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Tod in Florenz

Tod in Florenz

Titel: Tod in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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die Ausgabe nicht leisten. Ich habe Schulden durch den Wohnungskauf und gerade einen neuen Former eingestellt. Und meine Frau ist schwanger.‹ ›Ich kann dir nicht helfen, so nicht. Es wäre Erpressung.‹ ›Für eine gute Sache.‹ ›Aber dennoch Erpressung.‹ ›Nach allem, was Sie mir erzählt haben, verdient er es nicht besser!‹ ›Ich tue es nicht, Moretti.‹ ›Warum wollten Sie dann den Brief, wenn Sie ihn nicht benutzen?‹ ›Um Robiglio davon abzuhalten, weiteren Schaden anzurichten, nicht um ihm zu schaden.‹ ›Sie wissen, was mit Tina passieren wird?‹ ›Ich werde es nicht tun. Geh zu Robiglio. Sag ihm, daß du das Land haben möchtest und warum. Bitte ihn, daß er es dich in kleinen Raten abzahlen läßt. Er kann nicht mehr als nein sagen. Versuche es immer erst auf die einfachste Weise. Ich sage nicht, daß es Erfolg haben wird. Wenn er auch nur annähernd so ist wie sein Vater, dann hat er kein Gewissen, deshalb habe ich eines für ihn erfunden und hebe es in einer Schublade verschlossen auf. Trotzdem, versuch es. Und was den Gefallen angeht, den er dir angeblich schuldet, so ist es richtig, daß du ihm wahrscheinlich deine Existenz in dieser Welt verdankst. Ob du das als etwas betrachten willst, wofür er dir etwas schuldet oder du ihm etwas schuldest, mußt du selbst entscheiden. Wenn es nicht klappt, dann schicke mir diesen alten Halunken, der Tina haben will, und wir werden sehen, ob wir ihn mit dem Versprechen beschwichtigen können, daß er später etwas bekommt, wenn du es dir leisten kannst. Aber ich warne dich vor einem: Versuche nicht Robiglio unter Druck zu setzen, indem du vorgibst, daß du Zugang zu diesem Brief hättest, denn er wird sich sofort an mich wenden, und ich werde es leugnen.‹ Tja, was er Robiglio auch gesagt hat, es scheint geklappt zu haben. Er hat das Stück Land bekommen, mit Zahlungsaufschub. Obwohl ich es selbst vorgeschlagen hatte, war keiner mehr überrascht als ich, daß es klappte, und um ganz ehrlich zu sein, ich hatte so meine Zweifel, wie Moretti es wohl angestellt hatte. Das ging so weit, daß ich Robiglio anrief. Ich wollte sicher sein, daß es keine falschen Drohungen hinsichtlich des Briefes gegeben hatte. Robiglio versicherte mir, der Brief sei nicht erwähnt worden.
    ›Wir haben eine freundschaftliche Abmachung getroffen.‹ Es stand mir nicht zu, nach den Bedingungen ihrer freundschaftlichen Abmachung zu fragen, solange sie nicht mich oder den Brief betrafen, so mußte ich es dabei bewenden lassen. Was andere über die Bedingungen denken, weiß ich nicht. Wahrscheinlich wissen sie es auch nicht. Das Entscheidende an diesen anonymen Briefen ist, wie ich schon gesagt habe, daß sie allesamt auf dasselbe zielen, auf Neofaschismus. Für diese Leute sind Robiglio wie Moretti die Söhne ihrer Väter. Rassenhaß ist wie ein Vulkan. Die glühenden Lavaströme mögen versiegt und erstarrt sein, doch der Vulkan schwelt weiter. Nichts hat sich geändert. Ein Vorwand genügt, eine Wirtschaftskrise, bedrohte Interessengruppen, was Sie wollen, und er bricht wieder aus. Sie haben es jetzt selbst im Mikrokosmos dieser kleinen Stadt gesehen. In friedlichen Zeiten sind wir gastfreundlich und höflich zu den deutschen Kunden, die kommen und unsere Töpferwaren kaufen, und zu den deutschen Touristen, die unsere Ferienhäuser mieten. Aber jetzt ist ein Mädchen ermordet worden, und die Lava beginnt wieder zu glühen.
    Ich beneide Sie nicht um Ihre Aufgabe, das kann ich Ihnen sagen. Hoffentlich habe ich sie Ihnen leichter gemacht, indem ich Ihnen die Wahrheit darüber gesagt habe, was hinter diesen anonymen Briefen steckt, und wenn auch nur, damit Sie die unwichtigen aussortieren können. Mehr kann ich nicht tun. Ich weiß nicht, wer diese junge Schweizerin war, und ich weiß auch nicht, was zwischen Moretti und Robiglio vorgeht. Ich kann Ihnen nur versichern, daß ich, genau wie ich mich damals geweigert habe, Moretti den Brief zu geben, um ihm behilflich zu sein, Tina unter die Haube zu bringen, mich auch geweigert habe, ihn gestern hier in diesem Zimmer herauszurücken. Ich weiß nicht, warum er ihn jetzt haben wollte, er wollte es mir nicht sagen, sosehr ich mich auch bemühte, es herauszubekommen. Vielleicht haben Sie ja eine Idee. Sind Sie nicht deshalb hergekommen?«
    8
    Der Wagen bretterte durch Schlaglöcher, die auf dem Hinweg nicht dagewesen zu sein schienen. Niccolini fuhr zu schnell.
    »Ich fahre zu schnell … verdammt! Entschuldigung.«
    Aus einer

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