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Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition)

Titel: Todesfuge: Gerda und Otto Königs zweiter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wierlemann
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nicht. Pirchow sah, dass er dem Hauptkommissar keine Angst einjagen konnte. Er fühlte sich in die Enge getrieben und drehte sich zu Wellenstein um. „Und du, was liegst du da und glotzt so blöde? Aber richtig, im Bett setzt bei dir ja der Verstand aus, da wirst du nur noch von deinem Schwanz gesteuert. Hätte nicht gedacht, dass das immer noch so ist. So wie damals vor sechsunddreißig Jahren. Da hast du bei meiner Mutter ordentlich einen hochgekriegt.“ Wellenstein starrte seinen Assistenten mit großen Augen an und schien immer noch nicht zu begreifen, was dieser ihm da gerade an den Kopf warf.
    Georg wollte die Situation nutzen, um sich Pirchow zu nähern. Dieser bemerkte seinen Versuch jedoch und wies ihn in seine Schranken zurück. „Ich bin noch nicht fertig, Polizist. Bleib , wo du bist. Auf diesen Augenblick habe ich mein ganzes Leben lang gewartet. Jetzt muss er mir wenigstens zuhören.“ Und zu Wellenstein gewandt fuhr er fort: „Du weißt gar nicht, wie ich mich nach dir gesehnt habe. Nie hat meine Mutter ein schlechtes Wort über dich verloren, aber abends habe ich sie oft weinen hören. Du hast ihr Leben zerstört! Sie hat immer gehofft, dass du kommst und sie holst. Und ich habe mir nichts sehnlicher gewünscht auf dieser Welt, als eine normale Familie zu haben und nicht von allen verspottet zu werden dafür, dass meine Mutter sich mit einem dekadenten Kapitalisten eingelassen und sich ein Kind hat machen lassen. Aber irgendwann habe ich aufgehört zu hoffen. Ich wusste, du würdest nicht kommen, du hast dich nie für uns interessiert. Wir waren dir egal. Aber mir warst du nicht egal. So sehr ich dich meine ganze Kindheit über vermisst habe, so sehr wuchs in den Jahren mein Zorn auf dich an und auf das, was du uns angetan hast.“
    Pirchow bebte am ganzen Körper. Dieses Geständnis war lange in ihm verschlossen gewesen und brach nun mit aller Macht aus ihm heraus. „Zum Glück bist du ein so eitler und selbstverliebter Egoist, dass du die Menschen um dich herum gar nicht wahrnimmst. Du glaubst gar nicht , wie schwer es mir fiel, dir nicht jeden Tag ins Gesicht zu spucken statt deiner Überheblichkeit zu schmeicheln und das musikalische Mittelmaß, auf das dein einstiger Stern inzwischen gesunken ist, zu verwalten. Aber ich wusste, mein Tag würde kommen. Ich musste nur Geduld haben.“
    „Dann sind Sie für die Morde an Frau Wellenstein Senior und Frau Roswitha Elmert verantwortlich?“ Georg hoffte, Pirchow würde gleich an Ort und Stelle gestehen, das würde die Sache später bedeutend leichter für ihn machen. Aber Wellensteins Assistent schüttelte nur den Kopf. „Sie glauben doch selbst nicht, dass ich Ihnen auf diese Frage eine Antwort gebe. Aber eins dürfen Sie mir glauben, dass ich der Geschichte heute ein Ende setzen werde.“
    Gerda war inzwischen aufgestanden und hatte die ganze Szene beunruhigt verfolgt. So würden sie nicht weiterkommen, das war ihr klar. Wellensteins Assistent war zu allem entschlossen. Er und Georg standen sich in einer Patt-Situation gegenüber. Gerda räusperte sich und sprach Pirchow direkt an. „Machen Sie sich nicht unglücklich, junger Mann. Und vor allem machen Sie Ihre Mutter nicht unglücklich. Sie hat genug gelitten in ihrem Leben. Nehmen Sie ihr nicht ihr Ein und Alles!“
    Pirchow schaute irritiert zu Gerda König, sie gehörte ganz offensichtlich nicht zu seinem Plan und er wusste nicht, was er tun sollte. Gerda sprach mit ruhiger Stimme weiter. „Ihre Mutter ist sehr stolz auf das, was Sie erreicht haben und das auch noch unter so schwierigen Bedingungen. Das hätten nicht viele geschafft. Ihre Mutter liebt Sie, Herr Pirchow und sie braucht Sie. Denken Sie an Ihre Mutter! Werfen Sie die Waffe weg! Tun Sie es für Ihre Mutter.“
    Wellensteins Assistent hatte Tränen in den Augen. Statt des hasserfüllten Täters und entschlossenen Selbstmörders stand jetzt ein weinender Sohn vor ihnen. Gerda hätte den jungen Mann am liebsten in die Arme genommen und getröstet. Sie riss sich jedoch am Riemen und ließ Georg seine Arbeit machen, nachdem Pirchow aufgegeben hatte. Der Hauptkommissar brachte ihn in dessen Zimmer und übergab ihn dort seinen Polizei-Kollegen, die er verständigt hatte. Zurück bei Wellenstein erkundigte er sich nach dessen Verfassung und wollte wissen ob er psychologischen Beistand wünsche. Wellenstein lehnte ab, bat Georg jedoch, seine Frau herzufahren. Das Probenwochenende wollte er wie geplant abhalten und die ganze Sache

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