Tiffany Duo Band 128
unter den Kakteen öffneten ihre weißen, rosa und roten Blüten der kühlen Morgendämmerung.
Trotz der scheinbaren Einsamkeit liebte Lissa die weite, unberührte Natur. Ihre Sorgen schrumpften zur Bedeutungslosigkeit angesichts dieser faszinierenden, menschenleeren Landschaft. Sie hatte das Gefühl, ganz allein mit Wolf auf der Welt zu sein. Der Hund sprang vor ihr her, wich den Kaktusgruppen aus und schnüffelte an den Kaninchenlöchern. Zwei Mal jagte er hinter einer unsichtbaren Beute her. Einmal verschwand er für gut zehn Minuten und kehrte mit hängender Zunge und einer einfältigen Miene zurück, die eher zu einem verspielten Schoßhund gepasst hätte als zu einem halb wilden Tier.
Nach etwa vier Meilen setzte Lissas gesunder Menschenverstand wie der ein. Nach fünf Meilen betrachtete sie ihr heftiges Bedürfnis, Evan am Abend zuvor die Lippen zum Kuss zu bieten, im richtigen Licht. Sie war eine normale, gesunde Frau. Es war nicht verwunderlich, dass Evan solch ein Verlangen in ihr schürte.
Sie durfte ihm nur nicht nachgeben.
Nun, sie hatte es nicht getan und brauchte sich wegen heute keine Sorgen zu machen. Nachdem sie sowohl seine Hilfe als auch seinen Kuss abgelehnt hatte, ,würde er nicht noch einmal bei ihr auftauchen. Ohne einen Blick zurück würde er Paradise auf seinem Motorrad verlassen und zu seinem Beruf und zu derjenigen Frau zurückkehren, die in San Diego auf ihn wartete. Auf einen Mann wie Evan Henderson wartete bestimmt eine Frau. Und das war gut so. Sie wollte es gar nicht anders. Mit dieser Überzeugung pfiff Lissa nach Wolf und machte sich .auf den Rückweg.
Die Sonne warf ihre hellen, heißen Strahlen über den Himmel, als ihr Wohnwagen in Sicht kam. Schweißüberströmt umrundete Lissa ein Ende und blieb wie angewurzelt stehen.
Ihre Ruhe, die sie gerade erst wieder gefunden hatte, machte einer Mischung aus Überraschung, Bestürzung und heimlicher Freude darüber Platz, dass Evan auf den Stufen saß und dem knurrenden Wolf argwöhnisch entgegenblickte.
Angewidert über die eigene Reaktion, stemmte sie die Fäuste in die Hüften. „Was machen Sie denn hier?"
„Ich warte auf Sie." Er nahm die beiden Pappbecher, die neben ihm standen, und richtete sich auf. Das Hämmern in meiner Brust kommt nur vom Joggen, redete Lissa sich ein.
Evan war zu sehr damit beschäftigt, Wolfs gelbe Reißzähne im Auge zu behalten; um ihre Reaktion auf seine Anwesenheit zu bemerken. Zu seiner Erleichterung ließ der misstrauische Hund ihn ohne Zwischenfall vorbei.
„Ich habe Ihnen Kaffee mitgebracht."
Lissa betrachtete argwöhnisch den Becher. Wie sie die Lippen verziehen und trotzdem noch so sexy aussehen konnte, war Evan ein Rätsel: Andererseits begriff er vieles bei dieser Frau nicht. Zum Beispiel, weshalb der Schmerz, den sie gestern verzweifelt mit Spott überspielen wollte, ihn fast die ganze Nacht nicht hatte schlafen lassen. Oder weshalb der Spalt zwischen ihren Brüsten ihn so rasch erregen konnte.
„Josephine sagte, Sie trinken den Kaffee mit viel Sahne. Außerdem meinte sie, dass Sie ihren Gewürzkuchen besonders lieben. Deshalb schickt sie Ihnen ein Stück gemeinsam mit ihrem Eiergebäck. Es duftete verlockend, als sie es vorhin aus dem Ofen holte."
Es duftete immer noch sehr gut, wie Wolfs plötzliches Interesse an der Papiertüte bewies, die Evan auf den Stufen liegen gelassen hatte. „Platz, Wolf!" rief Lissa.
Der Hund klemmte den Schwanz zwischen die Hinterbeine, wandte sich ab und kroch unter den Wohnwagen.
„Das arme Tier. Wolf hat Hunger."
Dasselbe galt auch für ihn. Trotzdem schluckte Evan seinen Protest hinunter, als sie die mit einer Folie bedeckte Schüssel aus der Tüte holte und die Hälfte des Inhalts in einen Plastiknapf leerte.
Er hatte keine Fragen gestellt, als die Witwe ihn mit listiger Miene bat, das Gebäck zu Lissas Wohnwagen zu bringen und gemeinsam mit ihr zu essen. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen.
Lissa hockte sich hin, stellte den Napf auf einen der flachen Felsbrocken, die eine Art Umfriedigung des Wohnwagens bildeten, und rief den Hund.
Die Shorts spannten sich um ihren Po. Der Taillenbund glitt hinab, und die Unterkante der kurzen Hosenbeine rutschte nach oben und gab den Blick auf die verlockenden Rundungen ihres Pos frei. Evan kam nicht einmal auf den Gedanken, nicht hinzusehen.
Zu seiner Enttäuschung brauchte Lissa Wolf nicht lange zu locken. Mit einem warnenden Blick auf den seltsamen Fremden, der in sein Revier eingedrungen war,
Weitere Kostenlose Bücher