Todessommer: Thriller (Rebekka Holm-Reihe) (German Edition)
Niemals«, antwortete er leise und verschwand durch die Glastür.
»Na, dieses Erlebnis dürfte einen einschneidenden Einfluss auf ihr künftiges Sexleben haben«, sagte Simonsen kichernd, als Rebekka kurz darauf in ihr Büro zurückkam.
Sie warf ihm einen müden Blick zu und ließ sich schwer auf ihren Stuhl fallen, zu erschöpft, um die Bemerkung zu kommentieren. Was zum Teufel hatte er in Rezas und ihrem Büro zu suchen? Sie sah auf die Uhr, es war kurz vor neun, und ihr Arbeitstag war noch lange nicht zu Ende. Es wurde fast elf, bis feststand, dass es sich bei der Toten um die zehnjährige Caroline Nørvang handelte. Die vorläufige Untersuchung an der Fundstelle hatte ergeben, dass ihr genau wie Sofie Kyhn Larsen das Genick gebrochen worden war. Auch sie war nackt, ohne sichtbare Zeichen eines sexuellen Übergriffs. Von ihrer Kleidung gab es keine Spur, doch die Polizeihunde fanden in der Nähe der Fundstelle einen Lederstiefel mit Klettverschluss. Der Stiefel war zur näheren Untersuchung an die Technik geschickt und die Obduktion für den nächsten Morgen um acht angesetzt worden.
—
Rebekka überlegte, ob sie Dorte noch anrufen konnte, da es bald Mitternacht war. Die Freundin meldete sich beim ersten Klingeln, und als Rebekka ihre Stimme hörte, gab sie ihrem Gefühl nach und erzählte mit tränenerstickter Stimme von dem Leichenfund und davon, wie energielos sie sich inzwischen fühlte.
»Bekka, jetzt gehst du zum Arzt«, sagte Dorte. »Du klingst völlig erschöpft. Das ist sonst nicht so …«
»Sonst habe ich es auch nicht mit Kindern zu tun«, verteidigte sich Rebekka und spürte einen leichten Ärger darüber, dass die Freundin sich einmischte, obwohl sie sie selbst darum gebeten hatte.
»Stimmt, aber geh endlich hin.«
Rebekka versprach es. Und erzählte ihr anschließend, dass sie mit Ryan im Sommerhaus gewesen war.
»Ich finde, dass du diesen Ryan in letzter Zeit ziemlich häufig erwähnst. Gibt es da etwas, das ich wissen sollte?« Dorte lachte, und Rebekkas Mund verzog sich zu einem Grinsen.
»Zwischen uns ist nichts, falls es das ist, was du andeuten willst. Ich sehe Ryan als eine Art Lehrer, als Mentor, wenn du so willst.«
»So einen Mentor hatte ich auch mal. Erinnerst du dich noch an den Typen aus der Neurologie, den ich so attraktiv fand …«
Rebekka musste lachen. »Diesen Professor, mit dem du bei der Weihnachtsfeier herumgemacht hast?«
»Genau den meine ich.«
»Das lässt sich aber nicht vergleichen. Ich werde mit Ryan nicht nach einer Weihnachtsfeier unter dem Schreibtisch landen. Nur damit du es weißt.«
»Wir werden sehen«, meinte Dorte, und Rebekka war froh, dass sie der Freundin nichts von Jonas erzählt hatte. Noch nicht.
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Früh am nächsten Morgen waren sie ein weiteres Mal im Rechtsmedizinischen Institut versammelt. Reza war immer noch krank, doch Gundersen, Brodersen, Simonsen und Rebekka standen um den Stahltisch herum, während Inge Aamund untersuchte und erklärte. Es gab zahlreiche Übereinstimmungen zwischen den beiden Opfern. Carolines Genick war gebrochen, sie roch schwach nach Äther, was mit großer Wahrscheinlichkeit bedeutete, dass auch sie irgendwann betäubt worden war, und es gab keine Hinweise auf einen sexuellen Übergriff. Da Caroline nur zwei Wochen verschwunden und das Wetter kühler gewesen war, war die Leiche in einem weitaus besseren Zustand als Sofies. Doch im Gegensatz zu dem ersten Opfer wies Caroline an Armen und Beinen deutliche Abwehrverletzungen auf, sie hatte ein großes Loch im Hinterkopf, in dem noch Asphaltreste hingen, und sie hatte zwei Schläge ins Gesicht bekommen, wodurch sich ein Zahn gelockert hatte. Der größte Durchbruch war jedoch der, dass Inge Aamund ein schwarzes Haar in Carolines Mundhöhle fand. Die Augen der Rechtsmedizinerin strahlten über den Rand des Mundschutzes hinweg, und ein Raunen ging durch die Gruppe der Ermittler. Alle dachten an den schwarzhaarigen Mann, den die Zeugin Sofie Kyhn Larsen vom Spielplatz hatte wegtragen sehen. Mit einer guten Portion Glück waren sie bei ihrer Jagd nach dem Mörder ein Stück weitergekommen.
Einige Stunden später machten sie eine Pause, um sich an der frischen Luft zu erholen. Brodersen bekam einen Anruf aus dem Kriminaltechnischen Zentrum. Die Kollegen informierten ihn darüber, dass man auch am Klettverschluss von Carolines Stiefel ein schwarzes Haar gefunden hatte.
Sie suchten nach einem schwarzhaarigen Mann, der kleine, blonde Mädchen betäubte,
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