Tod auf Cabrera - Mallorca-Krimi
wenig
improvisiert.«
»Das mag sein, aber in solchen Situationen erkennt man den Profi.
Hut ab, junge Kollegin.« Er ging weiter, um sich um die Gefangenen zu kümmern.
Maria Antonia saß völlig apathisch mit auf dem Rücken gefesselten
Händen an eine Säule gelehnt und wartete auf den Abtransport ins
Untersuchungsgefängnis.
Carmen stellte sich vor sie. »Es waren acht Amazonen. Zwei von ihnen
sind beim Tauchen zu Tode gekommen.«
»Sie sind ermordet worden«, zischte die junge Frau, ohne
aufzuschauen. »Sie sind heimtückisch ermordet worden.«
Carmen zog die Stirn kraus. »Wenn jemand mordend durch die Gegend
zieht, dann kann es schon mal passieren, dass es einen selbst erwischt. Ein
Arbeitsunfall sozusagen.«
»Sie haben nicht gemordet, sie haben im Auftrag ihrer Herrinnen
getötet.« Maria Antonia wurde immer lauter.
»Ach, und das ist kein Mord?«
»Nein, das ist Bestimmung!«, brüllte sie Carmen an. »Außerdem haben
wir Granden keinerlei Rechenschaft darüber abzulegen, wen wir beseitigen
lassen.«
»Mädel«, raunte Carmen, »du gehörst nicht ins Gefängnis, du gehörst
für den Rest deines Lebens in die Psychiatrie.«
Vor der Kirche war Capitán Ramirez’ Kommandobus in Stellung gebracht
worden. Die drei noch wehrhaften Mitglieder der Schmugglerbande waren unter
Kontrolle, und durch Sonden und Sender hatte man auch einen genauen Überblick
darüber, wie sie bewaffnet waren und was sie gerade taten.
García Vidal und der Capitán werteten die Bilder zusammen aus.
»Was ist, Comisario? Sie machen einen abwesenden Eindruck.«
»Mir bereiten die Söldnerinnen Kopfschmerzen. Was machen wir mit
ihnen, als was werden sie eingestuft? Alles, was in der Ära nach Gaddafi aus
Libyen kommt, wird wie ein rohes Ei behandelt. Ich würde mich nicht wundern,
wenn die um des lieben Friedens willen einfach nach Tripolis abgeschoben
würden. Frei nach dem Motto ›Hat es nie gegeben‹.«
»Das würde Sie wohl ziemlich wurmen.«
»Das würde mich nicht nur wurmen, es würde mich geradezu zum
Wahnsinn treiben.«
Ramirez zuckte mit den Achseln. »Können Sie es verhindern?«
»Eben nicht! Aber erst mal müssen wir ohnehin noch die Sechste im
Bunde finden. Wenn wir die haben, kann ich mir immer noch über die Politik
Gedanken machen.«
»Ach, da fehlt eine?«
» Sí , Señor. Aus den anderen ist leider
nicht rauszubekommen, wo sie stecken könnte.«
»Könnte die hier irgendwo als Sniper auf der Lauer liegen?«
García Vidal winkte ab. »Das glaube ich nicht. Dann hätte sie schon
geschossen, als für ihre Leute noch etwas zu retten war.« Er schoss plötzlich
hoch. »Ist der Julián Álvarez noch da, oder habt ihr den schon nach Palma
gebracht?«
»Der ist noch da.«
»Dann in den Bus mit ihm. Den werde ich mir vornehmen.«
Der Bischof saß bei einer Tasse Tee in der Sakristei und versuchte,
seine Nerven wieder in den Griff zu bekommen. Berger und Gräfin Rosa setzten
sich zu ihm. »Na, Eminenz? Mutter Kirche ist plötzlich ganz schön weit weg,
wenn man in den eigenen Taschen nach Leckerli für Zerberus, den Höllenhund,
sucht, gell?«
Crasaghi winkte ab. »Hören Sie bloß auf. Ich hatte mein Lebtag noch
nicht so eine Angst, und mir zittern noch immer Knie und Hände.«
»Aber er lebt noch, das ist das Wichtige.«
»Schon, aber können Sie mir sagen, wie ich dem Heiligen Vater
erklären soll, dass mein Hirtenstab und meine Mitra zerschossen wurden?«
»Gibt’s so eine Mütze nicht neu zu kaufen?«
»Schon, im Normalfall bekäme ich eine Mitra und einen neuen
Bischofsstab von meiner Diözese, aber bei Kurienbischöfen ist das anders. Da
bekommt man den vom Papst.«
»Dumm gelaufen. Gerade beim Arbeitsmaterial gibt es immer wieder
Schwund.«
»Das sagen Sie so einfach. Aber Kinder!«, regte sich der Bischof erneut
auf. »Eine ganze Kirche voller böser Menschen, so etwas habe ich noch nicht
erlebt.«
Gräfin Rosa grinste ihn an. »Dann seien Sie froh, dass noch genug
Gute übrig waren, um dem Spuk ein Ende zu bereiten.«
»Noch ist er ja gar nicht zu Ende. Oder hat man die jungen Männer im
Vorraum schon zur Aufgabe überreden können?«
»Nein, noch nicht.«
»Dann sollten wir für sie beten.«
»Das hat Zeit«, wandte der Residente ein. »Wir sollten lieber dafür
beten, dass wir die sechste der Amazonen finden. Die rennt nämlich noch, bis an
die Zähne bewaffnet, über die Insel, und kein Mensch weiß, was sie vorhat.«
Bergers Handy vibrierte. Er klappte es auf und las eine
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