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Tränen aus Feenstaub

Tränen aus Feenstaub

Titel: Tränen aus Feenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Artmann
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Wenn er schon darauf bestand, kein Produkt ihrer Phantasie zu sein, sollte er den Auslöser dieser ganzen verworrenen Situation doch bei sich selbst suchen.
    „Warum denkst du nicht darüber nach, was dich dazu gebracht hat, dich in die Traumwelt eines fremden Mädchen zu drängen? Es ist nämlich keineswegs sicher, dass ich für dieses Schlamassel verantwortlich bin!“
    Mit dieser Argumentation war Finn nun seinerseits nicht einverstanden. Das wollte er ihr auch klar machen. Aber dazu kam er nicht mehr. Pina wachte aus ihrem unruhigen Fieberschlaf soweit auf, dass sie die Nachtschwester erkennen konnte.
    „Na, da bist du ja wieder. Dein Fieber hat uns ein bisschen Sorgen bereitet, Pina!“

7

    An diesem Tag nickte Pina immer wieder ein. Aber ihr Schlaf war unruhig und nicht tief genug, um in ihre Traumwelt eintauchen zu können. Auch den Besuch ihrer Eltern bekam sie nur so am Rande mit.
    Bei Tobi war das etwas anderes. Er war hartnäckig genug, auf ihren angeschlagenen Zustand keine Rücksicht zu nehmen. Er wollte unbedingt mit seinen Neuigkeiten vor Publikum glänzen.
    So kam es, dass Pina sich unverhofft in der Gesellschaft der kleinen Nervensäge befand. Denn der saß auf dem Tisch, wo auch ihre Schulbücher lagen und starrte sie so intensiv an, als wolle er sie mit reiner Willenskraft aufwecken.
    Was dann tatsächlich auch klappte und ihn darin bestätigte, dass sein Blick magische Fähigkeiten haben musste.
    „Ist aber auch Zeit geworden, dass du endlich wach wirst“, beschwerte sich Tobi.
    Pina war immer noch benommen und wusste nicht, womit sie es verdient hatte, den Quälgeist in ihrem Zimmer vorzufinden.
    „Tobi!“, stöhnte sie desorientiert. „Kannst du mich nicht einmal zu nachtschlafender Zeit in Ruhe lassen?“
    Tobi sprang vom Tisch und kam näher an Pinas Bett. Er schaute sie missbilligend an. „Es ist mitten am Nachmittag und ich war schon mindestens zehnmal da. Aber du warst immer so durcheinander oder hast geschlafen, so dass man nicht mit dir reden konnte“, beschwerte er sich.
    „Wie sieht es jetzt aus? Kann ich endlich erzählen, was ich herausgefunden habe?“
    Pina schloss kurz genervt die Augen. Aber da sie Tobi kannte, war ihr klar, dass er  so lange stehen bleiben würde, bis sie ihm zuhörte. Oder er ging und kam sooft wieder, bis er losgeworden war, was er unbedingt sagen wollte. Also war es besser, die Sache schnell hinter sich zu bringen.
    „Okay, spuk aus, was dir auf der Seele brennt!“
    Tobi strahlte. Endlich konnte er mit seinem Wissen glänzen.
    „Die neue Schwesternschülerin war die letzten Wochen auf der Intensivstation!“ Diese wichtige Information teilte er Pina so mit, als ob sie wissen müsste, was er damit sagen wollte.
    „Aha?“
    Tobi hatte sich ihre Reaktion ein wenig anders vorgestellt. „Intensivstation!“, wiederholte er noch einmal und betonte das Wort extra stark. Aber da Pina damit immer noch nichts anfangen konnte, musste er deutlicher werden.
    „Das abgetrennte Bein!“
    „Ach so, das abgetrennte Bein!“, erinnerte sich das Mädchen daran, was Tobi ihr vor kurzem mitgeteilt hatte.
    „Es ist gar nicht ab“, bedauerte Tobi. Dabei sah er sie entschuldigend an, als ob sie jetzt tief enttäuscht sein müsste. Um ihr diese schlimme Nachricht erträglicher zu machen, wartete er auch nicht lange mit der nächsten Hiobsbotschaft.
    „Aber der Typ, um den es geht, hat sich wenigstens jeden Knochen gebrochen, den es gibt!“ Und dann rückte Tobi auch noch mit der Nachricht heraus, die seiner Meinung nach absolut spektakulär war.
    „Weißt du was, Pina? Der Typ liegt jetzt im Koma!“
    Pina war es nicht möglich, sich über so eine Tragödie zu freuen. Und da ihre gewünschte Reaktion ausblieb, musste Tobi der Angelegenheit mehr Ernsthaftigkeit verleihen.
    „Du kannst die Neue fragen! Dieses Mal ist es wirklich so, wie ich es gesagt habe!“
    „Du bist ein hoffnungsloser Fall!“, schüttelte Pina den Kopf.
    Wie konnte man nur so sensationslüstern sein? Als ob nicht jeder Patient in diesem Krankenhaus seine eigenen Probleme hätte, einschließlich Tobi. Da war es wirklich nicht angebracht, sich auch noch an der Tragödie eines anderen zu freuen. Aber vielleicht war Tobi einfach noch zu jung, um so etwas zu begreifen. Oder diese aufdringliche Sensationslust war seine Art, vor den eigenen Problemen davonzulaufen.
    Tobi, der den ganzen Tag gewartet hatte, um seine Neuigkeiten weiter zu erzählen, war über Pinas mangelnde Begeisterung

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