Time to Die - Stirb noch einmal
weiß, das hier ist nicht deine Wohnung, aber ich hoffe, es gefällt dir trotzdem.”
Sie drehte sich zu ihm und lächelte ihn mit Tränen in den Augen an. “Unser kleines Liebesnest.”
“Oh, Liebling, wein doch nicht.” Er streckte seine Hand aus und wischte ihr die Tränen von der Wange.
“Das sind Tränen der Dankbarkeit und Freude”, schniefte sie.
Deke legte seine Hand auf ihre Schulter. “Komm hier rüber und setz dich. Mrs. Eddins hat uns Pasta zubereitet.” Er führte Lexie an den Tisch und rückte ihren Stuhl zurecht.
Lexie beobachtete, wie Deke ans große Fenster trat und die schweren Vorhänge beiseitezog. Die letzten Strahlen der Abendsonne fielen durch die Äste der alten Eiche auf den Kräutergarten, den Mrs. Eddins bestellte. Bevor er an den Tisch zurückkam, bückte sich Deke und nestelte an irgendetwas auf dem Boden herum. Plötzlich wurde der Raum von leiser romantischer Musik erfüllt. Lexie war sprachlos. Deke hatte wirklich an alles gedacht. Und das alles nur für sie.
Als er sich ihr gegenübersetzte und den Wein aus dem Bedell’chen Weinkeller in die Kristallgläser schenkte, seufzte Lexie laut auf.
“Stimmt was nicht?”, fragte er besorgt.
“Alles stimmt. Es ist perfekt.”
“Aber?”
“Ich sitze hier mit dem Mann, den ich liebe, umgeben von Romantik, und bin glücklich. Aber ich habe kein Recht, glücklich zu sein. Farris ist tot.”
Deke drückte ihre Hand.
“Seine Urne ist erst vor ein paar Stunden beigesetzt worden, und sieh mich an … Hier sitze ich mit dir und fühle mich so lebendig und … Das ist einfach nicht fair.”
Deke streichelte ihren Handrücken. “Aber genau so
solltest
du dich fühlen: lebendig. Wenn es irgendetwas gibt, das uns der Tod nahestehender Menschen lehrt, dann ist es, das Leben mehr wertzuschätzen. Es ist nichts Unrechtes daran, sich darüber zu freuen, dass man lebt.”
Sie entzog ihm ihre Hand und senkte ihren Kopf. Leise sagte sie: “Du hattest übrigens damals recht. Farris war in mich verliebt.”
“Wer könnte es ihm verdenken?”, murmelte Deke.
Lexie hob ihren Blick. “Ich habe nur versucht, nett zu ihm zu sein.”
“Du warst wundervoll zu ihm.”
“Ich wünschte, er hätte ein glücklicheres Leben gehabt.”
“Vielleicht das nächste Mal.”
Lexie starrte Deke an. “Sprichst du von Wiedergeburt?”
“Ja. Wer weiß?”
“Es ist ein schöner Gedanke.”
Deke hob sein Glas. “Trinken wir darauf, das Leben in vollen Zügen zu genießen – egal, ob wir eine Chance bekommen oder ein Dutzend.”
Lexie erhob ihr Glas, und dann tranken sie beide einen Schluck vom edlen Rotwein.
In den nächsten Stunden gestattete Lexie sich, sich in der romantischen Atmosphäre zu verlieren, die Deke so liebevoll für sie geschaffen hatte. Sie verbannte alle Gedanken an den Tod und konzentrierte sich darauf, das Leben zu feiern. Sie aßen die wunderbare Mahlzeit, die Mrs. Eddins für sie zubereitet hatte, und tranken Wein, und schließlich nahm Deke Lexie in die Arme und begann, sich langsam zur Jazzmusik zu bewegen, die er aufgelegt hatte. Sie küssten sich zärtlich, nichts weiter, und genossen ihre Zweisamkeit.
Nach einer Weile trug Deke sie hinüber zum Fenster und setzte sie auf den Fenstersims. Dann reichte er Lexie ihr Glas, zog sie an sich und legte seinen Arm um ihre Taille. So saßen sie da, tranken Wein und sahen zu, wie sich die Dämmerung in Nacht verwandelte und dunkle Wolken vor die Sterne zogen. Nur eine einsame Laterne erhellte den kleinen Kräutergarten.
Sie sprachen nicht. Worte schienen überflüssig.
Lexie ließ ihre Gedanken schweifen, erinnerte sich an glückliche Momente in ihrem Leben. Ihre unbeschwerte Kindheit und ihre liebenden Eltern. Ihr erster Ball. Die Zeit als Studentin. Ihre erste Anstellung als Journalistin. Der Heiratsantrag von Wes Harris. Verdammt, warum nur dachte sie an Wes? Weil er sie am Anfang ihrer Beziehung glücklich gemacht hatte.
Dann wanderten ihre Gedanken beinahe unaufhaltsam zu dem Tag, der ihr ganzes Leben verändert hatte. Sie konnte beinahe immer noch spüren, wie die Kugel in ihren Rücken eindrang.
Als ob er geahnt hätte, dass Lexie in diesem Moment Trost brauchte, stellte Deke sein Glas neben ihr ab, drückte sie an sich und küsste ihr Haar. Lexie seufzte.
Sie dachte an stahlgraue Augen, die sie besorgt anblickten. Es waren seine Augen. Die ihres Retters. Des Geliebten aus ihren Träumen. Aber er war kein Traum, kein Phantom. Er war aus Fleisch und Blut.
Deke
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