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Tödliches Wasser: Roman (German Edition)

Tödliches Wasser: Roman (German Edition)

Titel: Tödliches Wasser: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu. Xiaolong
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Wachtmeister Huang vom Präsidium in Wuxi.
    »Sie hätten mir eher Bescheid geben sollen, dass Sie nach Wuxi kommen, Oberinspektor Chen«, rief Huang mit unüberhörbarer Begeisterung in der Stimme, »dann hätte ich Sie vom Bahnhof abgeholt.«
    »Nun, Sie sind der erste, mit dem ich hier Kontakt aufnehme. Auch für mich selbst kam dieser Ferienaufenthalt ganz unerwartet.«
    »Das ehrt mich … Ich meine, dass Sie mich anrufen. Es freut mich wirklich sehr, dass Sie sich Wuxi als Urlaubsort ausgesucht haben.«
    »Das alles verdanke ich dem Genossen Parteisekretär Zhao, ehemals Leiter der Disziplinarbehörde der Partei. Er war zu beschäftigt, um den für ihn arrangierten Erholungsaufenthalt anzutreten, also hat er mich geschickt. Ich sitze hier gerade auf der Teeterrasse im Schildkrötenkopfpark und genieße eine Tasse ›Vor dem Regen‹.«
    »Das ist ja großartig, Oberinspektor Chen. Ich habe schon so viel von Ihnen gehört – auch über Ihre Beziehungen nach Peking. Sie haben im Auftrag von Genosse Parteisekretär Zhao in einem heiklen Antikorruptionsfall ermittelt. Ich bin ein Bewunderer, der nicht nur Ihre Polizeiarbeit verfolgt, sondern auch alle Ihre Übersetzungen gelesen hat. Sie persönlich kennenzulernen wäre für mich die Erfüllung eines langgehegten Wunsches.«
    »Ja, ich würde mich auch gern mit Ihnen unterhalten.«
    »Bin ganz in Ihrer Nähe«, erwiderte Huang eifrig. »Kann ich vorbeikommen?«
    »Natürlich, Sie können eine Tasse Tee mit mir trinken.« Dann fügte Chen noch hinzu: »Ach, und bitte kein Wort zu Ihren Kollegen über meine Ferien hier.«
    »Kein Wort, Oberinspektor Chen, versprochen. Bin schon unterwegs.«
     
    Keine zwanzig Minuten später tauchte Huang im Park auf. Ein adretter, lebhafter junger Mann mit breiter Stirn und wachen Augen. Er kam eilenden Schrittes heran und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Als er Chen entdeckte, grinste er.
    »Hab Sie schon von weitem erkannt, Oberinspektor Chen«, sprudelte er los. »Ihr Foto war ja öfter in der Zeitung.«
    Chen ließ eine zweite Tasse bringen und goss dem jungen Polizisten ein. Dann kam er ohne Umschweife auf den Mord an Liu zu sprechen.
    Zu seiner Genugtuung erfuhr der Oberinspektor, dass Huang zu dem Ermittlerteam gehörte, das den Fall bearbeitete. Er war gerade bei einer Besprechung in der Chemiefabrik gewesen, als ihn Chens Anruf erreichte. Das erklärte auch, warum er so rasch zur Stelle war.
    »Sie haben davon gehört? Natürlich haben Sie das.« Huang errötete vor Eifer. »Sie sind wohl gar nicht auf Urlaub hier?«
    Chen nippte an seinem Tee, ohne ihm sofort zu widersprechen. Der örtlichen Polizei musste ein solcher Ferienaufenthalt naturgemäß suspekt vorkommen, noch dazu, wo der Oberinspektor sich offensichtlich für den Fall interessierte. Schließlich war Chen bekannt für seine verdeckten Ermittlungen in so manchem politisch heiklen Fall.
    »Nun, der Gedanke, hier eine Woche lang auszuspannen, schien mir verlockend. Aber schon nach einem Tag quälte mich die Langeweile. Nicht, dass ich mich beklagen will, aber ich bin eben ein in der Wolle gefärbter Polizist, wie Yu und seine Frau Peiqin immer sagen. Und da habe ich zufällig von diesem Mordfall gehört«, erklärte Chen. »Aber keine Sorge, ich bin keineswegs in offiziellem Auftrag hier. Das ist nicht mein Revier. Ich werde mich hüten, anderen ins Gehege zu kommen.«
    »Sherlock Holmes braucht eine Aufgabe. Das kann ich doch völlig verstehen, Chef. Ich darf Sie doch so nennen, Oberinspektor Chen?«
    Ob ihm Huang nun glaubte oder nicht, der eifrige junge Polizist strebte offenbar seinen literarischen Vorbildern nach und gab Chen prompt eine detaillierte Einführung in die laufenden Ermittlungen. Dabei konzentrierte er sich vor allem auf die problematischen Punkte.
    Die Chemiefabrik Nr.  1 war die größte in Wuxi, und Direktor Liu hatte als Abgeordneter im Volkskongress der Provinz Zhejiang gesessen. Beides machte seine Ermordung für das Polizeipräsidium Wuxi zu einem Fall von höchster Priorität. Man hatte eine Sonderermittlungsgruppe gebildet, der Huang als jüngstes Mitglied angehörte.
    Über Liu, der seit zwanzig Jahren in dem Unternehmen tätig war, gab es bereits eine Akte. Als er vor einigen Jahren die Firmenleitung übernommen hatte, war der Staatsbetrieb am Rande des Ruins gestanden. Liu hatte die Firma aus den roten Zahlen und schließlich sogar zu einer gewinnbringenden Expansion geführt. Kompetent und ehrgeizig,

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