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Todesstunde

Todesstunde

Titel: Todesstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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»Willkommen im Club der alten Männer.«
    Ich schaltete alle Klimaanlagen an allen Fenstern ein. Auf dem Weg zurück durchs Wohnzimmer hob ich etwas auf, das wie ein kariertes Hufeisen aussah. Es war ein Haarreif, den eins der Mädchen in der katholischen Schule trug. Ich drehte ihn in der Hand, bevor ich ihn auf den Beistelltisch legte, der mit Jenga-Klötzchen und ein paar Ausgaben von Gregs Tagebuch übersät war.
    Mich auf meinem durchgesessenen Sofa entspannend, dachte ich über den Wahnsinn meiner letzten fünfzehn Jahre Familienleben nach, eine Mischung aus großen Autos, Videos, Küchentischen voller Kekse, vielen Tränen und noch mehr Lachen. Wir hatten aus einer Wohnung mit drei Schlafzimmern eine mit fünf gemacht, indem wir das offizielle noble Esszimmer und die Hälfte des großen offiziellen Wohnzimmers umfunktioniert hatten. Alles, was irgendwie offiziell war, war durchs Fenster auf die schicke West End Avenue geflogen, sobald Maeve und meine sich rasend schnell vergrößernde Familie eingezogen war.
    So komisch die Sache auch gelaufen war, ich würde es heute nicht anders machen.
    Wie ich es geschafft hatte, meine Kinder zu dem werden zu lassen, was sie waren, während ich böse Jungs hinter Gitter brachte, meine Arbeit behielt und dabei nicht durchdrehte, wusste ich nicht. Doch, eigentlich wusste ich es. Sie hießen Maeve, Mary Catherine und, so ungern ich es auch zugab, Seamus.
    In meinem Schlafzimmer hörte ich die vielen Nachrichten auf dem Anrufbeantworter ab. Die letzte war bei Weitem die interessanteste.
    »Ja, äh, hm … hallo? Mary … Mary Catherine?«, meldete sich ein Kerl mit nettem britischem Stottern. »Hier ist Jeremy Griffith. Wir, äh, haben uns in unserem Kurs unterhalten. Ich, äh, hoffe, es stört dich nicht, dass ich deine Nummer über den Kursleiter ausfindig gemacht habe. Normalerweise tue ich so was nicht, aber ich … nun, ich bin hier auf so einer scheußlichen Party, da muss ich immer daran denken, welche aufschlussreiche Verbindung zwischen dem deutschen Barock und dem nordischen Klassizismus du hergestellt hast. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht mehr, wann ich das letzte Mal jemanden kennengelernt habe, der wusste, wer Ivar Tengbom war, geschweige denn zugeben würde, sein größter Fan zu sein. Jedenfalls wollte ich fragen, ob du am Wochenende schon was vorhast. Ich treffe mich am Freitag mit ein paar MOMA-Leuten zum Abendessen und dachte, äh, vielleicht würdest du, hm, gerne mitkommen. So, nun ist es raus. Wenn du es einrichten kannst, wäre das wunderbar. Wenn nicht, nun, dann ist es mein und Ivars Verlust. Hier ist meine Nummer.«
    »Tut mir leid, Kumpel«, sagte ich und löschte völlig voreingenommen Mary Catherines Hugh-Grant-ähnlichen Verehrer. »Sieht aus, als würdest du solo hingehen müssen«.
    Beging ich einen Fehler? Ich blickte mich im Spiegel an, wandte mich aber gleich wieder ab. Mit Sicherheit beging ich einen Fehler, aber das war mir, ehrlich gesagt, völlig wurst.

59
    Ich duschte, stieg in eine kurze Hose und nahm ein Bier und mein Telefon mit ins Wohnzimmer. »Hallo, Mike«, meldete sich Mary Catherine. »Ich wollte dich gerade anrufen. Du wirst es nicht glauben: kein Vorfall mit den Flahertys, keine offenen Wunden, nicht einmal ein Sonnenbrand. Selbst unsere Katze scheint die Nacht bei uns am Pool verbringen zu wollen. Wie kommst du voran? Bist du schon auf dem Heimweg? Ich hebe dir ein Stück Pizza auf.«
    »Ist nicht nötig, Mary.« Ich trocknete mir mein nasses Haar mit dem Handtuch ab. »Ich bin hier in der Wohnung. Dieser Fall wird mich noch die ganze Nacht beschäftigen. Ach, hab ganz vergessen zu fragen: Wie war dein Unikurs?«
    »Der war super«, antwortete sie. »So ein gescheiter junger Professor aus Oxford kam zu einem Vortrag. Er ist ein anerkannter Experte für deutsche Architektur. Er war echt lustig.«
    »Deutsche Häuser sind nett«, erwiderte ich, »aber ich selbst stehe mehr auf nordischen Klassizismus.«
    »Ich wusste nicht, dass du dich für Architektur interessierst, Mike. Hast du heimlich meine Bücher gelesen?«
    »Pass auf, was du sagst, Mädchen. Nicht alle Polizisten sind Rindviecher.«
    Kurze Pause. »Gut, ich werde dran denken. Mit den Kindern kannst du leider nicht mehr sprechen. Sie schlafen schon.«
    »Kein Problem. Sag ihnen, es täte mir leid, dass ich nicht mehr kommen konnte, und gib ihnen einen Gutenachtkuss.«
    »Mach ich«, sagte Mary. »Wem wirst du einen Gutenachtkuss geben?«
    »Was?«, fragte ich

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