TIFFANY EXKLUSIV Band 02
Genuss einer kleinen Rache kommen – dafür, dass Holt ihr seinerzeit so viele Leute auf den Hals gehetzt hatte, um ihre Unterredung mit Jonas Zimmermann zu stören.
Höchste Zeit, dass Hannah ihr schauspielerisches Talent einsetzte, für das Miss Aldridge sie auf der Highschool so gelobt hatte. Ein schneller Kleiderwechsel, ein bisschen zusätzliches Make-up, ein paar zusätzliche Utensilien, und Holt Janson würde erleben, wozu Hannah imstande war, und würde sich hüten, sich jemals wieder in ihr Leben einzumischen. Oder sie dazu zu bringen, dass sie von Dingen träumte, die sie nie bekommen würde.
Holt bestellte ein weiteres Bier für sich und einen Gin Tonic für Xena. Ihr wirklicher Name war Marijane oder Madelyn, aber so genau konnte er sich nicht mehr daran erinnern. In dem Augenblick, als sie ihn an der Bar angesprochen hatte, hatte er beschlossen, dass der Name Xena angesichts ihrer eher breiten Schultern und ihrer Körpergröße sehr viel besser zu ihr passte.
Auf eine amazonenhafte Art und Weise war sie eine wirklich attraktive Frau. Jedenfalls war sie ganz anders als Hannah. Es jagte Holt eine riesige Angst ein, dass er etwas für Hannah empfand.
Auf einmal nahm er aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr und drehte sich ruckartig um.
Eine vornübergebeugt gehende Frau kam auf ihn zu. Sie schleppte mehrere Tüten mit sich herum, ihr Haar war völlig zerzaust, die Jacke schief zugeknöpft, die Wangen sahen grau und eingefallen aus. Holt fragte sich noch, wieso eine solche Person überhaupt Zugang zur Hotelbar erhielt, als plötzlich die dunkle Ahnung in ihm erwachte, dass er die Frau schon kannte. Und zwar ziemlich gut.
„Was zum Teufel …?“, murmelte er.
„Hast du etwas gesagt, Darling?“, fragte Xena.
Er schüttelte den Kopf. Das war doch nicht möglich …
„Mein liebster Holt!“ Mit einem erleichterten Seufzer ließ Hannah ihre überquellenden Einkaufstüten neben ihm auf den Boden fallen. „Die Kinder werden so froh sein, dass ich dich endlich gefunden habe.“
Er hustete erschrocken. „Wer?“ Was zog Hannah hier für eine Show ab?
Sie sah ihn müde an. „Ach, du weißt doch, Peter, Paul, Mary, Archibald und der kleine Tim.“ Sie winkte ab. „Ach ja, stimmt, den kleinen Timmy hast du ja noch überhaupt nicht gesehen, nicht wahr? Dabei ist er so ein süßes Kind. Auch wenn er im Moment schwer rachitisch ist, denn ohne Unterhalt kann ich nicht …“
„Wovon zum Teufel sprichst du überhaupt?“, polterte Holt.
Xena stemmte sich auf der Theke auf und lehnte sich zu Hannah herüber. „Zahlt er etwa keinen Unterhalt für die Kinder?“
Sämtliche Leute in der Bar hatten ihre Augen auf Hannah gerichtet.
„Keinen einzelnen Cent.“ Hannah seufzte in schierer Verzweiflung. „Aber ich wäre schon froh, wenn er die Kinder wenigstens ab und zu besuchen würde.“
„Jetzt mach aber mal halblang!“ Holt wandte sich an Xena. „Ich kenne diese Frau kaum. Sie lügt wie gedruckt!“
Die Kellnerin brachte die bestellten Drinks. „Männer, die sich vor Unterhaltszahlungen drücken, habe ich so was von gefressen“, murmelte sie abfällig.
„Der arme kleine Timmy hat seinen Vater noch kein einziges Mal gesehen.“
„Den armen kleinen Timmy gibt es doch überhaupt nicht!“
„Genauso hat mein Exmann auch immer von unserer kleinen Tochter gesprochen“, beschwerte sich die Kellnerin.
„Und mein Ex rückt auch nie einen Dollar Unterhalt heraus“, schaltete sich Xena ein. „Können Sie sich vorstellen …“
„Meiner ist noch viel schlimmer …“
Wie bei einem Tennismatch wirbelte Holts Kopf zwischen den beiden Frauen hin und her, die sich über ihre Exmänner ausließen. Er hatte nicht einmal gewusst, dass Xena ein Kind hatte. Aber was spielte das überhaupt für eine Rolle? Er warf Hannah einen wütenden Blick zu. Ihre veilchenblauen Augen blitzten in teuflischem Vergnügen angesichts des Durcheinanders, das sie angerichtet hatte.
Bevor er sie aufhalten konnte, schlüpfte sie aus der Nische. „Ich werde Timmy einen Kuss von dir geben“, sagte sie. „Obwohl es eher Peter ist, der am meisten darunter leidet, dass du nicht da bist. Aber er klaut gelegentlich ein paar Orangen aus dem Obdachlosenasyl, um mir etwas unter die Arme zu greifen. Mach dir keine Sorgen, mein Schatz. Wir kommen schon zurecht.“
Holt wollte ihr nachlaufen – am besten, um ihr eigenhändig den Hals umzudrehen. Aber die Kellnerin setzte sich so neben ihn, dass er plötzlich zwischen ihr und der
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