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Tiefschlag

Tiefschlag

Titel: Tiefschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
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jedoch schien es keine Alternative zu geben. Das Monster Gym war geschlossen. Der Zettel an der Tür besagte, daß es eigentlich geöffnet sein müßte, aber die Tür war zu und verschlossen. Er hatte angeklopft, jedoch keine Antwort erhalten.
    Er stand an der Einmündung der Gasse und schaute zu dem Burschen hinüber. Er war schätzungsweise irgendwas um die Vierzehn, für sein Alter aber schon recht kräftig. Er trug Jeans mit einem Einsatz aus Schottenkaro an den Seiten, dazu eine Baseballmütze und luftgepolsterte Turnschuhe.
    «Is’ n hier los?» fragte Geordie. Er deutete mit dem Kopf auf den Eingang des Fitneßcenters. «Ich sollte mich da mit wem treffen.»
    Der Bursche trat einen Schritt vor. «Was für’n Akzent sprichst ’n du?» fragte er. «Du bist nicht von hier.»
    «Aus der Gegend von Newcastle», antwortete Geordie. Okay, dann würde er die Routine eben durchziehen. Es gab einen Code: Man konnte nicht einfach so im Revier von wem aufkreuzen und anfangen, dumme Fragen zu stellen. Zuerst mal mußte man akzeptiert werden.
    «Gute Mannschaft», meinte der Bursche.
    «Fußball?» erwiderte Geordie. «Ja, die sind nicht schlecht.» Er spielte den Akzent voll aus, kramte in der Erinnerung nach der richtigen Aussprache der Vokale. Bislang hatte ihm das nie was eingebracht, doch er spürte, daß es in dieser speziellen Situation ein Vorteil sein könnte. «Bist du ein York-Fan?»
    Der Bursche lachte. «Nee, die sind voll Scheiße. Leeds is besser. Wenn ich die Kohle hätte, würd ich jede Woche hinfahren.»
    «Spielst du selbst?» fragte Geordie.
    Er schüttelte den Kopf. «Früher, auf der Schule», sagte er. «Aber jetzt nicht mehr. Laß mich doch nicht verarschen.»
    «Ich spiele noch ab und zu», sagte Geordie. «Wenn sich die Gelegenheit bietet. Aber ich wollte was trainieren, dachte, das Gym wär vielleicht auf.»
    Der Bursche kam ans Ende der Gasse und schaute um die Ecke. «Müßte eigentlich offen sein», sagte er. «Aber die Tür ist schon den ganzen Morgen abgeschlossen. Nicht mal die Typen konnten rein, die da arbeiten. Schon ’ne Weile her, da haben sie gegen die Tür getreten, aber dann sind sie wieder abgezwitschert. Nach Hause oder in die Wettannahme.» Er packte Geordies Arm und zog ihn näher zu sich. «Hast du Zeug dabei?»
    «Zeug?»
    «Pillen. Anas.»
    «Oh. Anabolika. Nein.» Geordie wußte, daß der Bursche irgendwas nahm, hatte aber nicht lange genug nachgedacht, um zu erraten, was es war.
    Er ließ Geordies Arm los. «Letzte Woche hatten wir EPO», sagte er. «Und dann war Clenbuterol im Handel. Aber die letzten paar Tage... einfach null. Hast du ’ne Quelle?»
    «Nicht in York», sagte Geordie. «In Newcastle ist’s einfacher.»
    «Ja, klar. Was nimmst du?»
    Geordie kramte in seinem Drogenwissen. Alles, was ihm in den Kopf kam, war Insulin, und er glaubte eigentlich nicht, daß das ein Anabolikum war. «Ach, ich schluck eigentlich alles, was so kommt.»
    Der Bursche lächelte und schlug ihm auf den Arm. «Ja, genau wie ich», sagte er. «Solange sich’s nicht bewegt.»
    «Wem gehört der Laden?» fragte Geordie, nachdem er nun sicher war, alle Tests bestanden zu haben. Ein Schlag auf den Arm bedeutete fast totale Akzeptierung.
    «Zwei Brüdern», sagte der Bursche. «Also, der Chef heißt Ben. Mit dem anderen stimmt irgendwas nicht. Der hat sie nicht alle auf der Kappe, weißt du. Zwei Sandwiches zu wenig für ’n Picknick.»
    «Irgendwas mit seinem Bein nicht in Ordnung?» fragte Geordie.
    «Ja, genau den mein ich. Und reden kanner auch nicht. Nur so Geräusche, völlig sinnloses Zeugs.»
    «Hatten die früher auch schon mal zu?» fragte Geordie.
    Der Bursche schüttelte den Kopf. «Bis heute hatten die immer auf.» Von einem Augenblick auf den anderen schien er das Interesse zu verlieren. «Muß jetzt los», sagte er. «Wir seh’n uns.» Er verschwand aus der Gasse und trat hinaus auf die Straße.
    «Wie heißt ’n?» brüllte Geordie ihm nach.
    «Tone», sagte der Bursche, ohne sich umzudrehen.
    Geordie sah ihm nach, richtete seine Aufmerksamkeit dann wieder auf das Fitneßcenter. Alles war still. Er hörte Schritte hinter sich und wirbelte herum, rechnete bereits damit, das Monster von dem Video vor sich zu sehen. Aber es war der Bursche, der sich gerade erst verabschiedet hatte.
    «Weiß nich, wo ich hin soll», erklärte er.
    «Gehst du dir schon mal ein Spiel von Leeds ansehen?» fragte Geordie und erinnerte Tone, daß sie die Vorrunde bereits hinter sich

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