Tiffany Duo Band 128
halten mich nicht für einen Verdächtigen, ich bin einer. Der einzige."
Lucy wartete, dass er noch mehr sagte. Als er das nicht tat, drängte sie: „Warum?"
John zögerte und sah sie mit seinen sturmgrauen Augen an. In sei ner Wange zuckte ein Muskel. „Vor acht Monaten hat der Ripper zum ersten Mal zugeschlagen. Das Opfer war Claire, meine frühere Frau. Der zweite Mord geschah zwei Monate später, der dritte nach vier Monaten. Claires Ermordung war die brutalste, der Ripper hat sie regelrecht aufgeschlitzt. Claire und ich sind vor vier Jahren geschieden worden, und es war leider keine saubere Trennung."
Ehemänner, Exmänner und Freunde waren immer die ersten, die bei einem Mordfall verdächtigt wurden, das wusste Lucy. Sie erschauerte. „Und das macht dich automatisch zu einem Verdächtigen?"
„Das und die Tatsache, dass ich", er zögerte, und Lucy sah ein frustriertes Flackern in seinen Augen, „ich habe sie damals gefunden."
„Das tut mir Leid", flüsterte Lucy. John zuckte die Achseln, als wenn es ihm nichts bedeuten würde, aber das hatte es, sehr viel sogar. Da sie den Mörder den Ripper nannten, konnte Lucy sich in etwa vorstellen, was für ein Anblick sich ihm geboten haben musste.
„Wenn eine Mordwaffe am Tatort gewesen wäre, wäre ich sofort in eine Zelle gewandert", fuhr John fort. „Aber es gab keine Tatwaffe und auch sonst keinen Beweis, der mich unmittelbar mit dem Mord in Verbindung brachte. Auch wenn der Sheriff alles versucht hat."
„Aber die anderen Opfer ..."
„Die Theorie hier in Red Grove lautet, ich wollte meine Spur verwischen, indem ich so tue, als wäre Claire nur das erste Opfer eines Serienmörders gewesen." John runzelte die Stirn und wandte den Blick ab. „Ich kannte auch die anderen beiden Frauen. Was nichts Besonderes ist", setzte er dann düster hinzu. „Ich bin hier geboren und aufgewachsen, so wie sie."
Er beobachtete sie genau, vielleicht um ihre Reaktion zu sehen. „Es gab keinerlei Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen. Keine Vergewaltigung, und es wurde nichts gestohlen. Der Mörder schlitzt seine Opfer auf, beseitigt alle Spuren und schließt hinter sich die Tür zu."
„Das muss nicht heißen, dass der Mann, der mich angegriffen hat.
„Deine Beschreibung des Messers kommt dem ziemlich nahe, das der Ripper bei seinen drei Morden benützt hat. Man hat in der Gerichtsmedizin einiges herausgefunden über Art und Länge der Klinge. Außer dem passieren solche Sachen in Red Grove einfach nicht. Es ist der selbe Mann. Bedenke, dass du auch noch das Pech hast, mich zu kennen", setzte er sarkastisch hinzu. „Seit dem letzten Mord sind zwei Monate vergangen. Jeder wartet nur darauf ..."
Die Kellnerin erschien und unterbrach ihre Unterhaltung. Sie sprudelte förmlich über vor Begeisterung und lächelte, als sie ihnen Kaffee eingoss und eine Riesenportion Erdbeerkuchen auf ihren Tisch stellte.
„Ach, das ist ja alles so schrecklich." Die Kellnerin atmete heftig durch den Mund aus. „Schätzchen, was müssen Sie bloß für eine Angst gehabt haben."
„Ja, das hatte ich", gab Lucy etwas entnervt zu, sie hatte eigentlich keine Lust, die Geschichte zum x-ten Mal zu erzählen.
Doch die Kellnerin blieb hartnäckig. Sie warf einen Blick auf die bei den Deputys, ehe sie sich vorbeugte und flüsterte: „Es heißt, Sie könnten den Ripper identifizieren."
Lucy schüttelte den Kopf, und John fluchte leise. „Nein", wisperte Lucy, „das kann ich nicht."
Doch die Kellnerin wollte sich mit dieser Antwort nicht zufrieden geben. „Kein Wunder, dass sie Sie so im Auge behalten." Sie warf John einen misstrauischen Blick zu. „Himmel, an Ihrer Stelle wäre ich mit meinen Nerven wirklich am Ende." Dann rauschte sie davon.
„Du hast nicht gerade viele Freunde in der Stadt, nicht wahr?" bemerkte Lucy und versuchte zu vergessen, was die Kellnerin soeben gesagt hatte. .
„Nein, offenbar nicht", fauchte John. „Weißt du, was die Gute da eben gesagt hat? Sheriff Maples verbreitet offensichtlich das Gerücht, dass du den Ripper wiedererkennen würdest. Er scheint dich wohl als Köder zu missbrauchen wollen. Der Ripper wird jetzt auf alle Fälle noch einmal versuchen, dich anzugreifen. Und dann wird er seinen Anschlag sorgfältig planen, damit ihm nicht noch einmal jemand in die Quere kommt."
„Aber ich kann den Mann doch gar nicht identifizieren."
„Das weiß er nicht."
„Der Mann mag wohl ein verwirrtes Hirn haben, aber er weiß genau, dass er eine
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