Todestanz
überschreitet, bin ich drauÃen, Faizal.«
»Ich freue mich auch, Sie zu sehen, Shorty.« Riedwaan ging an die Absperrung. Er war nicht groÃ, aber seine Schultern waren breit genug, um die murmelnden Gaffer einen Schritt zurücktreten zu lassen.
»Ein Gang-Mord?« De Lange suchte den Boden ab. Ein paar Patronenhülsen lagen auf dem Gehsteig und eine bei den Leichen. Er steckte sie in einen Beutel und beschriftete ihn.
»Irgendein Arschloch, das sich einen Namen machen und nach oben kommen will, so wie es aussieht«, sagte Riedwaan. »Das nenne ich mannhaft â einem Mädchen aus nächster Nähe in den Rücken zu schieÃen.«
»Wenigstens nicht schon wieder ein Polizist, der seine Familie auslöscht«, sagte De Lange.
»War es schlimm?«, fragte Riedwaan.
»Schlimmer als Weihnachten. Einer in diesem Monat und drei im Juli. Wo haben Sie eigentlich gesteckt?«
»Ich hatte zu tun«, sagte Riedwaan.
»Das habe ich gehört«, antwortete De Lange. Während
ihrer Unterhaltung hatte er weitergearbeitet. Nahaufnahmen von Dingen gemacht, die seine Ballistiker interessieren würden. Verbogenes Metall. Winkel. Einkerbungen in einem Holzstück. Löcher. Patronenhülsen. Wo sie lagen. Warum sie dort lagen. »Ihre Sonderkommission da. Die hatte doch bestimmt so einen dämlichen Namen, oder?«
»Operation Hoffnung.«
»Dämlicher, als ich dachte.« De Lange zog sich hinter seine Kamera zurück und beugte den schlaksigen Körper über die Mädchen, um Nahaufnahmen von den Einschuss- und Austrittswunden in den Körpern zu machen. »Wessen Idee war das eigentlich?«
»Die Presseabteilung meinte, wir sollten der Gesellschaft ein positiveres Image vermitteln«, antwortete Riedwaan. »Wir sollten nicht von vornherein jene benachteiligten jungen Männer abschreiben, die vielleicht ein anderes Lebensmodell bevorzugt hätten, wenn man ihnen die Wahl gelassen hätte. So haben sie es ausgedrückt.«
»Und wie würden Sie es ausdrücken?«
»So jedenfalls nicht«, sagte Riedwaan.
»Kennen Sie die Mädchen?«
»Noch nicht«, meinte Riedwaan. »Obwohl ich mir vorstellen könnte, dass auch sie ein anderes Lebensmodell bevorzugt hätten, als sie heute Morgen aufgestanden sind.«
»Ist der Pathologe schon da?«
Wie aufs Stichwort schob sich ein schwarzer 72er Jaguar durch die Zuschauer. Das gleiche Baujahr wie Riedwaan, in letzter Zeit aber besser gepflegt als er.
»Doc«, sagte Riedwaan.
»Faizal, alte Nase.« Piet Mouton hievte den massigen Leib aus dem Wagen. Er war in Anzug und Krawatte und hatte zu diesem Anlass seine wirre Professorenmähne gezähmt. »Wieso haben Sie mich diesmal weggeholt?«
»Ein paar Mahlzeiten ausfallen zu lassen kann Ihnen nicht schaden«, sagte Riedwaan.
»Ich war nicht beim Essen, Faizal. Meine Frau hat Karten fürs Ballett. Sie wird mich umbringen.« Mouton zog seine Tasche aus dem Kofferraum. »Dass Sie hier sind, ist kein gutes Zeichen, Shorty. Hoher Fernsehfaktor?«
»Könnte kaum höher sein. Schulmädchen, die ein richtiges Zuhause hatten. Den Uniformen nach zu schlieÃen. Mom und Dad haben Jobs. Dafür wird die Presse dem Minister die Eier grillen.« De Lange machte den Weg frei.
»ScheiÃe.« Mouton erbleichte, als er die beiden in ihrer blutigen Umarmung auf dem Weg liegen sah. »Wann ist es passiert?«
»In der Gang-Hotline ging vor einer halben Stunde ein anonymer Anruf ein«, antwortete Riedwaan.
»Haben Sie schon eine Spur?«
»Wir arbeiten daran«, sagte Riedwaan. »Aber in so einer Gegend sind alle Zeugen blind oder tot.«
Mouton ging neben den Leichen in die Hocke. Er öffnete die Finger der Vierzehnjährigen, erst die der rechten Hand, dann die der linken. Daumen und Zeigefinger waren fleckenfrei.
»Mal was anderes«, sagte Mouton. »Die hier hat jedenfalls kein tik geraucht.« Der Slangausdruck für Methamphetamin. Dann hob er den Rock der Ãlteren an und zog ihr Höschen beiseite, unter dem blasse, makellose Haut zum Vorschein kam. »Keine Tattoos. Die beiden sind keine Gang-Häschen.«
»Captain Faizal?« Riedwaan drehte sich um und starrte direkt in eine Kameralinse. »Wie schön, dass Ihre Suspendierung aufgehoben wurde.« Strähniges Haar, kaum Kinn, spannenlanges Teleobjektiv â der Fotograf lieÃ
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