Todesahnung: Thriller (German Edition)
meine Wohnung eine Klapsmühle«, erinnert sie mich wiederum.
Als ob das nötig wäre.
»Warst du mal beim Arzt?«, fragt Beth. »Vielleicht hast du dir einen Virus eingefangen.«
»Und wie wär’s, wenn du wieder zu deinem Psychiater gehst?«, schießt Connie gleich hinterher. »Hast du schon mal darüber nachgedacht?«
Man kann mich verrückt nennen, aber ich glaube, mit Psychiatern habe ich nichts mehr am Hut.
Die beiden machen wirklich besorgte Gesichter. »Hört mal, ich weiß, dass ihr mir helfen wollt, das weiß ich zu schätzen. Ehrlich. Aber im Moment brauche ich einfach nur ein lustiges Mittagessen mit meinen Freundinnen. Geht das?«
Beide nicken - sie haben kapiert. Ich muss abgelenkt, nicht angetrieben werden. Also greifen sie tief in ihr Nähkästchen und erzählen die besten Geschichten, die sie daraus hervorzaubern können.
Connies Geschichte über einen Kerl aus ihrem Büro ist die Krönung. Sie hat ihn dabei erwischt, wie er Fotokopien von seinem Penis gemacht hat. Ich glaube ihr nicht, doch sie schwört, es sei wahr.
»Ich wette, er hat die Vergrößern-Taste gedrückt«, spottet Beth.
Als unser Essen gebracht wird, sind wir mit unserem Gespräch bereits bei meiner Arbeit und der wunderbaren Penley.
»Lass mich raten«, sagt Beth. »Während wir uns voll stopfen, ist Stängli im Fitness-Studio und quält sich ihre letzte Kalorie weg.«
»Die ist echt sportbesessen«, sage ich. »Aber im Moment ist sie in Greenwich zu irgendeinem Wohltätigkeitsessen.«
»Weißt du, wir sollten sie endlich mal kennenlernen«, schlägt Connie vor.
Beth hebt eine Augenbraue. »Wozu, um alles auf der Welt, soll das gut sein?«
»Ja, vielleicht hast du Recht. Was meinst du, Kris?«
»Ich glaube, sie bleibt für euch lieber ein Produkt eurer Fantasie«, gluckse ich. Gott, das fühlt sich gut an.
Connie lächelt und schaufelt ihren Chefsalat in sich hinein. Ich greife gerade zu meinem Glas Eistee, als Beth, die aus dem Fenster blickt, anfängt zu kichern.
Sie deutet mit dem Finger nach draußen. »Jetzt schaut euch mal diese Erregung öffentlichen Ärgernisses auf der anderen Straßenseite an.«
Connie und ich folgen ihrem Blick, bis wir einen Mann und eine Frau sehen, die sich unter einer roten Ampel für immer und ewig aneinander festgesaugt zu haben scheinen. Schließlich löst sich die Frau von dem Mann und stößt ihn spielerisch fort, als würden sie beobachtet werden.
»O mein Gott«, stottere ich.
Connie und Beth drehen sich gleichzeitig zu mir. »Was ist los?«, fragt Connie.
»Das ist Penley.«
»Ehrlich? Du machst Witze, oder? Sag mir, dass du Witze machst.«
»Ich dachte, sie wäre in Greenwich«, sagt Beth.
»Ich weiß. Das hat sie mir jedenfalls gesagt.«
Wir blicken wieder aus dem Fenster. Der Mann flüstert ihr etwas ins Ohr. Liebesgeflüster.
»Wow«, stöhnt Beth. »Du hast nie erwähnt, wie gut ihr Mann aussieht.«
»Stimmt«, stelle ich fest. »Allerdings ist das nicht ihr Mann.«
76
Als ich aufspringe, wackelt der Tisch, und mein Eistee kippt beinahe um. Mit einem raschen »Tschüss« zu meinen Freundinnen renne ich zur Tür.
»Kris, warte!«, ruft mir Connie hinterher.
Aber ich warte nicht. Ich kann nicht. Was ich gesehen habe, könnte wichtig sein, vielleicht des Rätsels Lösung.
Draußen vor dem Restaurant blicke ich auf die andere Straßenseite. Die Ampel hat auf Grün geschaltet, und Penley ist fort.
Ebenso Stephen. Der große, dunkle und hübsche Stephen. Ihr Liebhaber, wie es scheint.
Ich drehe mich in alle Richtungen, bis ich die beiden ein Stück entfernt auf dem Bürgersteig sehe. Jetzt aber nichts wie hinterher.
Unglaublich! Die Handlung, wie man so schön sagt, verdichtet sich.
Penley hat nicht nur eine Affäre mit Stephen, sie hat sogar ein Blind Date zwischen ihm und mir arrangiert!
Doch trotz allen Unglaubens spüre ich noch etwas anderes.
Erleichterung.
Seit ich mit Michael - einem »verheirateten Mann« - zusammen bin, schleppe ich mein schlechtes Gewissen wie einen schweren Koffer mit mir herum.
Doch jetzt, da Penley ihn betrügt, geht es mir gleich viel besser.
Ja, ich weiß, zweimal »falsch« ergibt nicht »richtig«. Es macht die Sache nur etwas leichter.
Ich laufe Stephen und Penley immer noch hinterher. Sie gehen weder Arm in Arm, noch halten sie Händchen. Für die Passanten könnten sie gewöhnliche Freunde sein.
Das heißt, bis sie an der nächsten roten Ampel stehen bleiben. Es ist, als ob
Weitere Kostenlose Bücher