Tod eines Maahks
vornehmen. Die Kodes unterliegen sich ständig verändernden Algorithmen. Auch ist den Schutzund Steuerungsmaßnahmen der Station eine gewisse Wertigkeit zugeordnet. Je tiefer wir Zugriff auf die Mechanismen von DARASTO nehmen wollen, desto schwieriger wird es, die Kodes zu knacken. Es würde viel Zeit kosten, müsste ich euch alles erklären.«
Ich roch die Lüge, doch ich schwieg. Der Schatten wollte sich unentbehrlich machen oder litt er unter Verfolgungswahn? Ich konnte mir lebhaft vorstellen, dass Paranoia an ihm und seinen Artgenossen knabberte. Seit langer Zeit lebten sie im Verborgenen und durften kaum jemandem vertrauen.
»Na schön. Ras bringt dich so nahe wie möglich an das Pult heran. Ich begleite euch.« Ich verschwieg Fellmers Fähigkeiten als Telepath und Orter, die uns bei diesem Einsatz helfen sollten. Der Maahk spielte nicht mit offenen Karten, also würden auch wir uns bedeckt halten.
»Einverstanden. Wann geht es los?«
»In dreißig Minuten. Wir verschaffen uns zuvor und mithilfe von MIKRUJON einen Überblick über das Transfer-Deck und sichten die Sicherheitsmechanismen der Fundamentalisten. Ras soll wissen, wohin er springt.«
»Ich verstehe.«
Die Bildverbindung zu Grek 363 fiel in sich zusammen, ein letzter goldener Funken explodierte in einem miniaturisierten Feuerwerk. Mikru war wohl guter Laune.
»Ich traue diesem Kerl nicht«, sagte Mondra. Sie wirkte beunruhigt.
»Ich auch nicht. Deshalb gehen wir in aller Eile mögliche Szenarien durch, die uns beim Schaltpult erwarten könnten. Ich möchte vorbereitet sein, sollte sich herausstellen, dass Grek 363 ein falsches Spiel treibt.« Ich wandte mich Ras/Fellmer zu. »Der Schatten müsste für dich leichter zu durchschauen sein als ein Fundamentalist. Was siehst du in seinen Gedanken?«
»Er verbirgt etwas, und er tut es äußerst geschickt«, sagte der Telepath, um mit unsicherer Stimme hinzuzufügen: »Ich komme nicht richtig an ihn heran. Er mag emotioneller als die Fundamentalisten sein; doch die Denkstrukturen sind ähnlich.«
»Dann formuliere ich die Frage anders: Will uns Grek 363 schaden, uns eine Falle stellen?«
»Nein, sicherlich nicht«, sagte Fellmer im Brustton der Überzeugung.
»Was auch immer er vorhat: Er benötigt uns, und wir spielen in seinen Plänen eine Rolle, die über den geplanten Einsatz hinausgeht.«
Ich überlegte. »Sobald wir den Sprung zum Schaltpult getan haben, wirst du nichts anderes tun, als dich auf die Gedanken des Maahks zu konzentrieren. Ich behalte indes die Umgebung im Auge und sorge dafür, dass uns kein Fundamentalist in die Quere kommt.«
»Ich halte das für falsch«, widersprach Fellmer. »Ich sollte die Umgebung überwachen.«
»Nein.«
»Aber ...«
»Nochmals: nein!« Ich trat näher an meinen Begleiter heran. »Ich möchte euch beiden etwas sagen: Ihr wart meine Freunde, und ich habe euch bedingungslos mein Leben anvertraut. Doch die Zeiten ändern sich. Selbst Superintelligenzen machen Wandlungen durch.«
»Was willst du damit sagen?«
Ich zögerte. Ich suchte nach den richtigen Worten und fand sie nicht.
»Wer seid ihr?«, fragte ich nach langer Pause.
»Wir dachten, wir hätten dieses Thema abgehakt?«
Ich sah den Unmut in den Augen des Konzepts. Doch ich durfte mich nicht irritieren lassen. »Seid ihr es wirklich, oder spricht ES aus euch?«
»Wir versichern dir, dass ES auf unsere Meinung keinen Einfluss hat.«
»Woher wisst ihr das? Bis vor Kurzem habt ihr als Boten der Superintelligenz gehandelt. Ihr wart ein Teil von ihr. Ihr habt ihre Anweisungen widerstandslos befolgt und ausgeführt. Vielleicht ist es auch jetzt noch so?«
»Du wirst uns vertrauen müssen«, sagte Ras.
»Kann ich das denn? Was, wenn ES euch eingegeben hat, mir gewisse Dinge zu verschweigen, die ihr in Erfahrung bringt? Einem Telepathen fällt es leicht, seine Mitmenschen zu belügen; beziehungsweise, nicht alles zu sagen. Ich behaupte ja noch nicht einmal, dass ihr mich bewusst hintergehen wollt. Womöglich verwendet ES euch als Vehikel und hat bestimmte Verhaltensmaßregeln in euch abgespeichert, gegen die ihr nicht ankommt?«
Meine Stimme hörte sich heiser an, und mit jedem Wort drückte mich mein schlechtes Gewissen ein klein wenig mehr. Doch ich konnte nicht mehr zurück. Nicht jetzt. »Liefert mir einen Beweis eurer Loyalität!«
Der Mann mir gegenüber schwieg lange. Ich beobachtete, wie sich Gesichtsausdruck und
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