Todesflut: Thriller
Wochen nach dem schrecklichen Tsunami in Indonesien gewesen war, um die dortige Zerstörung zu dokumentieren.
Die Bauvorschriften in Südostasien entsprachen allerdings nicht dem US-amerikanischen Standard. Banda Aceh auf der Nordspitze Sumatras war von der Karte verschwunden gewesen. Nur eine solide gebaute weiße Moschee hatte die Welle überstanden. Die Hunderte von Läden, Werkstätten und Wohnungen um sie herum waren alle verschwunden.
In Hawaii waren die Bauten in der Nähe des Meeres hauptsächlich Hotels aus Stahlbeton. Viele hatten der ersten und der zweiten Welle widerstanden, andere waren in sich zusammengestürzt, als ihre Fundamente vom Wasser unterspült wurden. Gebäude aus weniger widerstandsfähigem Material waren weggerissen worden. Bilder und Videofilme von Hawaii, Maui, Oahu und Kauai, wie sie jetzt auf den großen Fernsehkanälen zu sehen waren, zeigten Kilometer von zerstörten Küsten, als wäre Gott mit einem Radiergummi zugange gewesen.
Hilo auf Big Island hatte im zwanzigsten Jahrhundert schon zwei Tsunamis erlebt, aber die Schreckensbilder jener ersten Katastrophen sahen geradezu niedlich aus, wenn Reggie sie mit dem verglich, was nun geschehen war. Von dem Städtchen Hilo war wenig übrig geblieben, obwohl es auf der östlichen Seite der Insel lag und nicht auf dem direkten Weg der Welle. Sie hatte Hawaii in die Zange genommen und alles auf der Insel mit einer tödlichen Umarmung vernichtet.
Von Lahaina, der Küstenstadt auf Maui, von wo aus man die Wale beobachten konnte, die jedes Jahr nach Hawaii kamen, um sich fortzupflanzen, erkannte Reggie auf den Fotos nichts mehr, obwohl er dort sieben Mal Urlaub gemacht hatte. Aus dem Sand ragende Betonfundamente waren der einzige Hinweis darauf, dass sich an dieser Stelle tatsächlich einmal eine Stadt befunden hatte.
Auch in Oahu, wo achtzig Prozent der Bevölkerung Hawaiis wohnten, waren einige Stadtteile so brutal zerstört, dass sie nicht wiederzuerkennen waren.
Hunderttausende hatten sich an die Evakuierungsempfehlungen gehalten und waren in die Hügel geflohen. Verschreckte Menschen lagerten an den Hängen des Diamond Head und im geschützten Krater. Auch die Berge waren voller Menschen. Es hatten so viele auf dem Friedhof Zuflucht gesucht, dass die Hubschrauber nicht landen konnten, um die Geretteten auszuladen, die sie von Hochhausdächern, abgelegenen Stränden und gekenterten Schiffen geholt hatten.
Das Tripler Army Medical Center war mit Evakuierten aus den tiefer gelegenen Krankenhäusern überfüllt. Ein Helikopter nach dem anderen brachte Verletzte zu der improvisierten Triage-Station auf einer Wiese neben dem Parkplatz.
Es war möglich, dass Kai und die anderen von irgendeinem Helikopter nach Wheeler Field, zehn Flugminuten von Waikiki, gebracht worden waren. Möglich, aber nicht wahrscheinlich, das wusste Reggie. Er hatte die Hoffnung praktisch aufgegeben, nachdem er von dem Einsturz des Seaside erfahren hatte.
Reggies Telefon meldete sich. Er sah eine ihm unbekannte, kalifornische Vorwahl.
»Hallo?«
Die Stimme löste einen Schock bei ihm aus.
»Reggie, hier spricht Rachel.«
»Rachel!«, rief er aufgeregt. Als er die Blicke der anderen im Büro sah, sprach er mit normaler Stimme weiter. »Gott sei Dank! Kai war …« Reggie zögerte, er wusste nicht, wie er ihr es sagen sollte. »Ich bin mir nicht sicher, aber …«
»Kai geht es gut.«
»Was? Das ist ja fantastisch!«
»Uns steht jedoch das Wasser bis zum Hals. Wir sind noch in Waikiki.«
»Zusammen? Wo?«
»Nein. Ich bin auf dem Dach des Grand Hawaiian. Er ist auf einem weißen Gebäude, gut einen Kilometer nordöstlich von mir. Ich kann ihn mit dem Walkie-Talkie erreichen. Wir brauchen dringend einen Helikopter. Beide Gebäude sind nicht mehr stabil.«
»Mach dir keine Sorgen, ich schicke euch jemanden. Wie heißt das Gebäude, auf dem Kai ist?«
»Er kennt die Straßennamen nicht, weiß auch nicht, wie das Gebäude heißt. Aus dem zehnten Stockwerk ragt ein Schiff, sagt er.«
»Herr im Himmel, das habe ich vor wenigen Minuten im Fernsehen gesehen. Ich finde heraus, wo das ist.«
»Bitte, beeile dich. Wir haben nur noch wenige Minuten bis zum letzten Tsunami.«
»Ich beeile mich. Aber Rachel, der nächste Tsunami ist nicht der letzte.«
»Was?«
»Ich habe es vor etwa zwanzig Minuten aus Alaska erfahren. Sag Kai, der letzte Tsunami trifft um 12:37 hier ein und wird hundert Meter hoch sein.«
Am anderen Ende herrschte Schweigen.
»Rachel, bist du
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