ich kann es immer noch nicht fassen, wie abgeschieden und öde diese Landschaft ist«, meinte Smithback. »Ganz anders als das Verde Valley, wo ich zur Schule gegangen bin. Aber irgendwie hat diese Kargheit und Leere auch etwas Faszinierendes. Irgendwie kommt sie mir aufgeräumt und sauber vor, so ein bisschen in der Art eines japanischen Teehauses, wenn Sie wissen, was ich meine. Ich habe mich letztes Jahr ausgiebig mit der Teezeremonie befasst, und seitdem...«
    »Sagen Sie, könnten Sie Ihr Mundwerk vielleicht ein wenig im Zaum halten?«, bat Nora, die wegen Smithbacks Geplapper Schwierigkeiten hatte, sich auf die Spur zu konzentrieren. »Bei Ihrem Geschwafel könnte Jesus glatt seine eigene Himmelfahrt vergessen.«
    Es folgte eine lange, erholsame Stille, aber dann fing Smithback wieder zu reden an. »Nora«, fragte er ruhig, »könnten Sie mir bitte sagen, was Ihnen an mir nicht gefällt?«
    Nora blieb stehen und sah erstaunt zu Smithback hinüber. Seit Beginn der Expedition hatte der Journalist nur selten ein so ernstes Gesicht gemacht wie jetzt. Nora fiel auf, dass seine Cowboy-Klamotten, die ihr noch vor einer Woche ausgesprochen lächerlich vorgekommen waren, inzwischen zu einer staubigen, verknitterten Arbeitskleidung geworden waren, die dem schlanken, hoch gewachsenen Mann sogar ausgesprochen gut stand. Auch die teigige Blässe seines Gesichts war verschwunden und hatte einer rötlichen Bräune Platz gemacht, die viel besser zu der Farbe seiner Haare passte. Mit leisem Erschrecken machte sich Nora klar, dass Smithback sie zum ersten Mal mit ihrem Vornamen angesprochen hatte und nicht mit seinem albernen »Frau Chefin«. Und obwohl sie nicht genau sagen konnte, weshalb, fühlte sie sich sogar ein wenig geschmeichelt, dass es Smithback nicht egal war, was sie von ihm hielt.
    Eigentlich hatte sie ihm antworten wollen: Ach, nichts, außer dass Sie ein taktloses, selbstgefälliges Ekel mit einem Ego größer als ganz Texas sind, doch sie hielt sich zurück. Mit einem Schlag war ihr bewusst geworden, dass Smithback ihr trotz seines exzentrischen Verhaltens irgendwie ans Herz gewachsen war und eine solche Behandlung nicht verdient hatte. Jetzt, da sie ihn besser kannte, wusste sie, dass sein Ego durchaus von einer wachen Selbstkritik im Zaum gehalten wurde, die ob ihrer ironischen Art sogar irgendwie sympathisch war. »Entschuldigen Sie, wenn ich Ihnen vorhin über den Mund gefahren bin«, sagte sie schließlich. »Das wollte ich nicht. Und außerdem habe ich nichts gegen Sie. Mich hat es bloß geärgert, dass Sie um ein Haar alles verpatzt hätten.«
    »Wie bitte? Was soll ich getan haben?«
    Nora beschloss, ihm keine Antwort zu geben. Es war zu heiß für so eine Diskussion, und außerdem war sie zu müde.
    Sie gingen langsam weiter, während die Sonne sich ihrem Zenit näherte. Die Hufabdrücke, die einem sehr alten und kaum mehr erkennbaren Pfad zu folgen schienen, führten sie durch eine sonderbare Landschaft aus scharfkantigen Felsen und kleinen Sandsteinbuckeln. Nach einer Weile stiegen die beiden wieder auf ihre Pferde, und Nora verfolgte die Spur aus dem Sattel heraus, was ziemlich anstrengend für ihre Augen war. Hinzu kam, dass die erbarmungslos herabbrennende Mittagssonne von Sand und Felsen so grell reflektiert wurde, dass sich die Farben der Landschaft kaum mehr unterscheiden ließen. Nach langen Kilometern, auf denen es nicht den geringsten Hinweis auf Wasser gab, gelangten Nora und Smithback auf einmal in ein fruchtbares Tal mit saftigem Grün und einem in voller Blüte stehenden Feigenkaktus.
    »Das ist ja der reinste Garten Eden«, meinte Smithback, während sie die kleine grüne Oase durchritten. »Wie kann es so etwas mitten in der Wüste geben?«
    »So etwas kann von einem einzigen Schauer herrühren«, antwortete Nora. »Der Regen fallt hier anders als bei Ihnen im Osten. Die Niederschläge sind

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