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Trattoria Finale

Trattoria Finale

Titel: Trattoria Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick P. Panahandeh
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man ihn belauschen: »Es geht um den Landeshauptmann von Kärnten.«
    »Jörg Haider?«, fragte Jacques zurück.
    »Stimmt«, sagte die Eva Braun trocken.
    »Ein Brudermord also?«, grübelte Ettore laut. »Warum nicht Schüssel oder Klima?«
    »Wir sehen uns nicht in der Pflicht, Ihnen unsere Beweggründe zu nennen, nicht wahr?«
    Nun begann Ettore zu lachen.
    »Was ist denn nun schon wieder so lustig?«, wollte Adolf wissen.
    »Da kenn ich einen Witz«, antwortete Ettore. »Aufgepasst: Viktor Klima, Jörg Haider und Wolfgang Schüssel gehen über die Wiener Reichsbrücke. Diese bricht zusammen. Wer wird gerettet?«
    Die drei zuckten mit den Schultern.
    »Ganz Österreich natürlich«, grinste Ettore.
    Jacques fügte an: »Ach, da kenn ich auch einen: Bei Haider ruft ein Parteigenosse an: Grüßgott, Herr Parteiobmann. Haider sagt: Sie irren sich, ich bin nicht mehr Parteiobmann. Der Anrufer sagt’s aber noch mal und noch mal, Haider wird sauer und schreit in den Hörer: Sie sind wohl blöd oder was! Ich habe Ihnen schon dreimal erklärt, dass ich nicht mehr Parteiobmann bin! Darauf meint der Anrufer: Das weiß ich doch. Ich hör’s aber von Ihnen besonders gerne.«
    Ettore und Jacques lachten gemeinsam über den Witz, obschon er so gut nun wirklich nicht war. Hermann grunzte einmal kurz belustigt auf, fing sich jedoch sofort wieder, als Adolf ihn böse ansah. Eva nahm das Gespräch wieder auf. »Also, ich weiß nicht, was das jetzt soll. Nehmen Sie den Auftrag nun an oder nicht?«
    Ettore sah Jacques an, der schaute ihm tief in die Augen und nickte. Dann wandte er sich der Frau zu, die zwar nicht Eva hieß, aber irgendwie so wirkte wie die Braun in den 1960er Jahren vielleicht hätte aussehen können, wenn sie nicht ihrem Adolf im Führerbunker in eine bessere Welt gefolgt wäre. »Gute Frau, nennen Sie mir doch bitte ein Gericht, das Sie wirklich äußerst gerne essen.«
    »Wie bitte?« Eva wirkte nun noch irritierter.
    »Wenn wir den Auftrag erfolgreich ausgeführt haben, werden wir Sie anschließend zu einem Essen einladen. Das ist unsere Tradition. Ich bin gelernter Koch, wissen Sie? Sagen Sie mir, welches Gericht Sie bevorzugen. Was fällt Ihnen da ein?«
    Sie schüttelte unwillig den Kopf, antwortete dann aber: »Nun, wenn Sie es denn unbedingt wissen wollen – ich mag zum Beispiel sehr gerne Kärntner Fleischkrapfen, am liebsten mit Sauerkraut.«
    »Ha!« Jacques klatschte in die Hände. »Bodenständiges Mädchen. Find ich gut. Vielleicht kann ich auf der Basis auch Ihre feineren Geschmackssinne ansprechen, aber in dieser Richtung kann ich arbeiten. Sehr gut!«
    »Sie sind seltsame Vögel«, kommentierte Hermann, der zwar ebenso wenig Hermann hieß wie die Frau Eva, jedoch tatsächlich ziemlich nach Göring aussah. »Also, sind wir nun im Geschäft, Fleischkrapfen hin oder her?«
    »Ich würde sagen, wir haben einen Deal«, nickte Ettore.
    »Fein«, sagte Adolf, der sich dieses Namens auch nicht bewusst war, obwohl er ab und an Führerfantasien haben mochte. »Aber bedenken Sie, es muss unbedingt wie ein Unfall aussehen. Und nun reden wir über den zeitlichen Rahmen.«
    »Wie sagt man hier in Wien: Pressiert es Sie?«
    »Es gibt Gründe für ein rasches Vorgehen, durchaus.«
    »Zwei bis drei Wochen brauchen wir aber schon zur Vorbereitung«, erklärte Ettore. »Der Mann ist unter ständiger Beobachtung, und bedenken Sie zudem, das Rezept für die Kärntner Fleischkrapfen will auch wohl überlegt sein.«
    »Sie sind verrückt!« Adolf tippte sich an die Stirn.
    Jacques lachte wieder. »Das ist ein wahres Wort, ausgesprochen von einem Politiker, der gerade den Mordauftrag für einen Weggenossen erteilt hat. Oh du wundervolle Alpenrepublik, ich liebe deine Kultur und Geisteshaltung. Wien ist einzigartig.«

    »Jörg Haider?«, stieß Kaiman ungläubig hervor. »Den habt ihr auf dem Gewissen? Hähä, ich korrigiere mich, so was habt ihr ja eher nicht. Aber im Ernst – den habt ihr doch nicht etwa tatsächlich …«
    Ettore nickte. »Das war unser letzter großer Auftrag. Wir denken mit Wehmut dran, muss ich gestehen. Ist ja jetzt auch schon wieder einige Jährchen her. Und es war nicht so schwierig, wie wir anfänglich gedacht hatten. Die moderne Technik hatte uns ja im Windbeutel-Fall schon eingeholt, und bei Haider war’s nicht anders. Ihr kennt ja unseren Fuhrpark: Daimler, Bugatti, Ferrari, alte Schätzchen mit ehrlicher Mechanik. Der Haider aber fuhr einen VW Phaeton, eine todlangweilige Kiste und

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