Toxin
gestellt, und ich hätte mich unwohl gefühlt, wenn ich ihn belogen hätte.«
»Aber hier wird man dir auch ein paar Fragen stellen«, gab Tracy zu bedenken. »Was willst du dann sagen?«
»Keine Ahnung«, erwiderte Kim. »Ich lasse mir etwas einfallen.«
»Hast du eine Ahnung, wie lange wir diesmal warten müssen?« fragte Tracy.
»Laut Dr. Washington geht es schnell«, erwiderte Kim. Bei ihrer Ankunft waren sie zufällig dem Leiter der Notaufnahme in die Arme gelaufen. Er hatte von Beckys Tod gehört und ihnen sein Beileid bekundet. Außerdem hatte er versprochen, daß Kim so schnell wie möglich behandelt werde, und hatte keine Bedenken geäußert, als Kim sagte, er wolle nicht seinen richtigen Namen angeben.
Für eine Weile saßen sie schweigend da und betrachteten geistesabwesend die Kranken und Verletzten, die an ihnen vorbeigingen. Schließlich brach Tracy das Schweigen. »Je länger ich über die ganze Geschichte nachdenke, desto weniger bin ich bereit zuzulassen, was du dir in den Kopf gesetzt hast. Nach allem, was passiert ist, kann man das nur als Selbstmord bezeichnen, sich um einen Job bei Higgins und Hancock zu bemühen.«
»Du bist nicht bereit, es zuzulassen? Wie soll ich das denn verstehen?« fragte Kim leicht gereizt. Er zermarterte sich immer noch das Hirn über Beckys ersten Aufenthalt in der Notaufnahme. »Wie willst du mich denn zurückhalten? Willst du mir den Weg versperren?«
»Bitte, Kim«, entgegnete Tracy. »Ich versuche, mich mit dir zu unterhalten. Nach dem, was Becky zugestoßen ist, mache ich mir ernsthafte Sorgen, ob du imstande bist, vernünftige Entscheidungen zu treffen. Ein Job bei Higgins und Hancock ist für dich lebensgefährlich.«
»Ungefährlich ist es vielleicht nicht. Aber ich habe keine andere Wahl. Wenn wir die Medien gewinnen wollen, gibt es nur diesen Weg. Die Medien sind unsere einzige Hoffnung, wenn wir etwas gegen die skandalösen Umstände unternehmen wollen.«
»Was hoffst du denn bei Higgins und Hancock zu finden, das dieses hohe Risiko rechtfertigt?« fragte Tracy. »Nach was für Beweisen willst du konkret suchen?«
»Das kann ich erst sagen, wenn ich einen Einblick habe«, gestand Kim. »Aber ich weiß in etwa, wonach ich suche und worum es geht. Marsha Baldwin hat herausgefunden, daß irgend etwas mit dem Kopf des letzten, am neunten Januar geschlachteten Tiers nicht in Ordnung war. Ich will herausfinden, was mit dem Tier los war. Außerdem will ich mich um das Verschwinden von Marsha kümmern. Irgend jemand muß etwas darüber wissen. Und schließlich will ich herausfinden, wie Kolibakterien ins Fleisch gelangen. Marsha hat erwähnt, daß es irgend etwas mit der Art zu tun hat, wie sie die Tiere schlachten. Ich will das alles mit eigenen Augen sehen und dann dokumentieren. Sobald mir das gelungen ist, schalte ich Kelly Anderson ein. Ihre Aufgabe ist es dann zu zeigen, auf wessen Seite das Landwirtschaftsministerium in Wirklichkeit ist.« Tracy starrte vor sich hin.
»Willst du gar nichts dazu sagen?« fragte Kim nach einer Weile. »Doch«, erwiderte Tracy. Sie klang, als ob sie gerade aus einer kurzen Trance erwacht wäre. »Klingt ziemlich vernünftig, wie du dein Vorhaben darstellst. Aber eins sage ich dir: Ich lasse dich nicht allein gehen. Ich mache mit. Ich will dir im Notfall helfen können. Wenn es sein muß, bewerbe ich mich auch um einen Job.«
»Meinst du das im Ernst?« fragte Kim. Er war verblüfft. »Natürlich«, erwiderte Tracy. »Becky war auch meine Tochter. Ich finde, du solltest nicht der einzige sein, der etwas riskiert.«
»Eine interessante Idee«, grübelte Kim laut vor sich hin. Jetzt war er derjenige, der gedankenverloren ins Leere starrte. »Ich müßte mich nicht einmal verkleiden«, fügte Tracy hinzu. »Mich haben sie ja noch nicht gesehen.«
»Ich bin mir nicht so sicher, ob man dich einstellen würde«, gab Kim zu bedenken. »Du hättest es bestimmt schwerer.«
»Warum?« fragte Tracy. »Wieso sollten sie dich lieber nehmen wollen als mich?«
»Laut Marsha suchen sie zwar ständig nach Arbeitskräften, aber in erster Linie Schlachter«, erwiderte Kim. »Ich glaube nicht, daß das etwas für dich wäre.«
»Nein, mit Sicherheit nicht«, gestand Tracy. »Aber vielleicht können sie mich als Sekretärin oder Bürokraft gebrauchen. Wäre doch einen Versuch wert.«
»Ich habe eine bessere Idee!« rief Kim. »Erinnerst du dich an Lee Cook, der im Samaritan Hospital für mich gearbeitet hat?«
»Ich glaube ja«,
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