Träum ich?: Roman (German Edition)

Gogo, »muss es doch etwas geben, Gogo, womit ich mich bei Ihnen bedanken könnte. Kann ich irgendetwas für Sie tun?«
    »Ich wüsste da etwas«, verkünde ich.
    »Was denn?«, fragt Selma.
    »Gogo, hast du nicht eben gesagt, du wolltest etwas für deine Fitness tun?«
    »Ja … schon … aber …« Gogo sieht aus, als wollte er das am liebsten zurücknehmen.
    »Selma ist die absolute Fitnessexpertin. Sie kann dich besser trainieren als jeder Trainer und würde dich bestimmt gerne mit ins Fitnessstudio nehmen.«
    Selma hält begeistert die Luft an. »Aber ja! Gogo, bitte lassen Sie mich, Sie werden es nicht bereuen!«
    Gogo hebt abwehrend die Hände. »Das ist nicht nötig«, sagt er zu ihr. »Ich hab’s Lily gegenüber nur ganz beiläufig erwähnt, aber Sie müssen sich keine Mühe machen. Eigentlich bin ich doch ganz gut in Form.«
    »Gogo«, sagt Selma in vertraulichem Tonfall, »Sie sind ein sehr gut aussehender Mann, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.«
    »Danke«, erwidert er verlegen.
    »Aber Sie könnten noch besser aussehen. Manchmal mache ich mir Sorgen, weil Sie so müde aussehen, wenn ich morgens an Ihnen vorbeijogge.«
    »Der Job fordert eben seinen Tribut.«
    »Dann möchte ich Ihnen das schenken. Jeden Tag nach der Arbeit gehe ich mit Ihnen ins Fitnessstudio, dann machen wir ein kleines Zirkeltraining. Dort gibt es einen großartigen Trainer, Carter, der uns helfen kann.«
    »Eine tolle Idee«, sagt Dolly. »Sie werden schon sehen, Gogo, wie gut Selma sich mit diesen Dingen auskennt. Sie hat Lily und mich all die Jahre in Form gehalten. Meinen Sie, wir könnten sonst ungestraft so viel essen?«
    »Du solltest das Angebot annehmen«, sagt Juan.
    »Ich würde es tun. Mrs Burns sieht echt fit aus«, meint auch Maurilio.
    »Ach, Maurilio«, sagt Selma verlegen.
    »Was hast du zu verlieren?«, frage ich Gogo.
    »Nur ein bisschen Fett, im Tausch gegen Muskeln«, scherzt er.
    »Also abgemacht!«, ruft Selma und klatscht in die Hände. »Ma, gib mir die Krücken.« Sie streckt auffordernd die Hände aus und klemmt sich dann die Krücken unter die Arme.
    »Ich rufe jetzt Carter an und sage ihm, dass wir heute Abend ins Studio kommen«, verkündet sie und hüpft entschlossen auf einem Bein nach Hause.
    Gogo seufzt.
    »Worauf hab ich mich da bloß eingelassen?«, fragt er.
    »Du wirst viel Spaß haben, vertrau mir«, sage ich.
    »Und wenn nicht?«, fragt er.
    »Dann schulde ich dir was«, erwidere ich und flirte ein bisschen mit ihm, worauf Gogo mich spontan anlächelt.
    Ich sehe mich um und bemerke plötzlich, dass Selma, Dolly, Juan und Maurilio Zeugen dieses kleinen Intermezzos sind.
    Verlegen senke ich den Kopf und widme mich wieder dem Essen.

Siebzehn
    M an könnte meinen, wir befänden uns in einer Renovierungsshow, kurz vor der Präsentation der ehemaligen Bruchbude, die nun nicht mehr wiederzuerkennen ist. Jeder einzelne Anwohner der Morning Hill Lane steht auf der Straße und benimmt sich, als wäre sein Haus gerade auf den neues ten Stand ultramoderner Architektur gebracht worden. Dolly grillt Hot Dogs, Hamburger, Maiskolben und Koteletts (auf ihrem Grill im Garten, nicht über einem Lagerfeuer) und alle greifen begeistert zu. Mrs Fabrezi hat mit ein paar Raketen, die vom Unabhängigkeitstag übrig geblieben waren, ein kleines Feuerwerk veranstaltet. Die Fishbounds haben einen Apparat für Zuckerwatte gemietet, und Mr Saulbrook bastelt für die Kinder Luftballontiere. Der halbwüchsige Sohn der Rindchecks, ein angehender DJ, sorgt für Musik und Mrs Southy und der alte Poolson tanzen schon den ganzen Abend (sehr zu Dollys Leidwesen, die daraufhin ausgiebig mit Mr Daley, Mr Marra und Mr Rozsa tanzt, was wiederum Poolson sichtlich betrübt). Selbst Rose und Leo sind aus New York gekommen, um das Ende von Phase eins des Mor ning-Hill-Lane/Golden-Bakeries-Projekts zu feiern. Rose tanzt mit Maurilio und Raul bringt Leo, Juan und Alejandro die Feinheiten des Bridgespiels bei. Selbst Mr Carverman, Gogos Chef und Schwiegervater, amüsiert sich großartig. Als er herkam, um einen Blick auf Gogos Arbeit zu werfen, wurde er von Dolly direkt zur Party eingeladen. Brad ist auch dabei, scheint aber nicht viel Spaß zu haben. Er folgt Mr Carverman auf Schritt und Tritt wie ein kleiner Hund – ein eifersüchtiger kleiner Hund.
    »Dieses Projekt hat bei meinem Schwiegersohn wahre Wunder bewirkt«, erklärt mir Mr Carverman. »Er ist nicht mehr der Trottel, den meine Tochter vor Jahren angeschleppt hat.