Traumhaft verliebt - Roman
kletterte auf den Beifahrersitz, während Travis hinters Lenkrad glitt und sein Handy aus der Tasche zog. »Ich rufe nur schnell Tante Raylene an und sage ihr, dass sie nicht so lange bleiben soll.«
Sarah entnahm dem einseitigen Gespräch, dass Raylene den Wetterbericht gehört und den Ausflug abgeblasen hatte.
»Hallo …?« Travis presste den Hörer dicht ans Ohr. »Kannst du mich hören? Tante Raylene?« Er zögerte, dann blickte er auf den Display. »Verdammt.«
»Was ist?«
»Der Akku ist leer«, erklärte er. »Ich lade ihn schnell wieder auf.« Er steckte den Stecker ein. Sie warteten, aber der Akku lud nicht. Travis runzelte die Stirn. »Es ist hin. Hast du dein Handy bei dir?«
»Nein, das hab ich doch im See verloren, an dem Tag, an dem du mich gerettet hast. Ich bin noch nicht dazu gekommen, es zu ersetzen. Tut mir leid.«
»Ist ja nicht deine Schuld, obwohl ich mich frage, wie du ohne Handy zurechtkommst.«
Sie zuckte die Achseln. »Ich telefoniere nicht gern.«
»Trotzdem solltest du eins für Notfälle bei dir haben. Wir werden dir ein neues kaufen, wenn wir wieder in der Stadt sind.«
»Ja, Sir.«
Er stieß die Luft aus. »Auf alle Fälle ist Jazzy in Sicherheit und fühlt sich auf Tante Raylenes Sofa pudelwohl. Sie hat sich in eine Decke gekuschelt und guckt wohl zum zwei Millionsten Mal Die kleine Meerjungfrau , da muss ich mir keine Sorgen machen.«
»Das ist gut.«
Durch die Windschutzscheibe sah Sarah, dass der Himmel die Farbe eines frischen Hämatoms angenommen hatte. Der Wind peitschte die Baumwipfel. In nur wenigen Stunden war die Temperatur dramatisch gefallen. Sie hatte vergessen, wie wechselhaft und unvorhersehbar das Wetter in Nordtexas sein konnte. Travis wendete und überprüfte im Rückspiegel den Anhänger.
Er fuhr in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Der Pick-up erklomm eine kleine Anhöhe. Auf der anderen Seite war eine tiefe Rinne in der unbefestigten Straße. Der Wagen setzte hart auf. Ein lauter Knall ertönte, die Erschütterung brachte Sarahs Zähne zum Klappern.
Der Pick-up kam zum Stehen.
Travis gab Gas, doch ein lautes Scheppern und Schleifen ließ ihn sofort den Fuß vom Pedal nehmen.
Er fluchte.
Sarah runzelte besorgt die Stirn. Das klang gar nicht gut. »Was ist los?«
»Bleib im Wagen«, sagte er und stieg aus. »Es ist saukalt draußen.«
»Was ist passiert? Kann ich helfen?«
»Bete einfach, dass es nicht das ist, was ich denke.«
Er knallte die Tür zu und verschwand aus ihrem Blickfeld, als er sich bückte, um unter den Pick-up zu blicken. Ein paar Minuten später war er wieder da, einen grimmigen Ausdruck im Gesicht.
»Ich nehme an, meine Gebete haben nichts genützt.«
»Die Achse ist gebrochen«, murmelte er.
»Was bedeutet das?«
»Dass der Wagen abgeschleppt werden muss. Mein Akku ist hin und …« Er verstummte, denn in diesem Augenblick öffnete der Himmel seine Schleusen und ließ eine Eislawine auf sie niederprasseln.
Kapitel fünfzehn
D as ist also eine Jagdhütte.« Sarah blickte sich in dem kleinen Blockhaus mit nur einem Raum um. Hier müsste dringend mal wieder sauber gemacht werden. Spinnweben hingen in den Ecken und erinnerten an Halloween. Ein Campingkocher, der in den 1950ern vermutlich bessere Tage gesehen hatte, stand neben dem grob gezimmerten Tisch aus Kiefernholz. Zerbeulte Töpfe und Pfannen hingen an Haken von der Wand. Der rußige Kamin machte einen lebensgefährlichen Eindruck. An der Wand gegenüber stand ein Doppelbett, auf dem ein hoher Stapel verblichener Decken lag.
Travis drückte auf den Lichtschalter, aber nichts passierte. »Frank muss den Strom abgestellt haben, weil er dieses Jahr nicht vermietet.«
»Dann heißt das jetzt wohl: du und ich allein in dieser Hütte.«
»Ja.«
Na prima. Jetzt saßen sie also hier zusammen in der Falle. Ein leicht klaustrophobisches Gefühl beschlich sie. Sie trat ans Fenster und spähte hinaus. Der Hagel prasselte vom Himmel wie ein grauer Vorhang und schlug mit einem lauten Klink, Klink, Klink gegen die Fensterscheiben.
»Ich bin nicht wirklich ein Naturkind«, gab sie zu.
»Ach nein? Die Stilettos, die du hier tragen wolltest, und die schicken Handschuhe waren in der Tat ein verräterisches Zeichen. O ja, nicht zu vergessen das kleine Designer-Täschchen.«
Sarah presste ihre Dooney&Bourke-Handtasche an ihre Brust. »Was hast du gegen meine Handtasche? Da steckt alles drin, was man zum Leben braucht: Make-up, Geld, Kreditkarten, Führerschein, Pfefferminz,
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