"Träume aus 1001 Nacht" 6
schaute auf die Uhr. „Haben Sie uns nicht gesucht, weil das Essen fast fertig ist? Ich sollte mich noch umziehen.“
„Sie haben jede Menge Zeit. Mo isst um zwölf, aber wir erst um eins.“ Rashid ging langsam in Richtung Haus, und Bridget folgte ihm.
„Sie haben die schönsten Gärten“, schwärmte Bridget und sog genießerisch den Duft der Blumen ein. „Mo und ich haben alles erkundet. Dann haben wir einen Stock im Teich schwimmen lassen, versucht, alle Blumen zu benennen, und haben am Ende unseren Baum gefunden. Es gibt auch ein Geheimversteck hinter den großen Hecken. Vielleicht kriechen wir da nächstes Mal zum Lesen hinein.“
„Sie waren früher aber bestimmt kein typisches Mädchen, oder?“ Rashid konnte sich nicht vorstellen, dass irgendeine der Frauen, die er kannte, in den Büschen herumkroch. Aber aus Bridgets Mund klang es so abenteuerlich und lustig. Kein Wunder, dass Mo so glücklich war.
„Ich musste schließlich mit Antonio mithalten. Aber zugegebenermaßen habe ich als die weniger Schöne nie so viel mit Make-up und Mode im Sinn gehabt wie Francesca.“
„Ich würde Sie nicht als weniger hübsch bezeichnen“, widersprach Rashid. Hatte ihr Vater ihr den Eindruck vermittelt, sie sei unscheinbarer als Francesca? Sein eigener Vater hatte ihn immer mit seinem Bruder verglichen. Er hatte wohl gehofft, das würde die Söhne zusammenschweißen. Leider hatte es nicht funktioniert. Rashid fühlte sich keinem seiner Brüder besonders verbunden. Sollte er mehr Kinder bekommen, würde er die Taktik seines Vaters bei Mo und seinen Geschwistern nicht anwenden.
„Mit Francesca kann ich sicher nicht mithalten. Obwohl sie einige Zentimeter größer ist, wiege ich wahrscheinlich zehn Kilo mehr als sie.“
Rashid blieb stehen und drehte Bridget langsam zu sich herum. Ihre Rundungen gefielen ihm. Er hatte kein Verständnis für Diäten. Bridget war perfekt, so wie sie war. Sie war eine lebendige Frau. Und er vermutete, unter der Oberfläche verbarg sich noch eine Menge, von der er nichts ahnte.
Sein Puls raste, als er sie betrachtete. Ihr Haar leuchtete in der Sonne, nicht rot, nicht braun, sondern mit goldenen Strähnen. Ihr Blick begegnete seinem offen und ehrlich, nicht kokett und berechnend. Ihre Sommersprossen waren bezaubernd. Am liebsten hätte er jede einzelne von ihnen geküsst.
Nimm dich zusammen, ermahnte er sich. Sie waren im Park und konnten beobachtet werden. Nicht zu vergessen, dass Bridget Gast in seinem Hause war.
Er war nicht bereit für eine Beziehung, und doch fühlte er sich von dieser Amerikanerin magisch angezogen.
„Glauben Sie, Männer mögen Frauen an der Magersuchtsgrenze? Sie sind perfekt, so wie Sie sind, Bridget!“
Voller Überraschung sah sie ihn an.
Rashids Finger strichen sanft über ihre Schultern, ertasteten zärtlich die weiche Haut unter dem Shirt. Er wollte ihren Körper an seinem spüren, seine Theorie bestätigt sehen, dass sie in ihrer vollkommenen Weiblichkeit geradezu ideal zu ihm passte.
Das Verlangen, sie zu küssen, wuchs mit jedem Augenblick. Bridget hielt seinem Blick unbeirrt stand. War er der Einzige, der an einen Kuss gedacht hatte?
Langsam trat sie einen Schritt zurück. „Danke. Mir hat noch niemand gesagt, dass ich perfekt bin.“ Bridget drehte sich auf dem Absatz um und eilte zum Haus zurück.
Obwohl Rashid sich nicht sonderlich anstrengte, hatte er sie bald eingeholt. Sie traten just in dem Moment aus dem Garten, als Francesca und Marie vom Pool zurückkamen. Francesca war notdürftig bedeckt, während Marie sich einen Bademantel übergezogen hatte. Die Frauen waren hierzulande weniger freizügig. Francesca wusste das. Warum ignorierte sie die Sitte bewusst, fragte Rashid sich irritiert.
„Es war traumhaft am Pool“, erklärte Marie, als sie Rashid und Bridget entdeckt hatte. Francesca sah ihnen neugierig entgegen.
„Ich dachte, du liest Rashids Sohn vor?“, fragte sie und zog Bridget an sich.
„Das habe ich auch. Es hat unheimlich viel Spaß gemacht. Mo ist so ein süßer Junge. Wir sind auf einen Baum geklettert.“
„Das erinnert mich an früher, wenn du mit Onkel Paolo zu Besuch kamst.“
„War es schön am Pool?“, fragte Bridget.
„Unheimlich. Aber ich darf nicht zu braun werden. Mein Teint muss für die Aufnahmen gleichmäßig bleiben.“
Rashid hörte ihnen zu und sah Francesca an. Zweifellos war sie schön, aber er konnte nicht umhin, sie immer wieder mit ihrer Cousine zu vergleichen. Bridget hatte eine
Weitere Kostenlose Bücher