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Timm Thaler

Timm Thaler

Titel: Timm Thaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Krüss
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Bitte das Wort „Bienenstich“ (in seinem Gedächtnis
    klingelte dabei eine Glocke), nahm den Fuß wieder zurück und
    lachte erleichtert auf, als das Blitzlicht flammte.
    „Hoffentlich ist es ein gutes Photo geworden, Baron!“ Timm
    streckte sich nach dem anstrengenden Stillstehenmüssen ausgiebig
    und grinste fröhlich in die Optik des Photoapparates. Lefuet blieb unter dem schwarzen Tuch verborgen. Er erklärte mit verdecktem
    Kopf, auf eine Aufnähme allein könne man sich nicht verlassen. Er müsse mindestens noch drei Aufnahmen machen.
    „Und das alles für ein bißchen Margarine“, lachte Timm. Aber er
    sperrte sich nicht, sondern ließ sich gehorsam wie zuvor korrigieren und mit lachendem Mund photographieren.
    Nach der vierten und letzten Aufnahme war Timm so steif vom
    Posieren und Stillstehen, daß ihm schien, es müsse mindestens eine Stunde vergangen sein. Daß in Wirklichkeit immer noch zwei
    Minuten an der versprochenen halben Stunde fehlten, ahnte der
    Junge nicht. Er begriff auch nicht, warum Lefuet den Kopf immer
    noch unter dem Tuch verborgen hielt. Deshalb ging er hin, schlug
    das Tuch zurück und fragte unter Lachen: „Stellen Sie etwa im
    Verborgenen schon Margarine her, Baron?“
    Aber das Lachen verging ihm, als das enthüllte Gesicht ihn von
    unten herauf ansah, ein böses schmallippiges Gesicht mit schwarzen Gläsern, das Gesicht des karierten Herrn!
    Timm begriff, daß sein eigenes Lachen ihn getäuscht hatte: Dieser Mann gab ihm die lachende Freiheit nicht zurück. Dieser Mann war
    fürchterlich.
    Aber noch einmal täuschte das Gelächter im Bauch den Jungen,
    drängte nach oben und ließ Timm spöttisch ausrufen: „Spielen Sie
    nicht den Teufel, Baron! Ihr Spiel ist ausgespielt. Sie sehen mich nicht wieder.“
    Mit einem Sprung war der Junge an der Glastür. Er riß sie auf und rannte in einem alten Pullover unter strömendem Regen auf die
    Parkterrasse hinaus.
    Obwohl ihm der Baron nicht folgte, stürzte Timm wie besessen in
    einen schmalen Gang hinein, den hohe Eibenhecken begrenzten.
    Dieser Gang lief in ein Gewirr anderer Gänge aus.
    Timm lief einmal nach links, dann wieder nach rechts, stand
    plötzlich vor einer dicken, undurchdringlichen grünen Wand, rannte zurück, landete wieder in einer Sackgasse, stürzte abermals zurück, wischte sich den Regen aus den Augen und verlief sich hoffnungslos in diesen seltsamen Gängen, die nur einen einzigen Ausgang zu
    haben schienen: den Eingang.
    Mit einem Male fühlte Timm sich schwer werden, als stiege
    schwarzes Wasser in seinen Gliedern auf. Er spürte körperlich, daß ihn sein Lachen verließ. Er stand, tropfend zwischen tropfenden
    grünen Gefängniswänden, wie ein Gelähmter. Der Regen kullerte in
    die Pfützen zu seinen Füßen. Rings ein einziges Rinnen, Platschen und Herunterfallen, ein großes, endloses Weinen. Und mitten darin der sehr kleine Timm mit seinem ernsten traurigen Gesicht.
    Aber plötzlich war sein Lachen wieder da, das Lachen mit dem
    Schlucker, wie es sich gehörte. Der Junge wußte nicht: Hatte er
    selbst gelacht, oder steckte sein Lachen zwischen den Eibenwänden?
    Die Erklärung war viel einfacher: Lefuet stand hinter dem Jungen.
    „Sie sind in ein sogenanntes Labyrinth geraten, Herr Thaler, in
    einen Irrgarten. Kommen Sie, ich führe Sie hinaus.“
    Willig ließ Timm dem Baron eine Hand, willig ließ er sich im
    Pavillon trockenreiben und umkleiden, willig ließ er sich von einem Bedienten unter dem Regenschirm ins Schloß geleiten.
    Erst im Turmzimmer kam er langsam wieder zu sich. Und
    diesmal erleichterten keine Tränen den Jungen. Diesmal packte ihn eine kalte Wut. Ein hochstieliges rotes Glas, das auf einem Regal stand, zerdrückte er mit solchem Ingrimm, daß die Hand zu bluten
    begann.
    Timm ließ die Scherben einfach auf den Boden fallen, zog an der
    gestickten Klingelschnur und zeigte, als der Diener erschien, stumm mit der blutenden Hand auf die roten Glasscherben.
    Der Diener räumte die Scherben fort, wusch und verband die
    Hand und sagte dann zum erstenmal vier Wörter: „Ich nix Detektiv, bitte!“
    „Vielleicht! Vielleicht auch nicht“, antwortete Timm. „Aber ich
    danke Ihnen, daß Sie so freundlich zu mir sind.“
    Selek Bei erschien und schickte den Diener hinaus. Dann starrte
    er auf Timms Hand: „Hast du nicht unterschrieben? Ist etwas
    geschehen?“
    „Nichts von Bedeutung, Selek Bei. Ich habe unterschrieben.“
    „Wo ist der Füllfederhalter?“
    „Hier in der Tasche.

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