Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tokio Vice

Titel: Tokio Vice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jake Adelstein
Vom Netzwerk:
Frage beschäftigte mich schon eine ganze Weile.
    Zyklop antwortete sofort.
    »Natürlich war das eine Falle. Hätten Sie getan, was wir von Ihnen erwartet haben, dann wäre Goto schon 2005 erledigt gewesen. Aber Sie haben es nicht getan. Ich habe allen erzählt, dass Sie den Artikel schreiben würden, aber stattdessen sind Sie einfach abgehauen. Und ich saß in der Tinte. Ich habe Ihnen bei der Kajiyama-Story geholfen, und Sie haben mich im Stich gelassen. Sie haben mein Leben ruiniert. Wegen Ihnen wurde ich rausgeworfen.«
    Dazu fiel mir keine gute Erwiderung ein.
    »Woher hätte ich wissen sollen, was man von mir erwartet? Sie haben nie etwas gesagt. Und sind Sie sicher, dass man Sie nicht etwa rausgeworfen hat, weil Sie Speed konsumiert haben?«
    Das stimmte tatsächlich, Zyklop hatte ein ernstes Problem mit Speed. Er war schon so lange süchtig, dass er wütend und gefährlich wurde, wenn er die Droge nicht nahm.
    »Jeder nimmt das Zeug, das ist keine große Sache. Deswegen bin ich nicht ausgebootet worden, das war nur Ihre Schuld.«
    »Sie haben mir nur ein Teilchen des Puzzles gegeben, daher hatte ich nicht genug Material für einen Artikel. Hätten Sie mir vom FBI erzählt, wäre alles anders gekommen.«
    »Ich habe zwar nicht das FBI erwähnt, aber ich habe Ihnen gesagt, dass er einen Handel mit den Cops geschlossen hat. Das hätte reichen müssen.«
    »Nein, das haben Sie nicht. Sie haben nichts von Cops erwähnt.«
    »Natürlich habe ich das, da haben Sie nur nicht aufgepasst.«
    Vielleicht hatte er ja recht. Denn wir – oder zumindest ich – waren betrunken gewesen, als er mir diesen kleinen Brocken über Gotos großes Abenteuer in L. A. hingeworfen hatte. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass ich mich an ein so wichtiges Detail erinnert hätte.
    »Egal, jetzt ist es vorbei und er ist weg. Ich habe getan, was ich tun sollte. Und übrigens – ich finde es nicht lustig, die Spielfigur anderer Leute zu sein.«
    Ich nippte noch einmal an meinem Kaffee, dann stand ich auf, da unser Gespräch anscheinend beendet war.
    »Sagen Sie, was ist eigentlich mit Ihrer Freundin passiert?«
    »Mit welcher Freundin?« Die Frage machte mir Angst.
    »Sie wissen schon, welche Braut ich meine.«
    »Nein.«
    »So eine Gaijin -Nutte. Hieß sie nicht Helena?«
    Mir wurde richtig flau im Magen und mir fiel keine schlagfertige Entgegnung ein. Daher setzte ich mich wieder und nahm noch einen Schluck Kaffee.
    »Ich kenne eine Frau namens Helena, die ich schon seit einiger Zeit suche. Schon sehr lange.«
    »Sie werden nie mehr etwas von ihr hören, denn Sie haben sie umgebracht, wissen Sie das?«
    Dabei setzte der Bastard ein großes, fettes, glückliches Grinsen auf. So wie Kinder, wenn man ihnen einen Witz erzählt und sie mit der Pointe herausplatzen. Er ließ die Worte wie einzelne Murmeln von seinen Lippen rollen: »Sie hat in Ihrem Auftrag die International Entertainment Association ausspioniert, stimmt’s? Dabei wurde sie erwischt und dann nach Ebisu in ein Büro gebracht. Sie hatte Ihre Visitenkarte dabei. Aber sie wollte nicht reden. Sie wollte Ihren mageren Arsch unbedingt retten.«
    Dann berichtete er ausführlich, was sie mit ihr gemacht hatten. »Sie brauchten ein paar Stunden dazu. Sie haben sie eine Weile gefoltert. Geschlagen. Auch vergewaltigt, mit Dingen, die herumlagen. Sie hat heftig geblutet. Wahrscheinlich ist sie an einem Schwanz erstickt, der in ihrem Mund steckte. Oder an Erbrochenem. Vielleicht wollten sie sie ja gar nicht töten, aber sie hat einfach nicht geredet.«
    Das Ganze erzählte er wie beiläufig und machte sich nicht einmal die Mühe, leiser zu sprechen. Als er fertig war, fügte er noch hinzu: »Es war Ihre Schuld, dass sie herumgeschnüffelt hat. Hätte die Goto-gumi Sie für einen verkappten Polizisten gehalten, wären Sie damals auch umgebracht worden. Sie sind eine echte Plage.«
    »Das ist doch totaler Quatsch.«
    »Woher kenne ich dann ihren Namen?«
    Darauf wusste ich keine Antwort. Von mir hatte er ihn nicht bekommen. Ich hatte einige meiner Informanten gebeten, sie zu suchen, und vielleicht hatte einer von ihnen mit Zyklop darüber gesprochen. Das konnte ich aber nicht erwähnen, ohne meinen Informanten zu gefährden. Ich dachte nach.
    »Hallo, sind Sie noch da? Jetzt reißen Sie keine Witze mehr, was?«
    Dabei zog er einen braunen Umschlag aus seinem Rucksack und knallte ihn auf den Tisch.
    »Betrachten Sie das als Geschenk. Ich habe Ihnen mal etwas geschuldet, deshalb habe

Weitere Kostenlose Bücher