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Todestanz

Todestanz

Titel: Todestanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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Eines Abends half ich ihm dabei, neue Waren auszupacken, als plötzlich drei Männer in seinem Laden standen und die Sache mit ihm besprechen wollten. Mein Vater versteckte mich. Die Männer suchten nach Geld. Fanden keines. Legten eine Jazzplatte auf – laut. Fats Domino. Die Lieblingsplatte meines Vaters. Sie brachen ihm die Arme. Dann die Beine. Er wollte immer noch nichts sagen. Also haben sie ihm die Kehle durchgeschnitten.«
    Clare erinnerte sich an das Foto, das sie in Riedwaans Wohnung gesehen hatte, an den schwarzäugigen Buben, der in die Kamera starrte. Zusammen mit seinem Vater, der auf seinen Sohn sah.
    Â»Ich blieb in meinem Versteck.« Riedwaans Stimme war über dem Zischen der Reifen auf dem Asphalt kaum zu verstehen. »Ich blieb dort, bis das Blut meines Vaters über den Boden lief und die Säcke mit Basmatireis rot färbte, hinter denen ich kauerte.«

    Â»Warum hat er ihnen das Geld nicht gegeben?«
    Â»Die Geldkassette lag in einem Bodenfach direkt unter dem Reis, hinter dem er mich versteckt hatte.«
    Die nächste rote Ampel. Er wartete ab, bis es grün geworden war und der Wagen sich wieder in Bewegung gesetzt hatte.
    Â»Er starb, weil er mich retten wollte, nicht wegen des Geldes. Aber dieses Geld hat mir die Schule bezahlt. Dafür hatte er es gespart – für eine Schule in der Vorstadt. Ich schlüpfte durch den schmalen Spalt, der sich eröffnete, als die Apartheid von ihrem eigenen ätzenden Hass zerfressen wurde.«
    Â»Bist du darum zur Polizei gegangen?«, fragte Clare.
    Â»Eine Weile war ich in einer Gang, weil ich glaubte, dass ich mich auf diese Weise rächen könnte. Aber nach einem guten Jahr ging mir auf, dass ich selbst bald irgendeinem Vater für tausend Rand oder noch weniger die Knochen brechen könnte. Dann kam Mandela aus dem Gefängnis. Ich pokerte und ging zur Polizei. Das hat sich ausgezahlt – bis ich mit Phiri und Van Rensburg zusammen die Gang Unit ins Leben rief. Mir ging bald auf, dass die schlimmsten Gangster im Parlament oder in irgendwelchen Vorstandsetagen sitzen, wo ihnen niemand etwas anhaben kann. Das sind die wirklichen Überflieger. Sie wissen, dass sie unantastbar sind. Sie mieten sich teure Anwälte und kaufen sich billige Politiker. Und sie kommen regelmäßig damit durch. Weil sie jeden ausschalten, der sich ihnen in den Weg stellt.«
    Clare manövrierte den Wagen in den einzigen freien Stellplatz auf Charlie Wangs Straße. Sein Licht war das einzige, das zu dieser Stunde in dem ehemaligen Lagerhaus brannte. Auf das Schlagen der Autotüren hin trat der verschlafene Wachmann aus seiner Hütte.
    Â»Dr. Hart«, stellte sich Clare vor. »Ich möchte zu Charlie.«
    Er schloss das Tor auf, und sie quetschten sich durch.
    Riedwaan folgte Clare auf der Feuertreppe hinauf in den
zweiten Stock. Charlie erwartete sie in der halb geöffneten Tür zu seinem Bau.
    Â»Algorithmen. Eine Sache für sich. Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat«, sagte Charlie. »Aber wer sie auch entführt hat, wusste, wie man die Kameras umgeht.«
    Sie folgten ihm zu dem grünlichen Licht, das von seinen Monitoren ausstrahlte.
    Ein einzelnes Standbild.
    Yasmins Gesicht.
    Ihr Gesicht, das eine Sekunde lang wie ein Fisch nach oben tauchte. Dann war es verschwunden.
    Â»Wo?«, fragte Riedwaan heiser, den Blick starr auf den Bildschirm gerichtet, auf dem das Bandstück noch einmal abgespielt wurde.
    Â»Die Tankstelle an der Roeland Street«, antwortete Charlie.
    Â»Wann?« Erst jetzt sah Riedwaan Charlie Wang an und registrierte das verknitterte weiße Hemd, den Bauch, die verquollenen, übernächtigten Augen.
    Â»Freitag. Drei Minuten nach sieben.«
    Â»Unmöglich.« Riedwaan starrte die Aufzeichnungen an, die Charlie ihm in die Hand gedrückt hatte. »Zur selben Zeit bin ich an der Tankstelle vorbeigefahren. Auf dem Rückweg von den ermordeten Mädchen in Maitland.« Sein Gesicht war aschgrau. »Ich bin direkt an ihr vorbeigefahren.«
    Â»Das ist noch nicht alles.« Charlie wickelte ein Stück Schokolade aus und schlang es hinunter.
    Â»Sehen Sie sich das an.« Ein Teil eines Nummernschildes.
    Â»CF irgendwas«, meinte Riedwaan. »Vielleicht ein G, vielleicht eine Zahl.«
    Â»CF, CFG. Das steht für Vredenburg«, mischte sich Clare ein. Sie merkte, wie ihr Herz schneller schlug. »Oder Morreesburg,

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