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Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Titel: Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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verlockend«, sagte er. »Ich bin dabei. Aber du machst das doch nicht wegen des Geldes, oder?«
    »Ich werde es anschließend bestimmt nicht für wohltätige Zwecke spenden, wenn du das meinst.«
    »Was ich meine, ist, du machst das, um den Schlamassel aus der Welt zu schaffen, den du gestern Nacht in der Nähe von Alidoris Wohnung angerichtet hast.«
    »Stimmt.«
    »Damit du bei ihr und deinem Jungen sein kannst.«
    »Ja.«
    »Damit du ein normales Leben führen kannst.«
    Ich nickte beklommen, nicht sicher, worauf er hinauswollte.
    »Ich kenn da einen Witz, den ich dir gern erzählen würde«, sagte er. »Ich glaube, er könnte dir gefallen.«
    Ich sah ihn an. »Okay.«
    »Ein Jäger pirscht mit seiner Flinte durch den Wald und sieht plötzlich einen mächtigen, grimmigen Bären. Er nimmt ihn ins Visier, drückt ab und schießt daneben. Der Bär kommt zu ihm rüber und sagt, ›He, ich find es nicht gerade toll, gejagt zu werden. Ich werd dir wohl eine Lektion erteilen müssen.‹ Und schon packt der Bär den Jäger, beugt ihn über einen umgestürzten Baumstamm, zieht ihm die Hose runter und nagelt ihn auf Teufel komm raus.«
    »Okay …«, sagte ich wieder.
    »Wenig später pirscht der Jäger immer noch durch den Wald, als er wieder den Bären erspäht. Er legt an, drückt ab und verfehlt ihn erneut. Der Bär kommt rüber und sagt, ›Ich fass es nicht, Kleiner, du hast es anscheinend immer noch nicht kapiert. Okay, dann müssen wir die Lektion wohl wiederholen.‹ Und er nimmt ihn sich ein zweites Mal vor.«
    Ich fragte mich, worauf er damit hinauswollte.
    »Tja, eine Stunde später sieht der Jäger den Bären ein drittes Mal. Und wieder versucht er ihn zu erlegen, und wieder schießt er daneben. Als der Bär diesmal angetrottet kommt, setzt er eine furchtbar ernste Miene auf und sagt, ›Kleiner, jetzt sei mal ehrlich: Dir geht’s gar nicht ums Jagen, oder?‹«
    Prompt brach Dox in Gelächter aus. Ich blickte ihn an und staunte sprachlos über seinen Humor.
    Nach einer Weile kriegte er sich wieder ein. »Hast du kapiert?«, fragte er.
    »Ja, aber …«
    »Der Jäger bist du, Partner. Du redest dir dauernd ein, du willst bloß das Richtige tun oder bei deiner Familie sein oder dein jetziges Leben aufgeben oder was auch immer. Aber es läuft bei dir immer aufs Töten hinaus. Immer.«
    Für jemanden, der gern den Tölpel spielte, besaß Dox einen scharfen Blick, wie ein Skalpell.
    »Mit Amerika ist es das Gleiche«, fuhr er fort. »Ich meine, sieh uns doch an, ständig reden wir uns ein, wie friedliebend wir sind. ›Wir sind ein friedliebendes Volk, wir lieben den Frieden.‹ Das wird wohl auch Grund dafür sein, warum wir fürs Militär mehr ausgeben als der Rest der Welt zusammen, warum wir über siebenhundert Militärstützpunkte in hundertdreißig Ländern haben und warum wir praktisch ununterbrochen irgendwo Krieg führen, seit wir bloß ein kleiner Haufen Kolonien waren. Mann, glaubst du, ein Marsmensch, der die Erde besucht und sagen müsste, welche Kultur die friedliebendste ist, würde auf die USA tippen? Versteh mich nicht falsch, ich will damit nicht sagen, dass das falsch wäre. Wir sind ein kriegerisches Volk, das ist unübersehbar, wir sind gut im Krieg, und das gefällt uns. Ich weiß bloß nicht, warum wir uns das nicht eingestehen können. Ich wette, wenn wir das fertigbrächten, würden die Verkaufszahlen von Psychopillen in den Keller rauschen.«
    »Vielleicht«, sagte ich geistesabwesend.
    »Du verstehst doch, was ich sagen will, nicht? Du bist, was du bist, genau wie der Jäger. Alles andere sind bloß Ausflüchte für das, was du sowieso machen willst.«
    »Ich hoffe, das heißt nicht, dass du dich für den Bären hältst.«
    Er lachte. »Ich will damit nur sagen, dass du dich irgendwann mal mit deiner Natur abfinden solltest. Ich glaube, dann wärst du mit dir selbst mehr im Einklang. Mensch, sieh mich an. Was glaubst du wohl, warum die Ladys so auf mich stehen? Ich meine, mal abgesehen von meiner großzügigen, natürlichen Ausstattung. Ganz einfach weil ich mich wohl in meiner Haut fühle. So was mögen die Ladys.«
    Ich schloss die Augen. »Wenn du einen anderen Ausweg aus der Situation siehst, sag’s mir, und ich nehm ihn.«
    »Ich glaube nicht, dass es einen anderen Ausweg gibt, jedenfalls im Augenblick. Aber darum geht es eigentlich nicht, und das weißt du auch.«
    Ich nickte. »Hör mal, ich muss los. Wir müssen morgen möglichst früh nach Tokio, und ich hab noch nicht mal

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