Tiffany Duo Band 128
Schießereien auf der Straße kennen sich Opfer und Täter in den meisten Fällen von irgendwoher."
Lafferty öffnete die Wohnungstür.
„Hallo, Charlie", sagte er.
Chandler, der einen grauen Jogginganzug trug, hatte eine große, abgeschabte Aktentasche bei sich. Er musterte seinen Partner eingehend.
„Da warst du aber schon schlimmer beieinander, Junge", bemerkte er und schielte mit einem nervösen Seitenblick auf Alicia.
Sie begrüßte ihn mit einem kurzen Nicken.
„Alicia, könntest du mir vielleicht ein Hemd aus dem Schlafzimmer holen?" fragte Lafferty. „Im Schrank ganz oben liegen frische."
Sie verschwand, und Chandler sagte vorwurfsvoll mit gesenkter Stimme: „Du hast mir nicht gesagt, dass sie hier ist."
„Es ist ihre Haut, die wir zu retten versuchen, Charlie, also reg dich jetzt nicht auf, okay? Vielleicht kann sie uns ja helfen."
„Du bist es, der ihre Haut zu retten versucht, Kumpel, nicht ich", gab Chandler düster zurück. „Für mich ist die Sache längst klar."
„Und wer hat mir dann die Fassade so schön poliert, Charlie? Kannst du mir das verraten? Irgendjemand will Alicia unter allen Umständen hinter Gitter bringen, und so wie es aussieht, bin ich wohl das einzige Hindernis, das diesem Vorhaben im Weg steht."
Alicia kehrte mit einem sauberen Hemd zurück, und Lafferty biss die Zähne zusammen, während er hineinschlüpfte.
„Ich mache mal einen Kaffee. Willst du auch etwas essen?" fragte sie, und Lafferty nickte.
Die beiden Männer schauten ihr nach, wie sie das Zimmer verließ.
„Lass mal sehen, was du mir mitgebracht hast", sagte Lafferty. Er kippte das Sammelsurium aus Akten, Kabeln, einem Notebook und Disketten auf der Couch aus und begann darin herumzuwühlen.
„Cramer lyncht mich, wenn er rausbekommt, dass ich das alles mitgenommen habe."
„Er wird noch viel unglücklicher sein, wenn wir ihm helfen, eine Unschuldige vor Gericht zu bringen", erwiderte Lafferty. „Ich war heute bei Ambrose Kirkland."
„Kirkland? Dieser schmierige Anwalt der Reichen?"
„Genau der. Er hat mir ein paar interessante Dinge über Alicias Familienhintergrund erzählt, die du dir anhören solltest, bevor wir weiter in die Tiefe gehen."
Und dann hörte Chandler ihm mit offenem Mund zu, was Lafferty ihm zu berichten hatte.
Drei Stunden später waren die beiden Männer von Notizzetteln, Tellern, Tassen und Aschenbechern mit Chandlers Kippen umringt - Laffertys Kollege hatte inzwischen wieder angefangen zu rauchen. Alicia kam mit einer frischen Kanne Kaffee ins Zimmer und fand die beiden über einen Computerausdruck mit Telefonnummern gebeugt, die Joe in den letzten Monaten vor seinem Tod angerufen hatte.
„Und was ist das hier für eine Nummer, Charlie? Sie taucht ständig auf, mehrmals in der Woche."
„Ein chinesisches Restaurant an der Upper East Side. Dieser Pressesprecher Smithson sagte, dass Walker sich dort immer Essen bestellt hat. Das Restaurant heißt The Yellow Dragon."
Lafferty schaute Alicia an. „Weißt du irgendetwas darüber?"
Sie zuckte die Schultern. „Ich weiß nicht viel über Joes Leben. Eigentlich gar nichts."
Er tippte mit dem Stift auf die Liste. „Ich möchte noch einmal mit Smithson sprechen. Ruf ihn an."
Chandler starrte ihn an. „Die Untersuchung des Falls ist offiziell abgeschlossen, Mike."
„Sag ihm, dass wir nur noch ein paar lose Enden verknüpfen müssen."
Chandler rieb sich mit gelben Nikotinfingern die Stirn. „Tu mir das nicht an, Junge."
„Ich kann ihn nicht anrufen, Charlie, das weißt du. Ich habe mich beurlauben lassen", versuchte Lafferty, seinen Kollegen zu überreden.
„Mike, ich kann ihn unmöglich aufs Revier bestellen. Cramer trifft der Schlag."
„Dann sag ihm, dass wir ihn in einer Stunde unten im Coffeeshop treffen."
„Du träumst. Er wohnt irgendwo draußen in der Vorstadt, und außerdem muss er mit dir nicht mal sprechen!"
Lafferty warf Alicia einen Blick zu, dann schaute er wieder Chandler an. „Ist dir noch nie der Gedanke gekommen, dass dieser Smithson irgendetwas vor uns geheim halten könnte?"
Charlie gab ein verzweifeltes Aufstöhnen von sich, dann schnappte er sich einen Zettel von Laffertys überfülltem Kaffeetisch und stiefelte ins Schlafzimmer. Sie konnten hören, wie er die Nummer .eintippte.
„Er macht alles, was du ihm sagst. Hast du ihm mal das Leben gerettet oder so etwas?" fragte Alicia.
„Ja."
Alicia war verblüfft. „Ich habe das eigentlich nur im Spaß gemeint." Lafferty zuckte die
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