Thursday Next 04 - Es ist was Faul
für das richtige Timing, »darf ich St Zvlkx dann bis Mittag bei euch lassen? Um zehn habe ich eine Predigt bei den Frommen Schwestern der Ewigen Pünktlichkeit, und wenn ich zu spät komme, schmeißen sie mit ihren Gebetbüchern.«
»Kommt nicht in die Tüte, mein Herzenskind«, sagte meine Mutter, wendete die Schinkenstreifen und schlug die Eier darüber. »Warum nimmst du St Zvlkx nicht mit? Ich bin sicher, die Nonnen sind sehr beeindruckt von seiner Frömmigkeit.«
»Habt ihr gerade von Nonnen gesprochen?« , fragte St Zvlkx und sah sich lüstern um.
»Wie du ein Heiliger geworden bist, möchte ich, lieber nicht wissen« , sagte Joffy empört. »Wenn du dich noch, mal muckst, trete ich dir persönlich in keinen vulgären Arsch und befördere dich ins Mittelalter zurück.«
St Zvlkx zuckte die Achseln, stopfte sich mit beiden Händen Speck, Eier und Brot in den Mund und rülpste dann herzhaft, als sein Teller leer war. Friday machte es ihm nach und fing laut an zu kichern.
Bald darauf gingen alle. Joffy war nicht bereit, auf meinen Sohn aufzupassen, Zvlkx war nicht dazu in der Lage, und so blieb mir nichts anderes übrig, als mich um einen anderen Babysitter zu kümmern. Sobald meine Mutter endlich Mantel, Hut und Schlüssel beisammen und das Haus verlassen hatte, eilte ich nach oben, zog mich an und las mich in
Bradshaw gegen den Kaiser
. Vielleicht konnte sich ja Melanie bis zum Abendessen um Friday kümmern. Das verstieß zwar gegen die Vorschriften, aber meine Mutter hatte gesagt, sie wäre den ganzen Tag weg, Hamlet wusste, dass Melanie ein Gorilla war, und Emma hatte auch keinen Grund, sich zu beschweren, schließlich war sie ja offiziell schon über ein Jahrhundert tot. Es drohte ein Weltuntergang, da durften ein paar dumme Vorschriften mich nicht behindern.
Melanie war wie immer sehr hilfsbereit, und nachdem sie ein gelbes Kleid mit weißen Punkten übergestreift hatte, brachte ich sie aus der BuchWelt ins Wohnzimmer meiner Mutter, das ihr auf Anhieb sehr gut gefiel, besonders die Rüschenvorhänge. Sie zog begeistert an den Vorhangschnüren, bis Emma hereintrat.
»Lady Hamilton«, sagte ich. »Das ist Melanie Bradshaw.«
Mel streckte ihre riesige Pranke hin, und Emma ergriff sie vorsichtig. Sie hatte offenbar Angst, dass Melanie ihr etwas tun könnte.
»How … how do you do?«
, stammelte sie. »Ich bin noch nie einem Affen vorgestellt worden.«
»Menschenaffen«, sagte Melanie freundlich. »Affen haben meist Schwänze, leben fast ausschließlich auf Bäumen und gehören zu den Familien
Hylobatidae, Cebidae
und
Ceropithecidae
. Sie und ich und alle anderen Menschenaffen sind
Pongidae
. Ich persönlich bin ein Gorilla. Streng genommen, ein
Berggorilla – Dorilla gorilla beringei
. Berggorillas leben an den Hängen der Virunga-Vulkane. Früher hieß das Britisch Ostafrika, wie es jetzt heißt, weiß ich auch nicht genau. Sind Sie mal da gewesen?«
»Nein.«
»Reizende Gegend. Dort habe ich meinen Mann kennen gelernt. Trafford – so heißt er – war gerade mit seinen Trägern in der Vorgeschichte zu
Bradshaw auf Großwildjagd
(Collins 1878, vier Shilling Sixpence, illustriert) unterwegs. Er kämpfte sich mühsam durchs Dickicht, rutschte aus und fiel acht Meter tief in eine darunter liegende Schlucht, wo ich gerade ein Bad nahm.«
Sie nahm Friday in ihre langen, haarigen Arme, was ihn zu einem fröhlichen Kichern veranlasste.
»Na ja, ich war natürlich
schrecklich
verlegen. Ich meine, ich stand da splitterfasernackt unter dem Wasserfall, aber Trafford – und das werde ich nie vergessen – entschuldigte sich höflich und drehte sich um, damit ich in die Büsche flitzen und mir etwas anziehen konnte. Ich bin wieder zurückgegangen und habe ihn gefragt, ob ich ihm vielleicht den Rückweg in die Zivilisation zeigen soll – Afrika war damals noch ziemlich unerforscht, wissen Sie –, und so kamen wir ins Gespräch. Nun ja, eins führte zum anderen, und ehe ich wusste, wie mir geschah, lud er mich ein, mit ihm essen zu gehen. Seitdem sind wir immer zusammen gewesen. Klingt das albern?«
»Nein«, sagte Emma. »Das klingt sehr romantisch.« Sie dachte offenbar daran, wie mitleidslos die Presse über sie hergezogen war, als sie mit Lord Nelson liiert war.
»Gut«, sagte ich und klatschte laut in die Hände. »Ich bin dann um drei wieder da. Geh bitte nicht raus, Melanie, und wenn es klingelt, lass Hamlet oder Emma an die Tür gehen. Okay?«
»Klar«, sagte Mel. »Nicht rausgehen, nicht
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