Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenbuch

Totenbuch

Titel: Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
nicht.«
    »Sie müssen sich mit ihm zusammensetzen, und zwar
nicht im Büro. Laden Sie ihn zu sich nach Hause ein und kochen Sie ihm etwas.
Er will Ihnen nichts Böses.«
    Inzwischen stehen sie vor Roses Volvo.
    »Ihr Husten ist ja schlimmer geworden«, sagt
Scarpetta. »Bleiben Sie morgen doch zu Hause.«
    »Sie hätten es ihm besser nicht erzählen sollen.
Warum haben Sie es eigentlich nicht für sich behalten?“
    »Ich glaube, man konnte es an meinem Ring merken.“
    »Aber Sie waren ihm keine Erklärung schuldig«,
wendet Rose ein.
    »Es wird langsam Zeit, dass Marino sich den Dingen
stellt, denen er schon aus dem Weg geht, seit ich ihn kenne.«
    Rose lehnt sich an ihr Auto, als müsse sie sich
daran festhalten. Vielleicht tun ihr auch die Knie weh. »Dann hätten Sie es ihm
viel früher sagen müssen. Weil Sie geschwiegen haben, hat er sich weiter
Hoffnungen gemacht und sich immer mehr in sein Wunschdenken hineingesteigert.
Wenn Sie versuchen, die Gefühle anderer Menschen unter den Teppich zu kehren,
führt das nur dazu ...« Vor lauter Husten kann sie den Satz nicht beenden.
    »Offenbar ist da wirklich eine Grippe im Anzug.«
Scarpetta berührt Roses Wange mit dem Handrücken. »Sie sind ja ganz heiß.«
    Rose nimmt ein Papiertaschentuch aus der Handtasche
und tupft sich mit einem Seufzer die Augen ab. »Dieser Kerl! Ich kann es nicht
fassen, dass Sie auch nur daran denken, ihn anzustellen.« Sie spielt auf Bull
an.
    »Die Praxis wird immer größer. Ich brauche einen
Assistenten im Autopsiesaal, und die Hoffnung, eine qualifizierte Kraft zu finden,
habe ich längst aufgegeben.«
    »Meiner Ansicht nach haben Sie sich auch keine allzu
große Mühe gegeben und waren außerdem zu kritisch.« Der Volvo ist so alt, dass
Rose die Tür noch mit dem Schlüssel öffnen muss. Als die Innenbeleuchtung
angeht, sieht man ihr müdes, eingefallenes Gesicht. Sie steigt ein und zupft
ihren Rock ordentlich über den Schenkeln zurecht.
    »Die besten Assistenten kommen von
Betattungsinstituten oder aus der Pathologie eines Krankenhauses«, erwidert
Scarpetta, die Hand an der Autotür. »Und da das größte Bestattungsinstitut in
dieser Gegend zufällig Henry Hollings gehört, der grundsätzlich die
Medizinische Fakultät der University of South Carolina beauftragt, wenn in
seinem Zuständigkeitsbereich eine Autopsie anfällt, wird er mir wohl schwerlich
einen Mitarbeiter empfehlen. Unser hiesiger Leichenbeschauer wird den Teufel
tun, um mir zu helfen.«
    »Das behaupten Sie jetzt schon seit zwei Jahren. Ihr
Verdacht ist völlig aus der Luft gegriffen.«
    »Jedenfalls geht er mir aus dem Weg.«
    »Genau das habe ich vorhin gemeint, als ich sagte,
Sie würden Gefühle unter den Teppich kehren. Vielleicht sollten Sie einfach mal
mit ihm reden«, schlägt Rose vor.
    »Wer sagt mir, dass ich die Verwechslung meiner
Geschäfts- und meiner Privatadresse im Internet nicht ihm zu verdanken habe?«
    »Warum hätte er so lange damit warten sollen?
Vorausgesetzt, dass er es überhaupt war.«
    »Der Zeitpunkt war eben günstig. Wegen des zu Tode
gefolterten kleinen Jungen haben die Nachrichten über mich berichtet. Außerdem
haben die Zuständigen in Beaufort County nicht Hollings verständigt, sondern
gleich mich mit der Autopsie beauftragt. Hinzu kommt, dass ich an den
Ermittlungen im Fall Drew Martin beteiligt bin und gerade aus Rom zurück war.
Also ein gefundenes Fressen für jemanden, der vorhat, die Handelskammer
anzurufen und meine Praxis unter meiner Privatadresse eintragen zu lassen. Die
betreffende Person hat sogar den Mitgliedsbeitrag bezahlt.«
    »Hoffentlich wurde der Fehler inzwischen berichtigt.
Der Name des Einzahlers müsste eigentlich bekannt sein.«
    »Die Zahlung folgte per Verrechnungsscheck«,
antwortet Scarpetta. »Ich habe nur erfahren, dass es eine Frau war. Zum Glück
wurde alles wieder gestrichen, bevor sich die Information im ganzen Internet
verbreiten konnte.«
    »Der Leichenbeschauer ist aber keine Frau.«
    »Das hat überhaupt nichts zu bedeuten. Sicher wollte
er sich nicht selbst die Hände schmutzig machen.«
    »Rufen Sie ihn doch an und fragen Sie ihn
geradeheraus, ob er plant, Sie aus der Stadt zu vergraulen. Das wäre eines in
einer ganzen Reihe von Gesprächen, die Sie meiner Ansicht nach führen sollten.
Angefangen bei Marino.« Als sie hustet, verlischt die Innenbeleuchtung des
Volvo wie auf ein Stichwort.
    »Er hätte nicht hierher ziehen sollen.« Scarpetta
betrachtet die Rückseite des kleinen,

Weitere Kostenlose Bücher