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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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Nummer. Warum kommst du nicht da unten raus? Du könntest mir den Satz des Pythagoras erklären.«
    »In einem rechtwinkligen Dreieck entspricht das Quadrat der Länge der Summe der Längen der beiden anderen Seiten im Quadrat. Aus den Lehren und Theorien von Pythagoras und den Py-tha-go-re-ern«, sagte er und schloss die Augen, während er das schwierige Wort aussprach, »die einige der Hauptsätze der Mathematik und der Astronomie aufstellten, die Lehre von der Harmonie der Sphären entwickelten und die an die Me-tapsych-ik glaubten, die ewige Wiederkehr aller Dinge und die mystische Bedeutung von Zahlen.«
    Parker starrte ihn sprachlos an.
    »Ich lese viel«, sagte der Junge.
    »Das scheint mir auch so. Na komm, du Genie«, sagte Parker und hielt ihm die Hand entgegen. »Mir steigt das ganze Blut in den Kopf. Komm raus da, bevor mich noch der Schlag trifft.«
    Der Junge kroch wie eine Krabbe unter dem Wagen hervor, stand auf und versuchte mit wenig Erfolg, den Staub von seiner Kleidung zu klopfen. Die Ärmel seines Sweatshirts mussten mindestens zehn Zentimeter länger als seine Arme sein. Die Kapuze war nach hinten gerutscht und ließ seinen blonden Haarschopf sehen.
    »Ich betrachte mich selbst eigentlich nicht als Genie«, gestand er bescheiden. »Ich weiß einfach nur sehr viel.«
    »Warum bist du nicht in der Schule?«, fragte Parker. »Haben sie dich nach Hause geschickt, weil du schon alles weißt?«
    Der Junge schob einen Ärmel hoch und warf einen Blick auf eine Uhr, die an seinem Arm so aussah, als hätte er sich eine Untertasse ans Handgelenk gebunden.
    »Es ist erst sieben Uhr vierunddreißig.«
    »Deine Schule liegt wohl in der Nähe, hm?«
    Der Junge runzelte die Stirn.
    »Und du wohnst hier in der Gegend, sonst würdest du dir mehr Gedanken wegen der Zeit machen«, sagte Parker. »Du bist aufmerksam. Du bist schlau. Ich wette, du kriegst eine Menge von dem mit, was hier vor sich geht.«
    Ein einseitiges Schulterzucken. Eine Schuhspitze, die im Dreck bohrte. Ein auf den Boden gerichteter Blick.
    »Du fällst nicht auf«, sagte Parker. »Du kannst hier herumschleichen, Dinge sehen, Dinge hören. Man bemerkt dich nicht einmal.«
    Ein Zucken mit der anderen Schulter.
    »Also, warum hast du mich beobachtet?«
    »Keine Ahnung.«
    »Nur so? Trainierst du dafür, in Zukunft heimlich Mädchen zu beobachten?«
    Das kleine Gesicht verzog sich vor Widerwillen. »Warum sollte ich das tun? Mädchen sind komisch.«
    »Okay. Dann willst du vielleicht Spion werden. Ist es das?«
    »Eigentlich nicht. Ich leide einfach an einer unbezwingbaren Neugier.«
    »Daran ist nichts auszusetzen«, sagte Parker. »Kennst du die Chens? Die vom Fischmarkt?«
    Ein Zucken mit beiden Schultern.
    »Kennst du einen Typen hier in der Gegend, der J.C. Damon heißt? Er ist Fahrradkurier.«
    Die Augen wurden noch ein bisschen größer. »Steckt er in Schwierigkeiten?«
    »In gewisser Weise. Ich muss mit ihm reden. Ich glaube, er weiß etwas, das mir bei einer wichtigen Ermittlung weiterhelfen könnte.«
    »Was denn? Ein Mord vielleicht?«
    »Ein Fall, an dem ich arbeite«, sagte Parker. »Ich glaube, dass er etwas gesehen haben könnte.«
    »Warum kommt er dann nicht einfach zu Ihnen und erzählt es Ihnen, wenn das alles ist?«
    »Weil er Angst hat. Er ist wie du, er läuft vor mir weg, weil er denkt, dass ich sein Feind bin. Aber das bin ich nicht.«
    Parker konnte sehen, dass es hinter der Stirn des Jungen fieberhaft arbeitete. Er war neugierig geworden, die Sache interessierte ihn, auch wenn er so tat, als sei es nicht so.
    »Ich bin kein übler Typ«, sagte Parker. »Weißt du, manche Leute schieben dir erst mal die Schuld zu und stellen danach die Fragen. Es könnte sein, dass Cops, die so sind, nach diesem Damon suchen. Es wäre sehr viel besser für ihn, wenn er zu mir käme, bevor sie zu ihm kommen.«
    »Was werden die mit ihm tun?«
    Parker zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Ich habe keinen Einfluss auf sie. Wer weiß, was alles passieren kann, wenn sie ihn für schuldig halten?«
    Der Junge schluckte, mühsam, als hätte er einen Kloß im Hals stecken. Blonde Haare, blaue Augen, hübscher Junge. Er sah so aus, wie Parker Damon Madame Chen beschrieben hatte. Und dieser Junge hier hatte sich hinter dem Geschäft der Chens herumgetrieben, beobachtet, gelauscht. Und das Interesse des Jungen ließ sich auch nicht mehr mit unbezwingbarer Neugier erklären, wie er es versucht hatte.
    »Könnten sie ihn erschießen?«, fragte der

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