Tödlicher Champagner (German Edition)
sich auf und zog sie mit sich. „Und ich sage dir so viel: Du kannst deine Gefühle einmauern. Du kannst das, was zwischen uns besteht, mit jeder praktischen Bezeichnung benennen. Du kannst die Nase rümpfen über Dinner bei Kerzenlicht und leise Musik. Das wird überhaupt nichts ändern.“ Er packte sie am Haar und zog ihren Kopf zurück. „Ich werde an dich herankommen, Cousine. Ich werde so sehr an dich herankommen, dass du an nichts und niemand anderen mehr denken kannst als an mich. Wenn du mitten in der Nacht aufwachst, und ich bin nicht da, wirst du dir wünschen, ich wäre da. Und jedes Mal, wenn ich dich berühre, wirst du mich begehren.“
Ein Schauder überfiel Pandora. Klarer als je zuvor wusste sie, dass Michael recht hatte. Und sie wusste, oder vielleicht wussten es auch sie beide, dass sie bis zuletzt dagegen ankämpfen musste. „Du bist arrogant, egozentrisch und einfältig.“
„Wie wahr, wie wahr. Und du bist dickköpfig, eigensinnig und launisch. Im Moment können wir nur in einer Hinsicht sicher sein, nämlich dass einer von uns beiden gewinnen wird.“
Sie saßen auf ihren verstreuten Kleidern und betrachteten einander. „Noch ein Spiel?“, murmelte Pandora.
„Vielleicht. Vielleicht ist es nur ein Spiel.“ Er stand auf und hob sie auf seine Arme.
„Michael, ich muss nicht getragen werden.“
„Doch, du musst.“
Er ging durch die Suite zu dem Schlafzimmer. Pandora setzte zur Gegenwehr an, gab jedoch nach. Wenigstens dieses eine Mal, entschied sie und entspannte sich in seinen Armen.
9. KAPITEL
J anuar war der Monat der eisigen Winde, des wirbelnden Schnees und des grauen Himmels. Die Tage waren kurz und produktiv, die Nächte lang und entspannend. Seit dem Zwischenfall mit dem Champagner war es ein ruhiger, ereignisloser Winter.
Ereignislos, dachte Pandora, ist nicht der richtige Ausdruck. Mit raschen, sorgfältigen Bewegungen feilte sie die Kanten eines dicken Kupferarmbandes. Es war ganz sicher nicht so, als wäre nichts geschehen. Es hatte keine Schwierigkeiten von außerhalb gegeben, aber Schwierigkeiten gehörten, wie sie immer schon gewusst hatte, ganz entschieden zu Michael Donahues größten Talenten.
Was wollte er bloß damit erreichen, wenn er einen Veilchenstrauß auf ihr Kopfkissen legte? Man brauchte bestimmt einen Zauberstab, um im Januar diese kleinen blauen Blumen hervorzuzaubern. Als sie ihn fragte, lächelte er bloß und meinte, Veilchen hätten keine Dornen. Was für eine Antwort war das denn bloß?
Pandora untersuchte mit dem Vergrößerungsglas den Verschluss des Armbandes. Sie war zufrieden, wie gut er sich in das Muster einfügte.
Oder dann war sie einmal aus dem Bad gekommen und hatte ihr Schlafzimmer von einem Dutzend Kerzen erleuchtet vorgefunden. Auf ihre Frage nach einem Stromausfall hatte Michael bloß gelacht und sie ins Bett gezogen.
Er brachte es fertig und griff während des Dinners nach ihrer Hand oder flüsterte ihr kurz vor Morgengrauen zärtliche Worte ins Ohr. Einmal war er unaufgefordert zu ihr unter die Dusche gekommen und hatte ihren Protest dadurch erstickt, dass er jeden Zentimeter ihres Körpers eingeseift und gewaschen hatte.
Sie hatte recht gehabt. Michael Donahue hielt sich nicht an Spielregeln. Und er hatte recht gehabt. Er kam an sie heran.
Pandora löste das Armband aus dem Schraubstock und begann, es geistesabwesend zu polieren. In den beiden letzten Wochen hatte sie ein halbes Dutzend anderer Armbänder gemacht, breite Armbänder mit derben Gliedern, einige mit auffälligen Steinen, andere mit Gravur. Sie passten zu ihrer Stimmung – wagemutig, eigenwillig und ein wenigleichtfertig. Sie hatte gelernt, ihren Instinkten zu vertrauen, und ihre Instinkte sagten ihr, dass sich diese Armbänder schneller verkaufen ließen, als sie herzustellen waren, und genauso schnell kopiert werden konnten.
Die Imitationen störten sie nicht. Von jedem Typ gab es nur ein Stück, das echt Pandora McVie war. Kopien konnten leicht als solche erkannt werden, weil ihnen das Besondere fehlte, diese Individualität des Genies.
Zufrieden drehte sie das Armband in ihrer Hand. Niemand würde eine ihrer Arbeiten für eine Imitation halten. Ihre Kunst veränderte sich vielleicht von Stück zu Stück, aber sie log nie.
Pandora blickte auf das Armband hinunter und seufzte. Nein, ihre Kunst log nie, aber wie war das mit ihr? Waren ihre Empfindungen so echt wie ihre Schmuckstücke?
Ein Gefühl konnte imitiert werden. Eine Empfindung konnte
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