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Tote Wasser (German Edition)

Tote Wasser (German Edition)

Titel: Tote Wasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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dass ihre Angestellten und Kollegen sich Sorgen um sie machten? Das war sicher nicht Rhonas Art. Sie würde sich in aller Würde zurückziehen und nicht auf einer nächtlichen Fähre die Flucht ergreifen. Er betrat das Arbeitszimmer. Vom Fenster aus hatte man einen Blick in den Garten. Draußen regnete es immer noch, sanft und beharrlich.
    Ihr Computer war nur im Ruhezustand, weshalb Perez kein Passwort eingeben musste, um ihn einzuschalten. Hieß das, dass sie hier überrascht worden war? Von einem Besucher oder einem Anruf, weswegen sie dann aus dem Haus gestürmt war, ohne noch einmal zurück ins Arbeitszimmer zu gehen? Er war sich sicher, dass sie unter normalen Umständen den Computer ausschaltete, wenn sie aus dem Haus ging. Andererseits war sie in letzter Zeit ziemlich durcheinander gewesen, und vielleicht waren die unverschlossene Haustür und der eingeschaltete Computer ja bloß Hinweise auf ihre Verstörung. Der Gedanke, in den E-Mails der Staatsanwältin herumzustöbern, war zu viel für ihn. Das brachte er noch nicht fertig. Nicht bevor er einen Beweis dafür hatte, dass sie sich in Gefahr befand oder auf irgendeine Weise in diese Morde verwickelt war.
    Unschlüssig, was er als Nächstes tun sollte, stand er mitten im Zimmer. Über ihm donnerte ein Flugzeug auf dem Weg nach Scatsta hinweg, es flog offenbar sehr niedrig, denn der Lärm der Motoren war ohrenbetäubend. Die Sicht musste also besser geworden sein. Er beschloss, zum Hafen hinunterzugehen und nachzusehen, ob Rhonas Boot noch da lag. Auf dem Meer fühlte sie sich sicher und glücklich, das wusste er.
    Als er sich gerade vom Schreibtisch abwenden wollte, stutzte er. Ganz oben in der Ablage für Posteingänge lag die altbekannte Karte. Mit einem Bleistift drehte er sie um. Es war nichts draufgeschrieben, nicht mal eine Adresse. Zwei Möglichkeiten gab es: Entweder hatte die Staatsanwältin die Karte aus Jerry Markhams Aktentasche genommen, als sie die Leiche fand, oder der Mörder hatte sie ihr zukommen lassen. Eine Botschaft, genau wie die Karte, die an der Gedenkstätte für John Henderson neben der Straße gelegen hatte, eine Botschaft gewesen war.

Kapitel 42
    A ls Willow zum Revier zurückkam, saß Perez bereits wieder auf seinem Platz in der Einsatzzentrale, an der Ecke des Konferenztisches. Als wäre er nie weg gewesen. Er war dabei, sich durch einen Haufen Zeitungsausschnitte zu kämpfen.
    «Na, macht Miss Laing sich weiterhin rar, oder haben Sie sie inzwischen aufgestöbert?»
    Er schüttelte den Kopf.
    «Glauben Sie, da stimmt was nicht?» Manchmal, dachte sie, würde ich Inspector Jimmy Perez am liebsten schütteln. Mir doch egal, dass die Frau, die er geliebt hat, umgebracht worden ist. Er soll einfach nur mit mir reden wie mit einem ganz normalen menschlichen Wesen.
    «Ich weiß es nicht.» Jetzt blickte er von den Ausschnitten auf und runzelte die Stirn. «Und ich weiß nicht, was ich als Nächstes tun soll. Ihre Haustür war nicht abgesperrt.»
    Willow dachte an ihre Kindheit auf den Uists. «Das ist doch nicht ungewöhnlich, oder? Hier auf den Shetlands?»
    «Vielleicht ja nicht.» Er schwieg kurz. «Ich glaube, dass sie mit dem Boot unterwegs ist. Das ist jedenfalls genau das, was sie tun würde, wenn sie in Bedrängnis gerät. Und am Jachthafen konnte ich nirgends ihr Boot entdecken.»
    «Dann ist ja alles in Ordnung, nicht wahr? Sie wird schon nach Hause kommen, wenn sie Hunger kriegt oder wenn es dunkel wird. Sie schwänzt das Büro für einen Tag, aber so was haben wir doch alle schon mal gemacht.»
    «Aye, mag sein. Mir wäre jedenfalls wohler, wenn ich mit ihr sprechen könnte.»
    «Haben Sie’s schon auf ihrem Handy versucht?» Willow fragte sich, wie sie sich nur in dieses Gespräch hatte verwickeln lassen können. Sie musste jetzt das Team darauf ansetzen, das Geldgeberkonsortium für das Wasserkraftprojekt zu überprüfen. Ihr war, als sauge Perez alle Energie aus ihr heraus.
    «Heather vom Büro der Staatsanwaltschaft hat mir ihre Nummer gegeben. Sie geht aber nicht dran.» Wieder hielt Perez inne. «In ihrem Arbeitszimmer lag eine von diesen Postkarten. Es stand nichts drauf.»
    Auf diese Nachricht war Willow nicht vorbereitet. «Was wollen Sie jetzt tun, Jimmy?»
    «Nichts», sagte er. «Noch nicht. Wie Sie schon sagten, wir warten, bis es dunkel wird. Bis dahin sollte sie wieder zu Hause sein.»
    Willow kam ein anderer Gedanke. «Dieses Boot, das sie da hat, könnte man damit auch größere Entfernungen

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