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Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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ich, wenn ein Schüler in mich verknallt ist — die liebeskranken Blicke und Vorwände, länger zu bleiben oder früher zu kommen.«
    »Und was dann?«
    »Ich finde einen Weg, auf Distanz zu gehen. Ich weise ihn sanft zurück. Ich wahre meine Grenzen.«
    Annie hebt den Blick und sieht mich direkt an. Ich spüre, wie ich blinzele und vom Hals an erröte.
    »Haben Sie mich hergebeten, um über Gordon zu sprechen ?«
    »Ja und nein.«

    »Nun denn, solange Sie zahlen.« Sie lacht munter. »Sie würden Gordon nicht wiedererkennen, wenn Sie Fotos von ihm als Kind sehen würden.«
    »Wieso?«
    »Er war ein echter Mops. Übergewichtig und kurzsichtig mit schiefen Zähnen und einem Gesicht wie eine Pizza.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich habe seine Mutter einmal getroffen. Sie kam an die Uni, um sich zu vergewissern, dass er auf sich achtgab. Sie hatte Fotos von Gordon als kleinem Jungen dabei. Man muss ihm lassen, dass er sich komplett neu erschaffen hat. Er hat abgenommen, sich die Zähne richten lassen, trainiert. Seine Größe hat natürlich auch geholfen. 1,85 ist nicht schlecht.«
    »Kennen Sie Natasha?«
    »Wen?«
    »Gordons Frau. Er muss sie damals schon gekannt haben.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    » Gordon hat gesagt, er hätte sie in der Schule kennengelernt. Deswegen dachte ich, dass er als Student schon mit ihr zusammen gewesen sein muss.«
    Annie schüttelt den Kopf.
    »Er hatte jede Menge Freundinnen an der Uni. Er war mal drei Monate mit meiner Freundin Alison zusammen.«
    »Haben Sie sich auch mit ihm getroffen?«
    Sie zuckt die Achseln. »Er ist eher nicht mein Typ.« Sie macht eine Pause. »Sie sind sehr neugierig, Joseph. Sind alle Psychologen so?«
    »Wir interessieren uns für Menschen.«
    »Interessieren Sie sich für mich?«
    »Natürlich.«
    Das ist die richtige Antwort. Sie steht unvermittelt auf und schlägt einen Spaziergang vor. Wir überqueren die Argyle Street und folgen der Grand Parade durch den Bath City Park. Annie hakt sich bei mir unter. Ihre Schultertasche schwingt gegen unsere
Hüften. Es ist nett, mit einer hübschen Frau zu plaudern und zu flirten. So waren Julianne und ich früher auch. Wir haben uns gegenseitig geneckt, Beobachtungen geteilt und gegen das Unrecht der Welt angeredet.
    »Und was hat Sie bewogen, Vertrauenslehrerin zu werden?«, frage ich.
    »Wahrscheinlich der gleiche Grund, aus dem Sie Psychologe geworden sind. Was hat Sie bewogen, an der Uni zu lehren?«
    »Ich weiß nicht genau. Ich bin mir nicht einmal sicher, dass man Psychologie lehren kann .«
    »Warum?«
    »Die Praxis ist sehr instinktiv. Es geht darum, Menschen zuzuhören und ihre Last zu teilen. Ihnen das Gefühl zu vermitteln, dass sich jemand kümmert.«
    »Und wieso haben Sie damit aufgehört?«
    »Ein wirklich guter Psychologe muss bereit sein, sich ganz und gar einzubringen, sich selbst in die Dunkelheit zu begeben, um einen anderen herauszuholen. Wer einen Ertrinkenden retten will, muss sich nass machen. So einfach ist das.«
    Sie bleibt stehen und sieht mich an.
    »Und Sie waren es leid, nass zu werden?«
    »Ich wäre beinahe ertrunken.«
    Wir sind an der North Parade angekommen. Am gegenüberliegenden Ufer liegen Kanalboote vor Anker. Irgendjemand kocht an Deck, würfelt Karotten und gibt sie in einen blubbernden Topf auf einem Gaskocher.
    »Vielen Dank für den Kaffee und den Kuchen, Joseph.«
    »Ich hoffe, Sie hatten es nicht zu weit. Ich habe nicht einmal gefragt, wo Sie wohnen. «
    »Wollen Sie sich zu mir einladen?«
    »Nein, keineswegs … ich wollte nur…«
    Sie lacht mich wieder aus.
    »Freut mich, dass ich Ihnen so viel Grund zur Belustigung biete.«

    »Tut mir leid. Ich mach es bei einem Abendessen wieder gut«, sagt sie hastig. Nervös.
    Ich brauche zu lange, um zu antworten.
    »Ich möchte Sie nicht zu irgendwas drängen«, sagt sie. »Normalerweise bin ich nicht so direkt.«
    »Nein. Ich meine, ja, Abendessen wäre sehr schön.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ich bin sicher. Es ist bloß, dass ich nicht mehr von einer Frau zum Abendessen eingeladen worden bin seit … seit …«
    »Vielleicht sollten Sie lieber nicht nachrechnen.«
    »Gute Idee.«
    Sie drückt mir einen Kuss auf den Mund.
    »Das wäre also abgemacht. Abendessen. Wie wär’s mit Montagabend. «
    »Klar.«
    »Wegen Gordon Ellis und Sienna … «, sagt sie, als wäre ihr nachträglich noch etwas eingefallen.
    »Ja.«
    »Ich versuche herauszufinden, ob sich irgendjemand bei der Schule beschwert hat.«
    »Vielen

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