Totentanz im Monsterland
recht«, meinte der Dämon endlich. »Ich bin etwas überwältigt, so nahe…«
Er hielt inne und klopfte erneut.
»Wir haben bereits gespendet!« rief die Stimme.
»Ihr mißversteht, meine Dame!« rief ich zurück. »Wir sind gekommen, um die übergroße Weisheit von Plaugg zu suchen!«
»Ihr sucht was?« kreischte die Frau. »Nun weiß ich, daß ihr an der falschen Adresse seid.« Ich hörte das Geräusch von Füßen, die über den Boden schlurften. »Na gut. Ich glaube, ich muß die Verrücktheiten des alten Gottes wohl ertragen. Wartet einen Augenblick, ich schiebe den Riegel zurück.«
Die Tür gab ein quietschendes Geräusch von sich und schwang auf. Auf der anderen Seite stand niemand.
»Kommt rein, wenn es sein muß!« rief die Frauenstimme. »Götter läßt man nicht den ganzen Tag warten!«
Snarks und ich traten vorsichtig ein. Wir durchquerten eine Vorhalle mit zerbrochenen Marmorfliesen auf dem Boden und betraten einen großen Raum, der einer dringenden Reinigung bedurfte.
»Plaugg!« rief die Stimme. »Ob du es glaubst oder nicht, hier will dich jemand sprechen.«
»Was?« rief eine irgendwie verwirrt klingende männliche Stimme zurück. »Wie? Oh, ja. Ich bin in einer Minute da.«
Snarks schaute sich verwundert in dem schmutzigen nichtsdestotrotz jedoch irgendwie beeindruckenden Zimmer um, in dem wir uns befanden. »Du weißt, wer das war«, flüsterte er. »Plaugg!«
»Der Wundersam Schlafmützige«, bemerkte die körperlose Stimme. »Er hat es schon schwer genug. Ihr solltet ihn nicht auch noch grundlos ermutigen.«
»Ich komme schon! Ich komme schon!« Ein Mann, der noch kleiner und nichtssagender war als die letzten paar Götter, denen wir begegnet waren, rauschte durch ein großes Spinnennetz, welches vor einem der zahlreichen diesen Raum umgebenden Alkoven hing. »Laßt mir noch einen Moment, um meine Roben zu richten.« Er fummelte an seiner Tunika herum, die noch fadenscheiniger war als die anderen, welche wir bereits bewundern durften. Er zog das Tuch ein paar Zentimeter auf seine rechte Schulter und runzelte die Stirn; dann zerrte er es zurück.
»So«, sagte er endlich. Mir fiel kein Unterschied zu vorher auf. »Das reicht jetzt. Nun, was ist euer Anliegen?«
Snarks fiel auf die Knie. Selbst ich erinnerte mich noch gut an diesen bemerkenswert nichtssagenden Gott, der uns an jenem schon so lange zurückliegenden Tag im Kampf gegen die Niederhöllen unterstützt hatte. Es war Plaugg.
»Oh, Eure Unbeschreibbarkeit«, kroch Snarks vor ihm herum. »Das ist eine solche Ehre, Eure Unbemerkbarkeit. Wie soll ich nur anfangen…«
»Entschuldigung«, unterbrach Plaugg ihn, »aber bist du nicht ein Dämon?«
»Wie? Ja natürlich, Eure Fadheit«, stammelte Snarks, »hergekommen, um – öh…«
»Das hatte ich mir doch gedacht«, meinte Plaugg stolz zu niemand Bestimmtem. »Ich bin nämlich ein Gott, mußt du wissen. Solche Sachen entgehen selten meiner Aufmerksamkeit.«
»Wirklich?« bemerkte die Frauenstimme. »Warum bemerkst du dann nicht irgendwann einmal den Zustand dieses Hauses?«
»Nun, meine Liebe«, sagte Plaugg mit einem Stirnrunzeln. »Ich bin mir sicher, daß diese netten Pilger hier sich nicht für…«
»Ich will mich auch nicht dauernd darum kümmern müssen!« erklärte die andere Stimme. »Aber wann kriege ich dich sonst schon mal dazu, daß du mir zuhörst…«
»Meine Liebe«, antwortete Plaugg sanft. »Jetzt ist weder die richtige Zeit noch der richtige Ort für innerhäusliche Diskussionen. Und warum manifestierst du dich nicht für diese netten Leute? Es ist nicht sehr höflich, so im Raum zu schweben und Erklärungen aus dem Äther abzugeben.«
»Na, da hast du ausnahmsweise einmal recht«, stimmte die Frau ihm zu. »Einmal.«
Eine hellgraue Wolke materialisierte in der Mitte des Raums. Plaugg wandte sich wieder an Snarks.
»Wir haben hier oben nicht sehr viele Dämonen.«
»Wir haben hier oben nicht sehr viel von irgendwas!« erklärte die Frauenstimme, die nun Gestalt angenommen hatte, eine Gestalt, die, abgesehen davon, daß sie weiblich war, dieselbe Größe und dasselbe Aussehen wie Plaugg hatte. »Ich meine, wer kommt schon zu so einem Ort?«
»Na, na, Devuna«, versuchte Plaugg sie zu beruhigen.
Aber nachdem sie einmal in Fahrt gekommen war, konnte die Göttin so schnell nicht mehr gebremst werden. »Warum schaust du dir nicht einmal diesen Dreck hier an. In diesem Haus müßte alles mal gründlich gesäubert und dann repariert werden. Und von
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