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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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Toilettentür. Im selben Augenblick, als er in den Flur trat, versuchte Viktoria, für den Fall, dass er durch den Türspalt schauen würde, schnell die Augen zusammenzukneifen. Er sollte nicht mitbekommen, dass sie wach war.
    Doch sie war nicht schnell genug, denn schon verdeckte sein breiter Oberkörper das Flurlicht.
    »Hier liegst du also und liest«, sagte er.
    »Ja«, antwortete sie kurz und hielt ihr Heft näher vor das Gesicht, um ihm zu signalisieren, dass sie sehr beschäftigt war.
    Doch er blieb im Türrahmen stehen.
    »Brauchst du vielleicht Hilfe bei den Hausaufgaben?«, begann er.
    »Aber es ist doch Freitag. Ich habe keine Hausaufgaben«, sagte Viktoria, ohne den Blick von den Sprechblasen ihres Heftes abzuwenden.
    »Ach ja, natürlich! Wie blöd von mir«, lachte er und versuchte dabei kameradschaftlich zu klingen, um im selben Atemzug ins Zimmer zu treten. Er stellte sich auf den Coca-Cola-Fleck und schaute zu ihr hinunter.
    »Und wie geht es dir jetzt?«
    »Gut.«
    »Hast du noch Bauchschmerzen?«
    Jetzt hatte er sich auf den Rand ihres Bettes gesetzt. Die Matratze wippte.
    »Nein, es ist nicht mehr schlimm«, sagte Viktoria steif und tat, als würde sie lesen.
    »Nicht mehr schlimm?«
    Er rülpste, und sie zog die Knie seitlich zur Brust heran, sodass sie Gunnar beinahe vom Bett stieß. Versuchen konnte sie es zumindest. Doch er war so schwer, dass es natürlich nicht funktionierte. Wie ein Fleischklops hing er auf der Kante.
    »Ich muss mir deinen armen Bauch doch mal genauer ansehen«, sagte er und grinste selbstverliebt, so wie sie es überhaupt nicht mochte.
    Sie vermied es, ihm in die Augen zu schauen.
    »Ich glaube, das ist nicht nötig«, versicherte sie ihm rasch.
    »Ich muss doch sichergehen, dass auch wirklich alles in Ordnung ist. Es ist wichtig, verstehst du?«, sagte er und schob ihre eine Hand, die den Pulli festhielt, beiseite, umfasste ihre Knie und drehte sie auf den Rücken.
    Sie schüttelte den Kopf, dass ihr Haar auf dem Kissen herumwirbelte, hielt das Heft noch dichter vor die Nase, starrte auf die Seiten und versuchte, sich in die Bilder hineinzuflüchten. Direkt zwischen den Bären und die Schildkröte, in die Gewissheit hinein, den süßesten Teddy auf der ganzen Welt zum Freund zu haben. Mit einem großen Eimer Zauberhonig bewaffnet, würde er ihr das Gefühl vermitteln, dass ihr niemand etwas zuleide tun konnte.
    »Wir wissen ja gar nicht, wo du dir überall wehgetan hast und ob du dich nicht doch verletzt hast«, setzte Gunnar hinzu, während sie seinen festen Griff um ihre Knie spürte. »So, nun streck dich schön aus, dass Gunnar dich untersuchen kann.«
    Er drückte ihre Knie nach unten. Sie wehrte sich, obwohl sie wusste, dass es keinen Sinn hatte. Nicht wenn er einmal entschlossen war und sich so verhielt wie jetzt. Denn dann ließ er nicht locker und handelte wie ferngesteuert. Sie versuchte, an etwas anderes zu denken, an den Hund, den sie vielleicht irgendwann in naher Zukunft geschenkt bekommen würde. An all ihre Tiere, die ihr sofort zu Hilfe geeilt wären, wenn sie nur gekonnt hätten. Das Schlimmste war jedoch, dass sie sich vor ihnen schämte. Dass all ihre Freunde mit ansehen mussten, was er mit ihr machte. Das war bestimmt nicht gut für sie.
    Aber nichts half. Ihre Gedanken irrten planlos umher, während Gunnars Finger über ihre Brustwarzen, die sich wie winzige flache Knöpfe anfühlten, und über ihren Bauch wanderten. Immer weiter. Ihr Herz klopfte so wild, dass ihr angst und bange wurde. Sie biss sich auf die Innenseiten der Wangen, bis es wehtat und sie nicht mehr denken musste und alles um sie herum weiß wurde und die Zeit hoffentlich einen Sprung nach vorne machen würde. Nämlich bis danach. Bis alles vorbei sein würde. All das, was sie so sehr mit Scham erfüllte.
    »Nun wollen wir mal sehen«, sagte er mit belegter Stimme und grinste dümmlich. »Hier haben wir ja den armen Bauch, wie ich fühle.«
    Er legte seine schwere Hand auf ihren Bauch und drückte, nicht besonders fest, aber dennoch unangenehm. Der Fahrradlenker hatte sich mitten in ihren Nabel gerammt, und sie war dumm genug gewesen, es Gunnar zu erzählen. Sonst wäre er vielleicht nicht auf die Idee gekommen, sie untersuchen zu wollen. Jedenfalls nicht heute. Sie verfluchte sich selbst. Und weil es sowieso schon wehtat, wagte sie nicht, zu treten oder zu schreien, denn dann würde vermutlich alles noch schlimmer werden.
    Völlig unbeweglich lag sie auf dem Rücken, die Beine auf

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