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Totenbuch

Totenbuch

Titel: Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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unwichtig. Als sie zurückkam,
hatte sie den Ring am Finger. Ich weiß nicht.«
    »Und ob!«
    »Ich hätte die E-Mails an Dr.
Seif nie schreiben dürfen. Die Frau hat mich ganz wirr gemacht. Und dann ist
Shandy aufgekreuzt. Medikamente. Alkohol. Es ist, als wäre plötzlich ein
Ungeheuer in mir zum Leben erwacht«, sagt Marino. »Keine Ahnung, woher es kam.«
    Empört steht Lucy auf,
schleudert den Revolver auf die Couch und marschiert an ihm vorbei zur Tür.
    »So hör mich doch an!«, fleht
er. »Shandy hat mir das Zeug besorgt. Ich bin nicht der Erste, dem sie es
gegeben hat. Der letzte Kerl hatte drei Tage lang einen Ständer. Das fand sie
witzig.«
    »Was für Zeug?« Allerdings kennt
Lucy die Antwort.
    »Das Hormon-Gel. Es macht mich
ganz verrückt, so als ob ich jeden durchvögeln und umbringen wollte. Sie ist
unersättlich. Noch nie war ich mit einer Frau zusammen, die so wenig genug
kriegen kann wie sie.«
    Mit verschränkten Armen lehnt
Lucy sich an den Türstock. »Das Testosteron wurde von einem zwielichtigen
Proktologen in Charlotte verschrieben.«
    Marino verzieht überrascht das
Gesicht. »Woher weißt du ...« Seine Miene verfinstert sich. »Aha, ich verstehe.
Du hast hier rumgeschnüffelt. Das hätte ich mir gleich denken können.«
    »Wer ist das Arschloch auf dem
Chopper, Marino? Der Mistkerl, den du beinahe auf dem Parkplatz des Kick 'N Horse umgelegt hättest? Der Typ, der
angeblich will, dass Tante Kay stirbt oder aus der Stadt verschwindet?«
    »Schön, wenn ich das wüsste.«
    »Ich glaube, du weißt es ganz
genau.«
    »Das ist die Wahrheit,
Ehrenwort. Shandy kennt ihn anscheinend. Bestimmt ist sie diejenige, die
Scarpetta aus der Stadt vertreiben will. Diese verdammte eifersüchtige
Schlampe.«
    »Möglicherweise steckt auch Dr.
Seif dahinter.«
    »Keine Ahnung.«
    »Vielleicht hättest du die
verdammte eifersüchtige Schlampe überprüfen sollen, bevor du dich auf sie
eingelassen hast«, zischt Lucy. »Vielleicht waren die E-Mails an Dr. Seif, um
Tante Kay eins auszuwischen, ein Spiel mit dem Feuer. Aber vermutlich warst du
gedanklich voll und ganz damit ausgelastet, dich mit Testosteron
einzuschmieren, rumzuvögeln und meine Tante zu vergewaltigen.«
    »Das habe ich nie getan!«
    »Wie würdest du es dann nennen?«
    »Das Schlimmste, was ich je
angerichtet habe«, erwidert Marino.
    Lucy fixiert ihn weiter mit
Blicken. »Woher hast du die Kette mit dem Silberdollar, die du da um den Hals
trägst?“
    »Das weißt du doch selbst.«
    »Hat Shandy dir je erzählt, dass
in das Haus ihres Kartoffelchip-Daddy kurz vor ihrem Umzug hierher eingebrochen
wurde? Genau genommen unmittelbar nach seinem Tod. Die Täter haben die
Münzsammlung und ein bisschen Bargeld erwischt. Obwohl die Polizei davon
ausging, dass die Einbrecher sich im Haus auskannten, konnten sie sie nie
dingfest machen.«
    »Die Goldmünze, die Bull
gefunden hat«, ergänzt Marino. »Eine Goldmünze hat sie nie erwähnt. Die einzige
Münze, die ich je zu Gesicht gekriegt habe, ist die silberne hier. Warum bist
du so sicher, dass nicht Bull sie verloren hat? Schließlich hat er die Leiche
des Kindes entdeckt. Und an der Münze befinden sich die Fingerabdrücke des
kleinen Jungen.«
    »Was, wenn die Münze beim
Einbruch in das Haus von Shandys verstorbenem Daddy gestohlen wurde?«, gibt
Lucy zurück. »Was sagt uns das?«
    »Sie hat das Kind nicht
getötet«, beteuert Marino, allerdings mit leicht zweifelndem Unterton. »Sie hat
nie erwähnt, dass sie Kinder hat. Wenn diese Münze tatsächlich von ihr stammt,
hat sie sie sicher jemandem geschenkt. Als sie mir meine gab, hat sie gelacht
und gesagt, das sei eine Art Hundemarke, um mich daran zu erinnern, dass ich
einer ihrer Soldaten bin und ihr gehöre. Jedoch hätte ich nicht gedacht, dass
sie das wörtlich meint.«
    »Dass wir ihre DNA sicherstellen
sollten, war ein guter Vorschlag«, antwortet Lucy.
    Marino geht hinaus und kommt mit
dem roten Höschen zurück, das er in einem Frischhaltebeutel verstaut und Lucy
reicht.
    »Schon komisch, dass du nicht
weißt, wo sie wohnt«, stellt Lucy fest.
    »Eigentlich weiß ich gar nichts
über sie, und das ist die Wahrheit, verdammt«, entgegnet Marino.
    »Ich kann dir ihre Adresse
verraten. Und zwar hier auf dieser Insel. Ein hübsches kleines Häuschen am
Strand. Sehr romantisch.
    Ach, beinahe hätte ich noch
etwas vergessen. Als ich mir den Schuppen angeschaut habe, parkte im Carport
ein Motorrad. Ein alter Chopper mit einem Nummernschild aus

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