Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tod in Garmisch

Titel: Tod in Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
Vom Netzwerk:
Hias den Blick von den Fotos und sah
Maiche an.
    »Des mit da Vreni … des wissens a?«, fragte er.
    »Weißt, wer der Tote in der Klamm war?«, fragte Maiche
statt einer Antwort.
    Hias’ Blick ging zu Schwemmer und wieder zu Maiche.
»Ja«, sagte er dann.
    »Woher?«, fragte Maiche.
    »Des wuist ned wissn.«
    Maiche schüttelte den Kopf. »Des hat koan Sinn ned.
Sag halt d’ Wahrheit.«
    Hias machte eine abfällige Geste in Schwemmers
Richtung. »D’ Wahrheit glabn de eh ned«, sagte er.
    »Mog sei. Aber des andere glaubens a ned.«
    Die beiden sahen sich ernst an. Dann nickte Hias.
    »Wiast mogst, Baur«, sagte er. »D’ Wahrheit. Nix ois
d’ Wahrheit.«
    * * *
    »Des war’s«, sagte Hias und schwieg.
    Maiche nickte zustimmend, und Schwemmer schaltete das
Aufnahmegerät ab. Für die Abschrift würde Frau Fuchs einen Dolmetscher
brauchen.
    »Kann der Hias jetzt gehn?«, fragte Maiche.
    »Red kein Schmarren, Maiche.«
    »’s Reserl braucht eam droben.«
    »Das wusstet ihr vorher.«
    »Aber er hat ois verzählt.«
    Die Sturheit des Alten ging Schwemmer auf die Nerven.
Er schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
    »Was glaubst, wo ihr hier seid? Im Beichtstuhl? Fünf
Ave-Maria und nach euch die Sintflut? Weißt was? Einer von den Kollegen fährt
dich jetzt wieder ins Krankenhaus.«
    »I fahr mitm Taxi.«
    »Nein. Ich will nämlich sicher sein, dass du wirklich wieder in die Klinik fährst, weil da gehörst hin. Und da bleibst erst mal in
deinem Bett liegen, und der Rest wird sich finden! Und der Hias, der bleibt
hier, bis die Staatsanwaltschaft entscheidet. Host mi?«
    Schwemmer hatte sich in Rage geredet, und sein
ehrlicher Zorn hatte sogar Maiche beeindruckt. Er tauschte ein ernstes Nicken
mit dem Knecht, dann hievte er sich von seinem Stuhl hoch und verließ das
Zimmer.
    Schwemmer folgte ihm aus der Tür und rief einen
Kollegen aus der Wache herbei, der Hias wieder in seine Zelle bringen sollte
und dann Maiche ins Krankenhaus.
    »Bringen Sie ihn aber bis auf die Station und geben
Sie ihn bei einer Schwester ab, sonst ist er gleich wieder fort«, sagte er.
    Als er gerade die Kanne zurück zur Kaffeemaschine
gebracht hatte, betrat ein soignierter älterer Herr den Flur draußen vor dem
Schiebefenster. Schwemmer schätzte ihn auf Mitte siebzig. Als
Polizeiobermeisterin Erkenschwick ihn begrüßte, hörte Schwemmer, dass er sich
mit »Leopold Allensteiner« vorstellte.
    »Lassen Sie den Herrn herein, Frau Kollegin«, sagte er
und winkte Allensteiner senior hinter sich her.
    Herr Allensteiner trug einen hellen Lodenmantel, einen
Hut mit Gamsbart und einen Peter-Gauweiler-Schnäuzer. Er sah überhaupt aus wie
Peter Gauweiler, nur größer und schlanker. Das betonte er mit einem fein
polierten Knotenstock, den er beim Gehen elegant schwingen ließ. Er folgte
Schwemmer die Treppe hinauf in sein Büro, wo er ziemlich raumgreifend Platz
nahm. Dann faltete er die Hände auf dem Knauf des Stockes und stützte sein Kinn
darauf.
    »Es geht –«, hob er an.
    »Um Ihren Sohn Ludwig«, unterbrach ihn Schwemmer und
ließ sich in seinen Drehstuhl fallen.
    Allensteiner hob den Kopf von dem Stockknauf und
richtete sich in seinem Stuhl auf. »Soll das heißen, Sie wissen, wo er ist?«
    »Leider ja«, antwortete Schwemmer. »Aber lieber als wo wüsste ich was . Was zum Teufel mit ihm los ist.«
    »Geht es etwas deutlicher?«, fragte Herr Allensteiner.
Auf einmal hielt er den Stock in der Rechten und wies mit dem Knauf in
Schwemmers Richtung.
    »Gerne. Er sitzt in einer Zelle im Stockwerk unter uns
und bezichtigt sich des Mordes.«
    »Mord?«, brüllte Allensteiner. Für eine Sekunde sah es
aus, als würde er den Stock auf die Schreibtischplatte schmettern wollen, aber
er fing sich noch einmal. »Mord«, sagte er leise. »So weit ist es also …« Seine
Kiefer mahlten.
    Schwemmer stand auf und ging um seinen Schreibtisch
herum.
    »Geben Sie mir bitte Ihren Stock«, sagte er.
    »Wie bitte? Das ist mein Stock.«
    »Und das ist mein Büro.«
    Allensteiner sah ihn an, seine Augen verengten sich. » Das … bin ich nicht gewohnt«, sagte er scharf.
    »Ich auch nicht«, sagte Schwemmer und entwand ihm den
Stock mit einem schnellen Griff. Er ging zu seinem Stuhl zurück und ließ sich
wieder hineinfallen. Sehr betont. Den Stock stützte er neben sich auf.
    Allensteiner presste die Lippen zusammen und sog
schnaubend Luft durch die Nase ein. Irgendwie wirkte er nun mehr wie Lee Van
Cleef denn wie Peter Gauweiler, und Schwemmer war

Weitere Kostenlose Bücher