Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
wäre ich jetzt hellauf begeistert, Curt. Was ist mit dir?«
Sein Kameramann, dessen schwarze Haut durch eine Schicht aus Schweiß und Sonnenschutz wie polierter Marmor glänzte, verdrehte die Augen. »Die selbstgemachte Limonade meiner Mutter, und zwar ein Fünfliterbehälter, das wäre es!«
»Ein kaltes Bier.«
»Pfirsicheis und ein langer, träger Kuß von Whitney Houston.«
»Hör auf, du bringst mich noch um.« Finn nahm einen großen Schluck aus der Wasserflasche. Das Wasser hatte einen metallischen Geschmack und war viel zu warm, aber immerhin spülte es den Sand aus der Kehle. »Schauen wir mal, wovon wir noch Aufnahmen machen dürfen, und dann versuchen wir ein paar Interviews zu kriegen.«
»Sie werden uns nicht allzu viele geben«, murrte Curt.
»Wir nehmen, was wir kriegen können.«
Stunden später zog sich Finn in der vergleichsweise komfortablen Unterkunft eines saudiarabischen Hotels splitternackt aus. Die Dusche wusch die Schichten aus Sand und Schweiß ab, die sich jetzt in zwei Tagen und Nächten in der Wüste gebildet hatten. Er hatte eine süße, fast romantische Sehnsucht nach dem heftigen Geruch und Geschmack eines amerikanischen Bieres, gab sich aber mit einem Orangensaft zufrieden und streckte sich auf dem Bett aus. Kühl, nackt, still und erschöpft lag er mit geschlossenen Augen da, tastete nach dem Telefon und begann mit dem komplizierten und oft frustrierenden Prozeß eines Anrufs in den Vereinigten Staaten.
Das Klingeln des Telefons riß Deanna aus dem Tiefschlaf. Mit ihren ersten wirren Gedanken vermutete sie, irgend jemand
habe sich wieder verwählt, wahrscheinlich derselbe Idiot, der sie am Abend aus einem beruhigenden Bad gerissen hatte, nur um ohne Entschuldigung wieder aufzulegen. Ziemlich schlecht gelaunt fischte sie nach dem Telefon.
»Reynolds.«
»Das muß jetzt bei dir halb sechs morgens sein.« Finn hielt die Augen weiter geschlossen und lächelte über den rauhen Klang ihrer Stimme. »Entschuldige.«
»Finn?« Den Schlaf abschüttelnd, schob sich Deanna im Bett hoch und tastete nach dem Lichtschalter. »Wo bist du?«
»Ich erfreue mich der Gastfreundschaft unserer saudiarabischen Gastgeber. Hast du heute Wassermelonen gegessen?«
»Wie bitte?«
»Wassermelonen. Die Sonne hier ist ganz schön heftig, besonders um zehn Uhr morgens. Und da habe ich begonnen, über Wassermelonen zu phantasieren. Curt spornte mich noch an, und dann begann das ganze Team, sich selbst zu quälen. Eis im Hörnchen, Minzjuleps, kalte Brathähnchen.«
»Finn«, fragte Deanna langsam, »geht es dir gut?«
»Ich bin ziemlich erschöpft.« Er rieb sich mit der Hand über das Gesicht, um sich wachzuhalten. »Wir waren ein paar Tage draußen in der Wüste. Das Essen ist beschissen, die Hitze noch schlimmer und erst die verdammten Fliegen … an die will ich besser gar nicht denken. Ich bin jetzt seit dreißig Stunden auf den Beinen, Kansas, und ein wenig durcheinander.«
»Du solltest ein bißchen schlafen.«
»Erzähl mir was.«
»Ich habe einige deiner Berichte gesehen«, begann sie. »Der eine über die Geiseln, die Hussein ›Gäste‹ nannte, hat mich sehr beeindruckt. Und der aus dem Luftwaffenstützpunkt in Saudi-Arabien ebenfalls.«
»Nein, erzähl mir, was du gemacht hast.«
»Heute hatten wir eine Sendung zum Thema Einkaufszwang. Einer der Gäste bleibt jede Nacht wach, schaut sich im Fernsehen das Programm eines der Einkaufskanäle an
und bestellt alles, was ihm auf dem Bildschirm angeboten wird. Nachdem er ein Dutzend elektronischer Flohhalsbänder bestellt hatte, schnitt seine Frau das Antennenkabel durch. Die beiden haben nämlich gar keinen Hund.«
Finn mußte lachen, und das hatte sie gehofft. »Das Band von dir habe ich bekommen. Es ist eine Weile hin und her geschickt worden, daher hat es eine Weile gedauert. Das Team und ich haben es uns angeschaut. Du sahst gut aus.«
»Ich fühlte mich auch gut. Ein paar Sender in Indiana haben uns ebenfalls übernommen und am Spätnachmittag ins Programm gesetzt. Wir treten gegen irgendeine Familienserie an. Mal schauen, wie es wird.«
»Jetzt sag mir, daß du mich vermißt.«
Sie antwortete nicht direkt darauf und ertappte sich dabei, daß sie das Telefonkabel um ihre Hand wickelte. »Ich glaube, hin und wieder vermisse ich dich.«
»Und jetzt in diesem Augenblick?«
»Ja.«
»Wenn ich wiederkomme, möchte ich, daß du mit mir in mein Blockhaus fährst.«
»Finn …«
»Ich will dir das Angeln beibringen.«
»Ach
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