Todesfahrt: Thriller (German Edition)
meistens kümmert sich keiner darum.« Dietrich reichte jedem der Männer die Hand und schärfte ihnen noch einmal ein, sich so zu benehmen, dass sie bei den Somalis nicht aneckten. Dann tippte er mit zwei Fingern der Rechten an seine Feldmütze und stieg in den Wagen, den Hauptmann Ikrum für ihn und Jamanah besorgt hatte. Die junge Somali nahm auf dem Rücksitz Platz.
Der Fahrer konnte recht gut Englisch, und so entspann sich rasch eine angeregte Unterhaltung zwischen ihm und Dietrich.
Jamanah saß schweigend hinter den beiden und wünschte sich, diese Fahrt würde niemals enden.
VIER
M
ittlerweile begann Hans Borchart, seine Prothesen zu vermissen. Obwohl er in Djibouti mit der Gewehrkrücke geübt hatte, kam er sich so unbeholfen vor, dass er nicht glaubte, auch nur hundert Schritte damit zu bewältigen. Dabei waren es von Durduri, in dessen Nähe der französische Agent ihn verlassen hatte, noch mehr als achtzig Kilometer bis Laasqoray. Zwar hatte Jabir versprochen, eine Beförderungsmöglichkeit für ihn zu organisieren, doch nachdem ein ganzer Tag vergangen war, glaubte er nicht mehr, dass der Franzose seine Zusage einhalten würde.
Verunsichert setzte er sich in den Schatten eines Hauses und streckte die Hand aus. Dabei murmelte er ein paar somalische und arabische Brocken und flehte die Vorübergehenden um Almosen an.
Die meisten kümmerten sich nicht um ihn. Nur eine jüngere Frau blieb kurz stehen und sah ihn an. Dann aber winkte sie ab und ging weiter. Während die Sonne immer höher stieg, sank Hans’ Laune immer mehr. Der Durst quälte ihn, und als er mühsam zum Dorfbrunnen humpelte, stießen ihn zwei Männer von dort weg.
Er stolperte und fiel in den Staub. Während er sich mühsam wieder aufrappelte, juckte es ihn in den Fingern, es den beiden Kerlen zu zeigen. Verprügeln konnte er die jedoch nicht, und sie zu erschießen hätte nur unliebsames Aufsehen erregt.
Wütend auf sich selbst, weil er sich so leicht aus der Fassung bringen ließ, wollte er zu der Hauswand zurückkehren, die ihm Schatten geboten hatte. Doch da tauchte einer der Männer, die ihn zu Fall gebracht hatten, neben ihm auf und reichte ihm einen vollen Becher Wasser.
»Allah möge es dir vergelten«, krächzte Hans mit rauer Stimme.
»Du bist nicht von hier?«
Hans schüttelte den Kopf und antwortete auf Arabisch. »Ich bin auf Reisen nach Orten, an denen ich mich setzen kann und Wasser und Brot erhalte.«
»Hier wirst du kein Glück haben. Das Dorf ist erst vor wenigen Tagen von puntländischen Milizen überfallen worden. Die haben uns fast alles an Nahrungsmitteln weggenommen und auch einige junge Männer als Rekruten für ihre Armee mit fortgeschleppt. Verflucht sollen sie sein, diese Majerten! Da sind mir ja fast noch die Isaaq von Somaliland lieber. Bei ihnen herrscht wenigstens Ordnung und Disziplin!«
Das Arabisch des Mannes war fast zu gut für Hans, der sich in dieser Sprache nur sehr einfach ausdrücken konnte. Daher fragte er flehend: »Was soll ich machen? Ich hatte die Hoffnung, irgendjemand könnte mich armen Kerl nach Laasqoray mitnehmen. Dort sollen reiche Emire herrschen, die einen Hungernden speisen und einem Dürstenden Wasser geben.«
Der Mann schlug schwärmerisch die Augen zum Himmel, schien Hans aber trotzdem abzuschätzen. »Laasqoray war einst eine Perle an der Warsangeli-Küste. Inzwischen leben dort fast mehr Dulbahante als Leute meines Stammes. Trotzdem würde ich auch gern mein Glück dort versuchen. Warum sollte ich es nicht tun? Ich könnte dich mitnehmen, denn ich besitze zwei Esel, die ich nicht hierlassen will.«
Hans wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Mit Eseln würden sie mit Sicherheit drei Tage brauchen, um Laasqoray zu erreichen, und in dieser Zeit konnten wichtige Entscheidungen fallen. Allerdings sah er wenig Sinn darin, noch länger auf die Hilfe des Franzosen zu warten, die vielleicht nie kommen würde.
»Ich würde mich freuen, wenn du mich nach Laasqoray bringen würdest. Zwar habe ich die Stadt noch nie gesehen, aber sie soll wunderbar sein!«, sagte er und lächelte den anderen dankbar an.
»Warte einen Augenblick, mein Freund. Ich hole nur meine Esel!« Mit diesen Worten verschwand der Mann und ließ den vermeintlichen Bettler allein zurück. Ein wenig zweifelte Hans doch, ob der Mann sein Angebot ernst meinte. Doch nach wenigen Minuten kehrte der Somali mit zwei dürren Grautieren zurück.
»Steig auf, mein Freund«, bat er und zeigte auf den etwas
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