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Tim (German Edition)

Tim (German Edition)

Titel: Tim (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Jäger
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die Reise.
    Bis Tim‘s Oktober-Brief bei mir eintraf, passierte nichts spannendes in meinem Leben. Umso härter traf mich sein Brief. Zuerst brachte er mich in Sachen Turnen und Turmspringen auf den aktuellen Stand. Im nächsten Teil gestand er mir jedoch, dass er mit Tina sexuell experimentierte. Er betonte, dass er völlig ehrlich mit mir sein würde. Es war Spielerei, machte beiden Spaß, hatte aber nichts mit Liebe zu tun. Er schrieb:
Ich kann kaum abwarten, das gleiche mit dir zu tun — nun ja, fast das gleiche.
    Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte und dachte eine Zeit lang über seinen Brief nach. Ich kam schnell zu der Erkenntnis, dass ich ein Idiot war. Wenn ich mit Pete herumspielen konnte, warum sollte Tim nicht auch mit Tina experimentieren dürfen?
    Ich antwortete ihm ehrlich, dass ich im ersten Moment geschockt war, aber nicht das Recht hatte, sauer auf ihm zu sein. Schließlich hatten wir genau das vereinbart und ich freute mich, dass er diese Erfahrungen machen konnte. Schließlich war das der Grund für die 40 Monate. Ich musste ihn diese Erfahrungen machen lassen. Auch auf die Gefahr hin, dass sie zu einem Ende unserer Beziehung führen könnten.

Kapitel 36: Tim
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    Ich konnte mir denken, wie sehr mein Brief Charlie zu schaffen machen würde. Tina hatte an einem Abend im Kino den ersten Schritt gemacht. Ich hatte das nicht geplant, muss aber zugeben, dass meine Neugier geweckt war.
    Als wir gemeinsam im Kino saßen, lehnte sich Tina bei mir an und ließ ihre Hand in meinen Schritt fallen. Ich dachte mir nichts weiter dabei. Sie bewegte ihre Hand nicht, nahm sie aber auch nicht wieder weg. Nach etwa zehn Minuten begann sie plötzlich, mich im Schritt zu massieren. Erst da begriff ich, dass es Absicht war. Ich war mir nicht sicher, wie ich darauf reagieren sollte, machte aber nichts. Es fühlte sich schließlich gut an. Das ging für ein paar Minuten so weiter, aber dann hörte sie einfach auf. Auf dem Weg nach Hause sprach ich sie darauf an.
    »Tina, du weißt, dass ich schwul bin. Was ist da im Kino passiert?«
    Sie lächelte verlegen und zögerte einen Moment. »Zu wissen, dass du schwul bist, gibt mir ein sicheres Gefühl«, gab sie schließlich zu.
    »Ich glaube, ich weiß, was du meinst. Aber was glaubst du, wie ich mich dabei fühle?«
    »Das kannst du dir nur selbst beantworten«, sagte sie. »Du hast mir viel über dich erzählt und ich weiß dein Vertrauen in mich zu schätzen. Ich weiß, dass du schwul bist und jemand anderen liebst. Du hast mir aber auch gesagt, dass er über uns Bescheid weiß und damit klar kommt. Beantworte mir bitte ein paar Fragen. Oder vielleicht musst du sie dir selbst erst einmal beantworten. Würdest du gerne mit einem Mädchen experimentieren? Und würdest du dich deinem Freund gegenüber schuldig fühlen?«
    Ich dachte einen Moment darüber nach. »Willst du wirklich Sex mit mir haben? Und wie weit willst du damit gehen?«
    »Ja und ich weiß es nicht. Das beantwortet aber meine Fragen nicht. Was würde dein Freund sagen?«
    »Sein Name ist Charlie. Ich liebe ihn wirklich über alles und wir werden den Rest unseres Lebens miteinander verbringen. Aber erst nach meinem 18. Geburtstag und ich bin erst 15.«
    »Du weichst meinen Fragen aus«, stellte sie fest. »Was würde Charlie sagen? Ihr schreibt euch und du erzählst ihm offenbar alles. Warum fragst du ihn nicht?«
    »Ich weiß genau, was Charlie sagen würde. Nichts wie ran . Dazu brauche ich ihn nicht fragen. Er hat sehr deutlich gemacht, dass er keine Enthaltsamkeit von mir erwartet. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich diesen Anspruch nicht vielleicht selbst an mich stelle.«
    »Das verstehe ich, Tim.« Sie holte tief Luft. »Aber lass es mich mal so sagen: ich habe sexuell überhaupt keine Erfahrungen. Und ich glaube, du auch nicht. Aber du hast irgendwie eine gewisse sexuelle Ausstrahlung. Weißt du das? Die Mädchen in der Schule reden über dich. Und sie sind neidisch auf mich.« Sie kicherte. »Wenn sie nur wüssten, dass ich mit einem schwulen Jungen ausgehe —« Sie fing an, laut zu lachen.
    »Irgendwie ist das schon komisch«, stimmte ich zu und musste auch lachen.
    »Wenn wir es zusammen ausprobieren würden, könnten wir beide etwas dabei lernen. Und wer weiß? Vielleicht bin ich deine einzige Chance, mit einem Mädchen etwas zu machen. Außerdem wissen wir beide, dass wir uns zu nichts verpflichten. Außer dazu, uns zu respektieren und Spaß zu haben. Und ich denke, dass es

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