Todesstunde
bestätigt.
Der Geländewagen fuhr wieder an, während das Mädchen auf Berger zuging. Er unterdrückte ein Lächeln. Besser hätte er seine Tarnung nicht hinbekommen können.
Noch ein letzter prüfender Blick in den Rückspiegel. Er trug bereits die passende Kleidung für seine Aufgabe: weite, braune Polyesterhose, ein noch größeres weißes Hemd mit angeknöpftem Kragen. Das Hemd hatte er mit einem Wäschesack ausgefüllt, um dicker auszusehen.
Als sie den Weg zum Hintereingang ihres Wohnhauses erreichte, nahm er die schwarze Lockenperücke aus der Papiertüte neben sich und setzte sie auf. Mit Blick in den Rückspiegel schob er sie zurecht, bis er zufrieden war.
Sie hatte bereits die Hälfte des Weges hinter sich, als er ausstieg und ihrer fast nackten Kehrseite hinterherlief. »Entschuldigen Sie, Miss. Entschuldigung. Entschuldigung!«, rief er.
Sie blieb stehen, blickte überrascht auf die Perücke. Doch es war zu spät. Er war ihr bereits zu nah.
Berger zog das Messer aus der Scheide an seinem Rücken, ein glänzendes, machetenähnliches Armeemesser mit 22 Zentimeter langer Klinge. Rambo wäre stolz gewesen.
»Wenn du schreist, schneide ich dir deine verdammten Augen aus dem Schädel«, warnte er sie, packte die Riemen ihres Oberteils wie die Schnüre einer Marionette und zerrte das Mädchen die zwanzig Stufen zur Laderampe hinauf. Dort zog er sie zwischen die Müllpresse und eine Wand, wo ein kleiner, schwarzer Plastikstuhl stand. Hierhin verpisste sich der Hausmeister wahrscheinlich immer, dachte er.
»Setz dich. Mach’s dir bequem«, sagte er und drückte sie nach unten.
Statt ihr wie geplant den Mund zuzukleben, beschloss er, weiterzumachen und sie mit dem Messer zu traktieren. Der Müllgeruch und die surrenden Fliegen waren unerträglich.
Der erste Stich traf sie in der rechten Schulter. Sie schrie hinter seiner Hand und richtete den Blick zu den Fenstern und Balkons hinauf. Doch von dort konnte sie kaum Hilfe erwarten. Nur brummende Klimaanlagen und nackte Fenster starrten ihr entgegen. Sie war mit dem Mann allein.
Noch zweimal schrie sie, als Berger das Messer mit einem leichten Dreh herauszog und in ihre linke Schulter stieß. Sie weinte leise. Blut tropfte auf den schmutzigen, fleckigen Beton.
»Siehst du?«, sagte er und tätschelte ihre Wange mit seiner freien Hand. »Das ist doch gar nicht so schlimm, oder? Wir sind fast fertig, Kleine. In einer Minute sind wir raus aus diesem stinkenden Loch. Du machst das richtig gut.«
14
Am späten Sonntagnachmittag saß ich noch immer am Schreibtisch, nachdem ich die letzten zwei Stunden die NYPD- und FBI-Datenbanken nach offenen Fällen durchsucht hatte, in denen der Name Lawrence vorkam. Auch wenn es einige davon gab, schien keiner etwas mit Sprengstoff oder Serienattentätern zu tun zu haben. Meine Augen fühlten sich wie durchgebrannte Sicherungen an, nachdem ich einen irrelevanten Fall nach dem anderen durchgeackert hatte.
Ich blickte von meinem Rechner auf zu der Karikatur an meiner Trennwand, auf der zwei Polizisten einen Typen neben einem toten Hefeteigmännchen verhafteten. »Seine Fingerabdrücke passen zu denen auf dem Bauch des Opfers«, stand in der Sprechblase von einem der Polizisten.
Wenn ich doch nur einen Volltreffer wie diesen landen könnte! Stöhnend rieb ich mit den Handballen meine müden, nicht lächelnden irischen Augen.
Ein halbes Dutzend meiner Kollegen im Großraumbüro um mich herum verfolgte die Spur mit dem europäischen Sprengstoff und befragte mögliche Zeugen und Bibliotheksmitarbeiter. Bisher fischten auch sie im Trüben. Ohne Zeugen oder einen möglichen Verdächtigen würde es eine ganze Weile so bleiben. Zumindest bis unser unbekanntes Subjekt wieder zuschlug. Das war nicht nur deprimierend, sondern raubte uns auch den letzten Nerv.
Als es dunkel wurde, machte ich schließlich Feierabend und fuhr zurück zum Point. Zum Glück führte der Großteil des Verkehrs von Long Island in die entgegengesetzte Richtung, so dass ich einigermaßen schnell mein Ziel erreicht hatte.
Meine Bande hatte eine tolle Überraschung für mich parat, die allerdings sehr unauffällig begann. Trent saß allein im Wohnzimmer, als ich die Haustür öffnete.
»Hey, Kumpel, wo sind denn die anderen?«
»Endlich!« Trent legte die Uno-Karten zur Seite, mit denen er gespielt hatte, und warf mir meine Badehose zu, die auf dem Sofa neben ihm lag.
Er erhob sich und verschränkte die Arme.
»Die musst du anziehen und mitkommen«,
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