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Totenbuch

Totenbuch

Titel: Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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andere. Dann versiegelt
sie die Tüten mit leuchtend gelbem Asservatenband, beschriftet dieses mit
einem Markierstift und zeichnet es mit ihren Initialen ab.
    Währenddessen sucht Bull weiter.
Der Strahl seiner Taschenlampe hüpft auf und ab, als er - ganz langsam - ein
paar Meter geht, stehen bleibt, sich hinkauert und dann wieder einige Schritte
macht. »Da ist was«, sagt er nach einigen Minuten. »Das sollten Sie sich besser
selbst anschauen.«
    Als Scarpetta sich nähert, passt
sie gut auf, wohin sie tritt. Etwa dreißig Meter von ihrem Tor auf dem mit Laub
bedeckten Asphalt liegt eine kleine Goldmünze, die an einem zerrissenen,
ebenfalls goldenen Kettchen hängt. Das Gold funkelt im Schein ihrer Taschenlampe
so hell wie der Mond.
    »Waren Sie so weit vom Tor
entfernt, als sie mit dem Mann gekämpft haben?«, erkundigt sie sich zweifelnd.
»Warum befand sich seine Waffe denn dann da drüben?« Sie weist auf die dunklen
Silhouetten von Toren und Gartenmauer.
    »Schwer zu sagen, wo ich genau
war«, antwortet Bull. »Es ging alles so schnell. Ich glaube zwar nicht, dass
ich so weit gelaufen bin, aber ich könnte es nicht beschwören.«
    Scarpetta wirft einen Blick auf
das Haus. »Es ist wirklich ein ganz schönes Stück«, meint sie. »Haben Sie ihn
auch sicher nicht verfolgt, nachdem er die Waffe fallen gelassen hatte?«
    »Ich weiß nur, dass eine
Goldkette mit so einem Anhänger sicher nicht lange auf der Straße herumliegen
würde. Vielleicht bin ich ihm ja wirklich nachgelaufen, und dabei ist die Kette
abgerissen. Ich bin zwar nicht sicher, doch wenn es um Leben und Tod geht, ist
es oft schwierig, Zeit und Entfernungen richtig abzuschätzen.«
    »Richtig«, stimmt sie zu.
    Sie zieht frische Handschuhe an
und hebt das Kettchen mit den Fingerspitzen auf. Ohne Lupe kann sie nicht
feststellen, um was für eine Münze es sich handelt. Sie erkennt nur einen Kopf
mit Krone auf der einen und einen Kranz mit der Ziffer 1 auf der anderen Seite.
    »Sicher ist sie abgerissen, als
Sie ihn festhalten wollten.«
    Inzwischen klingt Bull, als
hätte er sich selbst davon überzeugt. »Hoffentlich müssen Sie das Ding nicht
abgeben. An die Polizei, meine ich.«
    »Da gibt es nichts abzugeben«,
erwidert sie. »Bis jetzt hat ja kein Verbrechen stattgefunden. Nur eine kleine
Rauferei zwischen Ihnen und einem Unbekannten, und ich habe nicht vor, mit
jemandem darüber zu reden. Außer mit Lucy natürlich. Morgen werden wir sehen,
was sich im Labor rauskriegen lässt.«
    Bull ist schon einmal mit dem
Gesetz in Konflikt geraten. Deshalb ist Scarpetta fest entschlossen, zu
verhindern, dass es wieder dazu kommt.
    »Wenn man einen Revolver findet,
muss man doch die Polizei rufen«, stellt Bull fest.
    »Tja, ich tue es aber nicht.«
Scarpetta packt ihre Sachen zusammen.
    »Sie machen sich Sorgen, die
könnten denken, dass ich etwas vorhatte, und mich mitnehmen. Bringen Sie sich
meinetwegen nicht in Schwierigkeiten, Dr. Kay.«
    »Niemand wird Sie mitnehmen«,
entgegnet sie.
     
    Gianni
Lupanos schwarzer Porsche 911 Carrera steht immer in Charleston, ganz gleich,
wie selten sein Besitzer auch in der Stadt sein mag.
    »Wo ist er?«, will Lucy von Ed
wissen. »Habe ihn heute noch nicht gesehen.“
    »Aber er ist in Charleston.«
    »Ich habe gestern mit ihm
telefoniert. Er rief an und bat mich, den Haustechniker zu schicken, weil seine
Klimaanlage nicht richtig funktionierte. Während er weg war, keine Ahnung, wo,
wurde der Filter ausgewechselt. Mr. Lupano lebt ziemlich zurückgezogen. Ich
weiß nur, ob er hier ist oder nicht, weil ich einmal wöchentlich sein Auto
anlassen muss, damit die Batterie sich nicht entleert.« Als Ed einen
Styroporbehälter öffnet, riecht es in seinem kleinen Büro nach Pommes. »Stört
es Sie? Sonst werden sie nämlich kalt. Wer hat Ihnen von dem Auto erzählt?«
    »Rose wusste nicht, dass er hier
eine Wohnung hat«, erwidert Lucy. Sie steht an der Tür und behält die Vorhalle
im Auge. »Aber als sie ihn sah, hat sie ihn gleich erkannt. Mir hat sie gesagt,
dass er einen teuren Sportwagen, vermutlich einen Porsche, fährt.«
    »Woher kennt sie sich so gut mit
Automarken aus? Ihr Volvo ist doch schon mindestens hundert Jahre alt.«
    »Ich war schon immer eine
Autonärrin. So hat Rose zwangsläufig ziemlich viel davon mitgekriegt«,
antwortet Lucy. »Sie könnte Ihnen stundenlang Vorträge über Porsche, Ferrari
und Lamborghini halten. Allerdings nehmen sich die Leute in dieser Gegend
meistens keinen Porsche als

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