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Töchter auf Zeit

Töchter auf Zeit

Titel: Töchter auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Handford
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ich Delia alles zeigte, was wir nach China mitnehmen wollten. Das Kinderzimmer erinnerte allerdings mehr an eine Apotheke: Tylenol gegen Fieber und Schmerzen, Mylanta gegen Sodbrennen, Gas-X gegen Blähungen, Ipecac – ein Brechmittel, Dramamine gegen Reisekrankheit, Alka-Seltzer; ein paar Windeln, Feuchttücher, Taschentücher, Pflaster, Mullbinden, Desinfektionsmittel für die Hände, Reiniger; Dosen mit Milchpulver, mehrere Packungen Cornflakes, Zahnkekse, Fläschchen, Trinkbecher; Thermoskanne, Kamera, Videorekorder, Mitbringsel für die Waisenhausleiterin und ihr Personal; und natürlich Schnuller, jede Menge Schnuller.
    »Ganz schön viel Gepäck«, meinte Delia. »Jetzt habe ich ein ganz schlechtes Gewissen, weil ich auch noch was für Samdabeihabe.« Dann zog sie ein Mini-Fotoalbum aus ihrer Tasche. Es fühlte sich ziemlich hart an und war geriffelt wie ein Beißring. Sie hatte Fotos von uns allen hineingetan: von Tim und mir, Davis und Delia, Claire, Ross und Maura. »Ich habe im Internet gelesen, dass Adoptivkinder sich gern Fotos von ihrer neuen Familie ansehen.«
    Und wieder drängte ich meine aufsteigenden Tränen zurück, als ich Delia umarmte. »Vielen Dank.«
    Wir gingen in die Küche. Sie schnippelte das Gemüse klein, während ich die anderen Zutaten für die Maismehlplätzchen mit reifen Pfirsichen, kandierten Walnüssen und frisch geschlagener Sahne auf den Tisch stellte. Der Duft von gebratenen Schweinekoteletts mit Aprikosenglasur erfüllte die Küche.
    Als das Essen fertig war, trugen wir es auf die Veranda. Davis stand mit einer Flasche Bier in der Hand gegen die Brüstung gelehnt und sah seine Frau, mit der er seit vierzig Jahren verheiratet war, mit einem Blick an, als sähe er sie zum ersten Mal. »Hm, das sieht ja köstlich aus. Passt perfekt zu diesem wunderbaren Wetter.« Ich musste lächeln. Davis und Delia waren immer äußerst nett zueinander und behandelten einander mit großem Respekt, als wüssten sie, wie gefährlich es sein kann, den Partner für selbstverständlich zu halten. Ich fragte mich, ob auch meine Eltern jemals solche Momente gehabt hatten, in denen sie ihr Glück, einander gefunden zu haben, gar nicht fassen konnten. Ich kann mich noch an die glücklichen Zeiten meiner Kindheit erinnern, aber auch an die Phase, in der ihre Streitereien begonnen hatten. Und dann war Dad abgehauen. Und als Mom krank wurde, wurden alle anderen Erinnerungen davon überschattet. Mittlerweile fragte ich mich, welche davon real waren und welche ich mir einbildete. Vermutlich waren sie ein Zerrbild der Realität mit einer dünnen Schicht Wunschdenken und einer Panade aus Verzweiflung.
    In dieser Nacht fand ich kaum Schlaf. Ich konnte nicht einschlafen, drehte mich zu meinem Nachtkästchen hin und griff nach dem Foto von Sam.
Nur noch wenige Tage, meine Süße.
Als ich um 2 Uhr morgens noch immer wach war, ging ich in die Küche und bereitete Teig für Brioche zu. Dieser Teig mit viel Butter gelang mir immer am besten, wenn ich ihn am Vorabend zubereitete und ihn dann über Nacht im Kühlschrank ruhen ließ.
    Am nächsten Morgen hüpfte ich unter die Dusche, zog mich an und ging in die Küche. Ich rollte den Teig auf der bemehlten Arbeitsplatte aus und verteilte die Pecannussfüllung darauf. Dann schlug ich den Teig zusammen, legte ihn in eine gefettete Backform und gab ihn für 40 Minuten in den heißen Ofen.
    Als Tim und meine Schwiegereltern in der Küche auftauchten, war das Brioche fertig und der Kaffee frisch gebrüht. Ich hackte gerade noch Kerbel für die Rühreier und schnitt Räucherlachs in dünne Scheiben. Dann briet ich das Ganze mit einem Löffel Dijon-Senf kurz in der Pfanne an.
    »Ein fantastisches Frühstück folgt einem oberleckeren Abendessen!«, rief Davis gut gelaunt, als er das Rührei auf seine dicke Scheibe Brot gab.
    »Wow, Helen«, meinte auch Tim begeistert.
    »Ich konnte nicht schlafen«, gab ich als Erklärung an.
    »Kein Wunder, du warst bestimmt viel zu aufgeregt«, ließ Delia vernehmen.
    Ich lächelte und nickte, denn ich konnte nicht erklären, dass »zu aufgeregt« meine Gefühle nicht im Ansatz beschrieb. Die ganze Nacht hatte ich Herzrasen, meine Hände hatten gezittert und ich war immer kurz davor gewesen, in Tränen auszubrechen. Die Tatsache, dass ich schon bald meinen sehnlichsten Wunsch erfüllt bekäme, war einfach zu viel für mein kleines Herz. So viel Flüssigkeit konnten die trockenen Zutaten einfach nicht aufnehmen. Ich hatte die ganze Nacht

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