Topchter der Köingin Tess 1
meiner Reichweite, und trat über den Gardisten hinweg. Mein Herz pochte, ich schüttelte die Peitsche aus, und ein Schauer überlief mich beim gleitenden Flüstern der Schnur auf dem Boden.
Er hielt nachdenklich inne. »Du kannst damit nicht umgehen.«
Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen, fand aber nicht genug Speichel, um zu schlucken. »Natürlich nicht.«
Seine Haltung wurde locker, und er lachte. »Dummes Weib. Du bist schon so gut wie tot. Ich habe alles. Die Prinzessin ist sehr leicht formbar. Ich brauche nur ein unschuldiges Leben zu bedrohen, und schon tut sie, was ich will.« Er lächelte und leckte sich anzüglich die Oberlippe. »Alles.«
Zorn flackerte durch meine Angst hindurch auf. »Ihr werdet sie nicht anrühren.«
»O doch«, sagte er und betrachtete meine zitternde Hand. »Ich werde sie anrühren, wo und wie es mir gefällt.«
Er stürzte sich auf mich. In Panik holte ich mit der Peitsche aus, und die lange Übung ließ mich sofort festeren Stand einnehmen. Mein Muskeln folgten dem vertrauten Ablauf von allein. Der scharfe Knall fühlte sich an wie ein Schock. Ich erstarrte, als Garrett aufschrie und rückwärtstaumelte. Er stolperte, fiel aber nicht. Er richtete sich wieder auf, befühlte seinen Kiefer und sah Blut an seiner Hand.
»Du kleine Schlampe!«, brüllte er, und seine rasende Wut entstellte ihn. »Du hast mich geschlagen!«
»Es tut mir leid«, erwiderte ich mit schriller, verzweifelter Stimme. Das war das Dümmste, was ich je im Leben gesagt hatte. Aber ich hatte auch noch nie jemanden geschlagen. »Bleibt zurück! Kommt ja nicht näher.«
»Niemand schlägt mich!« Er ballte die Hände zu Fäusten und biss die Zähne zusammen. Blut troff von seinem Kiefer, und er trat einen Schritt auf mich zu. Ich streckte warnend die freie Hand aus, doch es war der Lärm schwerer Schritte auf dem Flur, der ihn innehalten ließ.
»Sie ist da drin!«, brüllte einer der herbeigeeilten Gardisten.
Ich hielt den Atem an, um nicht in Ohnmacht zu fallen, als Garrett sich nach der Tür umblickte.
»Die falsche Prinzessin!«, rief der Mann draußen. »Sie haben sich vom oberen Stockwerk abgeseilt. Sie ist da drin.«
»Aber Prinz Garrett ist in diesem Zimmer!«, erwiderte ein Wächter entsetzt.
Garrett runzelte ärgerlich die Stirn. »Bleibt draußen!«, brüllte er, ohne den Blick von mir abzuwenden. »Hier ist niemand außer mir … und meiner Liebsten.«
Schweigen, gefolgt vom Raunen eines hektischen, gedämpften Wortwechsels.
»Hauptmann Jeck!«, rief jemand auf dem Flur erleichtert aus, und Garretts ebenmäßiges Gesicht verzerrte sich vor rasender Wut. »Dem Allmächtigen sei Dank, dass Ihr da seid.«
Ich hielt Garretts Blick stand, als das Poltern von Jecks schnellen Schritten vom Befehl des Hauptmanns übertönt wurde: »Die Tür aufbrechen! Schnell!«
Die Tür erbebte unter einem donnernden Schlag. Unter krachendem Splittern verrutschte der Türrahmen. Garretts Gesicht nahm einen zornigen Ausdruck an. »Verflucht soll er sein, dieser Bauer«, knurrte er. Er wischte sich das Blut vom Unterkiefer und brüllte durch die Tür: »Der Mann, der Hauptmann Jeck in dieses Zimmer lässt, wird gevierteilt. Und alle eure Köpfe stecken morgen früh auf der Mauer. Tötet ihn!«
Im Flur herrschte Totenstille. Ich stellte mir vor, wie nervöse Blicke gewechselt wurden. Wenn ich mich nicht irrte, waren sie zu acht gegen ihren Hauptmann. Nicht einmal ein Spieler konnte acht Männer mit Schwertern besiegen. Die Stille endete mit einem wütenden Aufschrei und dem Klirren von Klingen.
Garrett straffte die Schultern und lächelte zuversichtlich. Mein blutiger Treffer hob sich leuchtend rot von seiner sommersprossigen Haut ab. »Mein ehemaliger Hauptmann wusste eben nie zu schätzen, wie kostbar die Zeit ist, die Mann und Frau allein miteinander verbringen«, höhnte er, wobei er die Stimme heben musste, um den Kampflärm im Flur zu übertönen. »Andauernd unterbricht er mich. Also, wo waren wir gleich? Ach ja.«
Ich wich zurück, als er mit drei schnellen Schritten den Raum durchquerte. Wieder ließ ich die Peitsche vorschnellen. Sie traf ihn am Arm und zerfetzte sein Hemd. Er biss die Zähne zusammen, schwang meinem nächsten Schlag das Schwert entgegen, und meine Peitsche schlang sich um sein Handgelenk.
»Das ist der Nachteil an Peitschen«, grollte er. »Sie wirken nur bei Tieren und Feiglingen!« Er packte meine Peitschenschnur und riss daran.
Ein Aufschrei entfuhr mir. Ich ließ die
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