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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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die Nase ab und starrte zu den Hausmädchen hinüber, die sich aus der Schusslinie begeben hatten, aber hinter den Türen hervorlugten. Sie fand ein junges Gesicht, das von wildem Haar umrahmt wurde. »Ich wünsche dir viel Spaß mit deiner Gespielin, Drew. Du hast sie verdient.«
    Dann ging sie, um draußen auf ihre restlichen Koffer zu warten.
    Und Aal fand, dass sie mehr Glück gehabt hatte als er, sie hatte viel näher an der Tür gestanden. Zwischen ihm und der Tür standen fünf bewaffnete Männer, seine eigenen, aber diese Formalität würden sie nur zu gern ignorieren.
    »Nehmen Sie die Waffe runter, Mr Fletcher«, sagte Mullavey, der ihm direkt ins Gesicht sah und ein perfektes Ziel abgab, »oder ich sehe mich gezwungen, jemand anderen in diesem Raum das Feuer eröffnen zu lassen.« Er sah sich um; der innere Zwist darüber, wem man zur Loyalität verpflichtet war, spiegelte sich deutlich auf dem Gesicht jedes Einzelnen wider. »Und sie werden es tun, sobald sie sich daran erinnern, wessen Bruder ihr Gehalt bezahlt.«
    Aal steckte die Waffe wieder ein. Es war Zeit, Hogarth zu holen und zu verschwinden, während ihn Mullavey triumphierend wie ein frisch gekrönter Kaiser beobachtete. Noch nie war ihm eine Tür so weit weg vorgekommen. Aber diese Selbstbeherrschung war schon sehr erstaunlich; er konnte nur noch eine Hand benutzen, und alles, was er tun wollte, war, seine Pistole wieder zu ziehen und eine Kugel in Mullaveys Kopf zu schießen.
    Vielleicht ein anderes Mal.
    Wenn er entsprechend motiviert wurde, besaß er eine Engelsgeduld.
     
    Aal ließ Hogarth fahren und einige Besorgungen erledigen, die sie bis nach Einbruch der Nacht beschäftigten. Größtenteils Einkäufe, er ließ Hogarth Plastikflaschen mit Wasser kaufen, Nüsse, Kerne, Beeren, lauter Nahrungsmittel, die sich in einer kühlen Umgebung Tage, wenn nicht sogar Wochen, halten würden.
    Geld spielte keine Rolle, nicht mit dreißigtausend Dollar von Mullavey in der Tasche. Beim letzten Halt öffnete Aal das Handschuhfach und legte einen kleinen, schweren Gegenstand auf das Geld, einen Totschläger, außen dick mit Gummi ummantelt und innen mit Blei beschwert.
    Nachdem der Proviant gekauft war, dirigierte Aal Hogarth in die Gegend oberhalb der Bucht, in die Nähe des St.-Louis-Friedhofs. Für die Häuser, die hier standen, musste man nur wenig Miete zahlen, und in der Nähe befand sich außerdem ein altes Lagerhaus. Der nächste Block wirkte ziemlich verlassen und schien für seine Zwecke geeignet zu sein. Das French Quarter lag nur wenige Blocks und dennoch eine Ewigkeit entfernt.
    »Okay, okay, fahren Sie hier ran«, sagte Aal.
    Hogarth sah schnaubend durch die Windschutzscheibe; das war eine ganz üble Gegend. »Wen kennen wir hier?«
    Aal zog eine Handvoll Scheine hervor; es mochten etwa fünftausend Dollar sein. »Ich muss hier jemanden auszahlen.« Er wedelte mit den steifen Scheinen unter Hogarths Nase herum. »Denken Sie etwa, wir könnten unsere Verbündeten nur dadurch halten, dass wir an ihre Fairness appellieren?«
    Hogarth fuhr an den Bordstein und schaltete die Scheinwerfer aus, ließ den Motor aber laufen. Aal drehte am Radio, bis er einen Nachrichtensender fand, den er eingeschaltet ließ. Dann warf er hin und wieder einen Blick die Straße hinauf und hinunter, dabei wirkte er, als würde er immer ungeduldiger werden.
    »Was haben Sie für eine Waffe?«, fragte Aal. »Ich glaube, dass wir diesem Kerl trauen können, aber man weiß ja nie.«
    »Browning Hi-Power.«
    »Geben Sie sie mir mal, ich kann Ihnen was an der Browning zeigen, das Sie bestimmt noch nicht kennen.« Als er sie in der Hand hielt, drehte Aal sie um, rammte sie gegen Hogarths Brust und jagte ihm vier Kugeln hinein. Dann packte er den Körper, bevor er gegen die Hupe fallen konnte.
    Nun bewegte sich Aal so schnell er konnte; er riss sich die Bandage von der Schulter und warf sie auf den Rücksitz – seine Blutgruppe war garantiert irgendwo aktenkundig. Dann wischte er an verschiedenen Stellen im Wagen herum, an denen ein Fremder gewiss versuchen würde, seine Fingerabdrücke zu beseitigen. Zumindest in einer Hinsicht hatte Mullavey recht gehabt: Der Anschein, den die Dinge machten, war manchmal wichtiger als die Art, wie sie wirklich waren. Er sammelte seine Tüten zusammen, ließ die warme Browning in die größte fallen, und dann ließ er den Wagen zurück, dessen Motor noch immer in der Nacht vor sich hin tuckerte.
    Dann ging er in die Richtung des Flusses und

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