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Totenfluss: Thriller (German Edition)

Totenfluss: Thriller (German Edition)

Titel: Totenfluss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain
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Wangen.
    »Wirklich«, sagte Archie.
    Susan wischte die Tränen fort und lächelte. »Warum landet einer von uns beiden nur immer im Krankenhaus?«, fragte sie.
    Die Tür ging auf, und eine der Schwestern schaute herein.
    Susan blieb fast das Herz stehen. Henry.
    Aber die Schwester brachte keine Neuigkeiten über ihren Freund. »Wo ist Robbins?«, fragte sie.
    Susan ließ die Luft entweichen, die sie angehalten hatte. »Eben gegangen«, sagte sie.
    Die Schwester hatte eine längliche Plastikdose mit blauem Deckel in der Hand. »Ich habe seine Ulna«, sagte sie.
    »Seine was?«, fragte Archie.
    »Seine Ulna.« Sie zeigte auf ihren Unterarm. »Die Elle«, erklärte sie. »Anscheinend hat er ein paar Leichen in unser Leichenschauhaus geschickt, und auf einer der Bahren haben sie diese Elle neben der Leiche gefunden. Robbins sollte sie mitnehmen.«
    Susan konnte den Knochen durch das milchige Plastik ausmachen, er war braun und rissig von den vielen Jahren unter der Erde.
    Ralph , dachte sie.
    »Geben Sie ihn mir«, sagte Susan. »Ich laufe ihm schnell nach.«
    Die Schwester zögerte nur kurz. Sie hatte Arbeit zu erledigen. Susan nahm ihr den Behälter ab und lief rasch aus der Notaufnahme.
    Sie kannte das Emanuel Hospital. Ihr Vater war hier gestorben. Wie alle Krankenhäuser war es ein Labyrinth aus Fluren, Ein- und Ausgängen. Sie steuerte auf einen inneren Hauptkorridor zu, in der Hoffnung, Robbins irgendwo zu erblicken. Ralphs Elle ratterte in der Dose, als sie lief.
    Sobald sie den Korridor erreicht hatte, entdeckte sie Robbins Dreadlocks.
    »Hallo!«, rief sie. »Robbins!«
    Er blieb stehen und drehte sich um.
    Eine Frau, die ein Kind in einem Rollstuhl vorbeischob, sah sie böse an.
    Robbins ging auf Susan zu. Der Korridor war auf einer Seite ganz aus Glas und ging auf den Garten für die Kinder hinaus. Es regnete immer noch.
    Susan hielt die Dose in die Höhe. »Sie haben Ralphs Elle vergessen.«
    Robbins ließ den Kopf hängen. »Mist.«
    »Tolles Team, das Sie da haben«, sagte Susan.
    Er nahm ihr die Plastikdose aus der Hand. »Es ist ein sechzig Jahre altes Skelett«, sagte er. »Hat nicht gerade oberste Priorität. Wollen Sie wissen, was aus Ralph wird? Er wird irgendwo in einer Kiste enden. Bis ihn jemand versehentlich wegwirft.« Er sagte es in sachlichem Tonfall, wenn auch nicht ohne Bedauern.
    Ernüchtert machte Susan kehrt, um zur Notaufnahme zurückzugehen. Sie war nicht weit gekommen, als ihr Telefon läutete.
    Sie erkannte den Klingelton, und ihr Magen zog sich zusammen – es war Ian, ihr Chefredakteur.
    Sie meldete sich trotzdem. »Ja?«
    »Sag, dass du im Gebäude bist«, begann er.
    Sie war sich ziemlich sicher, dass sie nicht in dem Gebäude war, auf das er hoffte. »Ich bin im Emanuel«, sagte sie.
    »Was zum Teufel ist los mit dir? Channel Six hat ein Foto gebracht, auf dem du neben Archie Sheridan stehst, der auf einer Trage liegt, und gerade habe ich einen Internetbericht gelesen, dass du eine der beiden Personen warst, die Henry Sobol gefunden haben.«
    »Ich wollte es noch melden«, sagte sie. »Ich war beschäftigt.«
    »Bist du tot? Bist du geistig behindert?«
    »Nein.«
    »Dann schwing deinen Arsch ins Büro.«
    Er legte einfach auf.
    »Ich habe keinen Wagen hier«, sagte sie ins Leere. Sie war mit Henry im Rettungswagen zum Krankenhaus gekommen. Ian hatte nicht einmal gefragt, wie es Henry ging, wie es Archie ging. Nichts. Es interessierte ihn nicht.
    Sie steckte das Handy weg.
    Sie konnte sich ein Taxi rufen. Falls sie eins bekam bei diesem Wetter.
    Dann dachte sie darüber nach. Der Regen glitt großflächig an den riesigen Scheiben herab.
    Scheiß auf Ian.
    Es war noch nicht mal 22.00 Uhr. Er konnte die Druckmaschinen für die Ausgabe des nächsten Tages noch stundenlang anhalten.
    Sollte er ruhig eine Weile schmoren.
    Sie bog um eine Ecke und fuhr mit dem Aufzug in den fünften Stock hinauf. Der Aufzug öffnete sich zu einem Gang mit Blick auf das Atrium. Susan bog rechts ab und ging einen Flur entlang, der zu den Büros der Ärzte führte.
    Die Fotos waren noch da, bei jeder dritten Tür hingen sie in ihren Rahmen auf der hellblauen Wand. Die Schwarz-Weiß-Bilder gehörten zu einer Dauerausstellung, die von der Oregon Historical Society gesponsert wurde. Ein Schwarzer mit Filzhut trug einen blonden kleinen Jungen durch hüfthohes Wasser, vorbei an Autos, die bis zum Dach geflutet waren. Eine Luftaufnahme von Dutzenden von Wohnhäusern, die aus ihren Fundamenten gehoben und zu

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