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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Patrouillenfahrzeug vor, das zwei Seelen von ihren sterblichen Hüllen befreite und sie freisetzte ...
wohin? –
In die Ewigkeit, der Limbus, einen ewigen Zyklus der Wiedergeburt? Wer konnte denn an eine Religion glauben, wenn es so viele gab, die alle die alleinige Wahrheit für sich beanspruchten, wobei jede Wahrheit verschieden war? Es gab nur eine Methode, das selbst herauszufinden ... und ein Teil ihrer Seele hatte bereits dieses dunkle Gewässer überschritten, war mit dem Bootsmann gegangen, ihrem einzigen Freund in dieser Welt voller Feinde. Ihrem einzigen Freund ... Warum,
zum Teufel, habe ich nur zugehört? Warum habe ich die Tropfen nicht mitgenommen?
Sie erhob sich, und wieder fiel das Bandlesegerät von ihrem Schoß unbemerkt auf den Boden. Sie machte einen Schritt, wußte, daß er sie zur Tür führte, blieb dann wieder stehen. Ihr Körper wand sich vor Unentschlossenheit.
Motivation, Jerusha!
dachte sie verzweifelt.
Ich wollte die Fläschchen dort-lassen, sonst hätte sie mich nicht so einfach umstimmen können.
Ihre Muskeln erschlafften, ihr ganzer Körper brannte vor Müdigkeit.
Aber ich kann hier nicht schlafen!
Und es gab kein Entrinnen, keine Zuflucht, niemanden ...
    Ihre suchenden Augen verharrten auf der dämmerfarbenen Muschel, die wie eine Offenbarung auf dem Imperium-imitierten Tischchen neben der Tür stand.
Ngenet ... Oh, Götter, bist du immer noch mein Freund?
Der solide Friede seiner Plantage, dieser Ort völliger Ruhe im Herzen des Sturms, tauchte vor ihrem inneren Auge auf. Sie hatte ihn zuletzt vor einem Jahr gesehen, wo sie sich bewußt – und doch wieder unbewußt – von allen Banden ihrer sporadischen Besuche bei ihm gelöst hatte, während ihre Depressionen zunahmen und die Welt um sie her zusammenschrumpfte. Sie hatte sich eingeredet, nicht zu wollen, daß er die abgemagerte Hexe sah, zu der sie geworden war – und gleichzeitig hatte sie ihn dafür zu hassen begonnen, weil sie nicht wahrhaben wollte, daß sie seinen Hafen der Ruhe und Sicherheit dringender als jemals zuvor benötigte.
    Und nun?
Ja ... nun!
Was für ein blinder Masochismus war dafür verantwortlich, daß sie sich selbst in ihrer eigenen Gruft eingemauert hatte? Sie ging zum Telefon, gab einen Kode ein, dann noch einen, wie sie es in Erinnerung hatte, um die Verbindung mit seiner Plantage herzustellen. Sie markierte die verstreichenden Sekunden, indem sie mit dem Finger gegen die helle Wand klopfte, bis schließlich eine bildlose Stimme unter Störgeräuschen antwortete.
Verdammt sei dieser Planet.
Sturminterferenz. Immer gab es Sturminterferenzen.
    »Hallo? Hallo?« Doch auch durch die Interferenzen konnte sie hören, daß es sich nicht um die Stimme handelte, die sie so dringend brauchte.
    »Hallo!« Sie beugte sich näher an den Lautsprecher, ihre laute Stimme hallte von den Wänden des Zimmers wider. »Hier spricht Kommandant PalaThion aus Karbunkel. Ich möchte gerne mit Ngenet sprechen.«
    »Was . . .? Nein, der ist nicht hier, Kommandant ... mit dem Schiff unterwegs.«
    »Wann wird er zurück sein?«
    »Keine Ahnung. Nichts gesagt ... Botschaft hinterlassen?« »Keine Botschaft!« Sie unterbrach die Verbindung mit der Faust, und wandte sich zornig ab.
    Sie durchquerte wieder den Raum, um die dämmerfarbene Muschel aufzuheben. Sie hielt sie fest, während sie mit unsicheren Fingern ihrer gewundenen Form nachfuhr. Sie berührte die Stelle, wo einer der Zacken abgebrochen war. Ihre Finger umklammerten den nächsten Zacken und brachen ihn ab, dann den nächsten. Und noch einen. Die Auswüchse fielen lautlos zu Boden. Jerusha wimmerte leise dabei, als würde sie ihre eigenen Finger brechen.
     

29
    »Alles, was wir tun, hat Einfluß auf etwas anderes.«
    »Ich weiß ...« Mond schritt an Ngenets Seite den Hügel hinab, wo ockergelbes und silbernes Salzgras wie eine Windharfe unter dem Plantagengebäude hin und her wogte. Das Haus selbst verschmolz mit den Hügeln dahinter, seine wettergegerbten Steine und das salzgebleichte Holz gehörten ebenso sehr zu dieser Landschaft wie ...
wie er auch.
Mond betrachtete nachdenklich sein Profil aus den Augenwinkeln und erinnerte sich, wie seltsam er ihr bei der ersten Begegnung erschienen war. Vor fünf Jahren ... es stimmte, sie konnte die Veränderungen von fünf Jahren in seinem Gesicht erkennen – aber nicht in ihrem eigenen.
    Und doch hatte sie sich verändert, und zwar in dem Augenblick, als sie das Lebenslicht aus Elseviers Augen verschwinden gesehen hatte, da

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